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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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wieder mitzukommen und bei ihnen in der Stadt zu wohnen. Aber Erika blieb hart. Als Anna gefahren war, ging sie schnell zurück. Schon bald würde das Licht wieder erloschen sein.
    Als sie Eskos Häuschen erreichte, hatte sich der dichte Nebel gelichtet, und der Himmel hatte sich eine Spur aufgeklart. Die Eisschollen hatten sich an die Klippen, in Gras und Sand gekrallt. Stille schwarze Eisbrühe schlug wie Stücke zersplitterten Industrieglases gegen die Felsen. Alles glich einer Schwarzweißfotografie.
    Erika kletterte auf eine niedrige Steinmauer neben ihrem Haus, dann auf die Klippe dahinter, und besah sich ihr neues Heim. Dann begann sie zu arbeiten. Sie kratzte den losen Kies auf dem Weg zusammen, nahm ihn mit einem Spaten auf und verteilte ihn gleichmäßig um das Haus, so dass es unmöglich wäre, sich ihm geräuschlos zu nähern. Bereits lose sitzende Steine lockerte sie weiter auf und legte überall dort Zweige und Schutt hin, von wo aus sich jemand dem Haus nähern konnte. Trotz der eisigen Temperaturen war sie unter der Kleidung schon bald verschwitzt.
    »Wohnen Sie hier allein?«
    Erika ergriff Panik, jäh war ihr Geist wie leergefegt, als ob ein Schalter umgelegt worden war. Sie warf sich herum und starrte geradewegs auf den Oberkörper eines riesigen Mannes. Er war knapp zwei Meter groß und kräftig gebaut, grobschlächtig und untersetzt. Seine Hände und sein Kopf erinnerten sie an einen Neandertaler, seine Augen lagen tief in den Augenhöhlen und standen eng nebeneinander, seine Stirn war niedrig und breit, und seine untere Gesichtshälfte wurde von seinem breiten Unterkiefer dominiert.
    Er musterte sie aus schmalen Schlitzen. Auf seinem Gesicht lag ein kindlicher Ausdruck, und seine Zunge glitt immerfortan der Oberlippe entlang, wie bei einer Schlange oder einer Eidechse auf der Jagd.
    »Nein«, flunkerte Erika und machte sich gerade. Sie streckte die Brust vor und versuchte ihr Gleichgewicht wiederzufinden.
    »Sie lügen«, sagte der große Mann und grinste zufrieden. Seine Zähne waren gelb und schief, auf der einen Seite schienen sie ganz zu fehlen, und ein Eckzahn im Unterkiefer war ein kleiner spitzer Stummel. Erika antwortete nicht. Ihr wurde klar, dass es sich um ihren Trolle sammelnden Nachbarn handeln musste.
    »Ich weiß, wenn jemand Angst hat«, fuhr er fort. »Ich kann es riechen.«
    Er war ihr unangenehm nahe gekommen, ein beißender Geruch nach ungewaschenem Körper, feuchter Wolle und faulem Atem kam Erika entgegen. Sie stählte sich gegen die Angst und versuchte, gleichmäßig zu atmen. Sie holte Luft, um zu antworten, aber der Mann kam ihr zuvor.
    »Ich weiß warum«, sagte er zufrieden und lächelte. »Weil Sie im Schlaf nicht hören und sehen können, und dann bekommt man Angst. Man braucht jemanden, der das für einen tut.«
    Jäh drehte er sich um und schlüpfte hinter seinen rotlackierten Zaun. Erika stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und wollte sich gerade abwenden, als er abermals geräuschlos neben ihr auftauchte.
    »Hier!«, sagte er mit einem Lächeln, das sein seltsames Gesicht erhellte. »Die können sehen und hören. Sie können Sie von mir leihen. Dann hört die Angst da auf!«, sagte er und piekste Erika mit einer harten blitzschnellen Bewegung den Zeigefinger in den Bauch. Die Geste war ebenso schnell wie unerwartet. Sie japste und nahm umständlich zwei weißeMumintrolle aus Plastik entgegen. In einem Troll klirrte es leise. Als der Mann wieder hinter seinem Zaun verschwunden war, schüttelte sie vorsichtig einen Mumin und horchte. Er war mit Glöckchen von einem Pferdegeschirr gefüllt.
    Als sie wieder in Eskos Haus war und die seltsamen Wesen mit den großen Nasen auf das Schuhregal gestellt hatte, trat sie an das Fenster und starrte auf das Meer hinaus. Die Inseln lagen wie schwarze Seehundskörper im Wasser, und der Sturm, der heraufzog, wuchs am Horizont wie eine dicke schwarze Wand an. Ihr Herz pochte wild und machte kleine Hopser, die bis in den Hals zu spüren waren. Die Furcht lag dicht unter der Haut, wie sehr sie auch versuchte, sie zu unterdrücken und sich selbst einzureden, dass sie ihre Phantasie nicht mit sich durchgehen lassen durfte.
    Sie lehnte die Stirn gegen das kalte Glas. Ein klagender Weinkrampf drang aus ihrer Kehle, wie von einem verletzten und verlassenen Tier. Sie sank, die Arme fest um sich geschlungen, zu Boden, weinte und schluchzte, während sie die Finger so tief in ihre Oberarme krallte, dass der Schmerz bis in die Hände

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