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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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kleines Häuschen, daneben einen Anbau. Sag nicht, dass die Unterkunft ein Plumpsklo hat, dachte sie und stöhnte unfreiwillig. Sie kniff Anna in den Arm und deutete darauf, aber Anna schüttelte nur den Kopf. Sie wusste es nicht.
    Das Häuschen war länglich, hatte eine glatte Holzverschalung, die graublau lasiert war, und schmale hohe und ein einziges breites Fenster. Esko zeigte darauf und verkündete fröhlich, dass man beim Abwasch aufs Meer sehen könne. Er schloss auf und reichte Erika die Schlüssel. Sie betraten das Haus. Es roch etwas stickig, aber nicht schlecht, hauptsächlich nach frischem Holz und Leim.
    Das kleine Haus war bis ins letzte Detail durchdacht – ein Zimmer mit Schlafsofa, ein niedriger Tisch, eine weiße Küchenzeile mit Edelstahl und eine kleine Toilette mit Dusche. Das hohe Fenster im Eck zeigte Richtung Meer und vermittelte einem das Gefühl, dass die Wasseroberfläche Teil des Zimmers war. Erika deutete auf das kleine Nebengebäude und fragte Esko, was das sei. Er lächelte, das scharfgeschnittene Gesicht begann zu glühen.
    »Na, ist doch wohl klar, dass das Haus ’ne Sauna hat. Was dachtest du denn? Ein Plumpsklo, oder was?«
    Annas Lachen hallte in dem kleinen Haus wider. Erika lächelte erleichtert. Man merkte, dass Esko Architekt und Finne war. Natürlich war das Sommerhäuschen ein kleines durchdachtes Wunderwerk. Und sie hatte schon gefürchtet, es könnte ein schlechtriechender und vernachlässigter Schimmelpilzherd aus den 70er Jahren sein.
    Nachdem Esko demonstriert hatte, wie der Boiler funktionierte, wie sie einen Kurzschluss beseitigte und die Sauna anheizte, sah er Erika fragend an. Sie nickte – das Haus war perfekt. Anna sprang ausgelassen umher und sah in alle Schränke, bewunderte Details und zeigte fröhlich hinaus in die Dunkelheit und aufs Meer.
    Per und Erikas Blicke trafen sich. Er stand still und ungerührt neben der Tür. Sie schluckte hart. Doch, es war in Ordnung. Sie war dankbar für das, was er getan hatte. Per ließihren Blick nicht los. Seine dunklen Augen waren voller Besorgnis und Schuldgefühl. Erika nickte energisch. Sie wollte es so – und basta. Keine Diskussionen. Per hob resigniert die Schultern, legte einen Moment die Hand auf Erikas Arm und drückte ihn. Dann umarmte er Anna zum Abschied und verschwand mit dem Finnen und Krister in die stürmische Dunkelheit.
    Anna packte den Kerzenleuchter aus, Kerzen, Teller, Gläser, Handtücher und Bettwäsche, ein paar Töpfe, einen Wasserkocher und ein paar Instantwaren, Obst und Toilettenpapier. Sie stellte die Krabben und den Weißwein auf den Tisch, grobes griechisches Fladenbrot, Aioli und Käse.
    Erika stellte sich ans Fenster und versuchte sich zu orientieren, aber die Dunkelheit war undurchdringlich. Der berühmte Meerblick existierte in dunklen Winternächten nicht. Ohne Kontraste oder Fixpunkte, die einem Orientierung boten, konnten sie ebenso gut schwerelos durch das Weltall schweben. Dann zeigte Anna auf etwas – sie hatte Lichter erblickt, die mit Hochgeschwindigkeit einen gedachten Horizont entlangschweiften, dann einen Leuchtturm. Ein Licht, das kam und ging. Anna behauptete felsenfest, dass es der Leuchtturm von Vinga sei, der einzige, der einen so starken Lichtstrahl hätte und sich drehte, wie ein langer kalter Schimmer des Mondlichts. Erika nickte. Vinga klang schließlich romantisch.
    Schweigend aßen sie, pulten Krabben, machten sich die Finger schmutzig und leckten sie ab, tranken den gekühlten Wein, einen köstlichen Chablis, den Krister mit einem ausgefuchsten Lächeln aus dem Kofferraum des Wagens gezaubert hatte, gleich einen ganzen Karton.
    »Dein Mann ist wirklich wunderbar«, stellte Erika fest und konnte einen Anflug von Eifersucht in der Stimme nicht unterdrücken.Sie hatte denselben Traum gehabt, hatte gedacht, dass er sich für sie erfüllt hätte. Dann hatte sich die Realität in einen Alptraum verwandelt. In den letzten Wochen war sie immer häufiger schweißgebadet aus ihren Träumen aufgeschreckt, in denen sie durch lange unterirdische Gänge gejagt wurde, durch Betonbauten und Schutzraumtüren. Sie riss an den Türgriffen, die immer brennend heiß waren. Wenn sie im Traum eine Tür aufbekam, dröhnte dahinter ein Feuer und leckte nach ihr oder Insektenschwärme quollen hervor, die sich gierig auf ihren Körper stürzten und mit ihren kleinen Kiefern an ihr herumsäbelten.
    Erika trank den Wein aus, schloss die Augen und wartete auf die warme Betäubung, das

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