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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Juergens
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abzusagen, als mir klar wurde, dass ich, sobald seine Stimme erklang, kein Wort herausbringen würde. Mein Hals war viel zu trocken, meine Hände und meine Knie zitterten. Ich legte den Hörer wieder hin und redete mir ein, dass es kein Verbrechen sei, mit einem netten Mitmenschen einen langen Spaziergang zu unternehmen. Mein Gott, ich hatte ja nicht vor, mit Mark ins Bett zu hüpfen. Um ein schlechtes Gewissen Lisa gegenüber erst gar nicht aufkommen zu lassen, nahm ich mir fest vor, Mark zur Rede zu stellen.
    Es war ein wirklich gelungener Nachmittag. Ich tippte fünf Bewerbungen (drei davon als Büroaushilfe), die Bewerbung als bibliothekarische Hilfskraft und die unkonventionelle Bewerbung als Verlagssekretärin, die ich nach wie vor als besonders gelungen empfand. Um halb fünf begab ich mich zu meiner Verabredung. Mark wartete an der Straße. Er begleitete mich zur Beifahrertür, um sie mir freundlicherweise zu öffnen. Er mochte ein Macho sein, aber wenigstens war er von der Sorte, die gewisse Gentleman-Manieren hatte, dachte ich, während Mark die Zündung drehte.
    „Etwas Musik?“
    „Ja, sehr gern.“
    Aus der CD-Anlage ertönte leise klassische Musik.
    „ Melanie, ich finde, wir sollten uns endlich Duzen, wenn es Ihnen Recht ist natürlich.“
    „Ja, klar . Gern! Nichts lieber als das!“
    „Prima. Also, Melanie, magst du klassische Musik?“
    „Ich liebe sie!“, sagte ich, was natürlich gelogen war. Mark an meiner Seite – das war es, was ich in diesem Augenblick wirklich liebte.
    Als wir den Wald erreichten, parkte Mark das Auto unter einem Baum und schlug vor, zu Fuß weiterzugehen. Nach nur wenigen Schritten blieb er stehen, nahm mein Gesicht in seine Hände und wollte mich küssen, so als wären wir ein Liebespaar, als ich ihn sanft zur Seite stieß.
    „ Mark, wir müssen reden“, sagte ich. „Die Sache ist die: Ich weiß einfach zu wenig über dich.“
    „Ich über dich ja auch. Obwohl ich das Gefühl habe, dass ich dich seit Jahren kenne. Also, gut. Was möchtest du über mich wissen?“
    „Nun ja. Alles. Ich meine, gut, lass mich damit anfangen: Bist du Single?“
    Mark lachte erheitert auf, ohne Anstalten zu machen, meine direkte Frage zu beantworten. Doch ich wollte mich mit seinem Ausweichmanöver nicht abgeben.
    „Ich meine es ernst. “
    „Wirklich? Und ich hatte mich schon selbst dafür beneidet, was für eine humorvolle Frau ich kennengelernt habe.“
    „Ich meine es wirklich ernst.“
    „Was glaubst du, Melanie? Bin ich Single oder vielleicht doch verheiratet mit drei Kindern, die zu Hause auf mich warten, während ich mit fremden Frauen spazieren gehe?“
    „Du bist also ungebunden?“
    „Sonst wäre ich wohl nicht hier mit dir, oder?“
    Oder ja, oder nein, mein Gott. Woher sollte ich denn das wissen?
    „Ich weiß nicht. Es gibt Männer, die so etwas können.“
    „Ja, wirklich? Möchtest du darüber reden?“
    „Nun, ich bin schon mal enttäuscht worden. Ich habe schon eine Scheidung hinter mir.“
    „Das tut mir leid. Ich meine, das tut mir natürlich nicht leid, denn sonst wären wir beide jetzt nicht hier. Was ich sagen wollte: Es tut mir natürlich leid, dass du schon mal enttäuscht worden bist …“
    „ Schon gut, ich weiß, wie du es meinst. Also, erzähl mir noch etwas von dir“, sagte ich und überlegte, ob es nicht zu unverschämt wäre, Mark nach seiner Visitenkarte zu fragen. 
    „Gut. Als ich sechs Jahre alt war, bekam ich zum Geburtstag einen echten weißen Hasen. Wir hatten einen Bauernhof und so haben meine Eltern den Hasen draußen in einen kleinen Stall gesteckt. Was sie noch nie erfahren haben: Jedes Mal, wenn sie für längere Zeit unterwegs waren, habe ich mir den Hasen in mein Zimmer geholt. Manchmal schlief er sogar in meinem Bett.“
    Ich erzählte Mark ebenfalls Geschichten aus meiner Kindheit. Aber auch Themen wie Lieblingsspeisen, Insektenarten und Physik waren Gegenstand unserer Unterhaltung. Der Spaziergang dauerte zwei Stunden und obwohl wir die ganze Zeit geredet hatten, war ich nach diesen zwei Stunden, was Mark anging, kein Stück schlauer. Nach wie vor kannte ich nicht einmal seinen Nachnahmen. Ich wusste nicht, was er beruflich machte und ich hatte keine Ahnung, ob er in seiner Freizeit Schmetterlingen sammelte oder Vogelspinnen züchtete. Als wir wieder im Auto saßen, lud mich Mark zum Essen ein. Ich lehnte dankend ab und bestand darauf, dass er mich am Tante-Emma-Laden absetzte, der fünfzehn Gehminuten von meiner Wohnung

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