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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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schoss. Die Angst und die Erkenntnis, wie allein sie war, übermannten sie.
    »Lieber Gott, guter Gott«, seufzte Erika, »ich schaff das nicht, kann nicht mehr … ich kann, verflucht noch mal, nicht mehr …«
    Später, als die Tränen zu salzigen Spuren auf ihren Wangen getrocknet waren, öffnete sie die Augen, richtete ihren steifen Körper auf und sah sich schlaftrunken in der Dunkelheit um. Der Sturm hatte die Küste fast erreicht, und die Ausläufer waren rund ums Haus als unruhiger Luftzug spürbar. Die Wände jammerten schwach, und von draußen war ein unregelmäßiges Klirren zu hören. Sie lauschte konzentriert, bis sie erkannte, dass es das Fallrohr war.
    Sie stand auf, ging auf wackeligen Beinen zur Spüle und sah blinzelnd aus dem schmalen Querfenster. Wenn sie sich vorbeugte, konnte sie das Haus des Muminsammlers erkennen und sah, dass in einem Fenster Licht brannte. Sie blieb stehen und starrte auf den schwachen gelblichen Schein. Das einsame Fenster leuchtete wie ein lichtstarker Himmelskörper in der Dunkelheit.
    Sie hatte Göran bloßgestellt, jetzt würde er sich und seine Ehre verteidigen wollen. Sein Gesicht wahren wollen. Ihr blieben zwei Möglichkeiten. Göran Einhalt zu gebieten, nicht für immer, aber für eine Zeitlang. Oder aber … sie fügte sich seinem Willen. Ging zurück zu dem, was sie bereits in- und auswendig kannte. Zurück zu ihrem Hund und ihrem kleinen grauen Steinhaus in Enskede. Ohne dass andere mit hineingezogen wurden. Die zweite Möglichkeit erschien ihr plötzlich ungemein verlockend.

Kapitel 51
    Anders Quist bat Erika mit einer ausladenden Geste in sein Büro. Erika schluckte und setzte sich leise, ihr Puls raste, sie spürte ihn rhythmisch im Hals klopfen. Sie versuchte sich auf ihre Atmung zu konzentrieren, aber auch das schien ihn nicht zu beruhigen.
    »Nun, Erika, wir haben uns ja beim letzten Mal über die Razzia unterhalten«, begann Anders freundlich und distanziert. »Und Ihre Beziehung zu Ihrem Cousin Karl.«
    Er fuhr mit seiner Litanei fort, listete die Fakten rund um den misslungenen Zugriff auf, welche Konsequenzen dies gehabt und welchen Anteil Erika daran hatte. Erikas Konzentration verließ sie schon bald. Anders’ monotone Stimme vermischte sich mit dem Dröhnen ihres Pulses in ihrem Kopf, ihr Magen rumorte, und sie spürte den Anflug einer Migräne, die als ein schmerzhafter Punkt hinter einem Auge Gestalt annahm.
    »Erfreulicherweise konnten wir feststellen, dass der Kontakt zu Ihrem Cousin, wie von Ihnen behauptet, ein unschöner Zufall war, eine eigenartige Koinzidenz. Bis jetzt scheint es so, als ob sich Ihr Anteil auf ein einziges Telefongespräch beschränkt hat, sonst nichts. Aber damit ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Es gibt viele Beteiligte, und wir sind uns nach wie vor nicht so richtig über das Motiv dafür im Klaren.« Anders sah Erika fragend an. Doch sie schwieg.
    Anders zog missmutig die Augenbrauen hoch und sah auf seine Unterlagen. Dann heftete er erneut den Blick auf sie. Erika spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach.
    »Nachdem wir uns das letzte Mal getroffen haben, habenwir unangenehme Informationen von ihrem alten Arbeitsplatz in Stockholm erhalten. Ich habe mit Ihrer ehemaligen Gruppenleiterin Pernilla Krans gesprochen. Sie hat uns erzählt, dass sie Sie dazu ermuntert hat, sich auf die Vertretungsstelle hier in Göteborg zu bewerben und hat auch zugegeben, dass es für sie dadurch einfacher geworden ist, weil sich die Probleme mit Ihren Kollegen an Ihrem alten Arbeitsplatz zugespitzt hatten. Sie sagte, dass sie nicht besonders stolz auf ihr Handeln sei, aber der Meinung war, es wäre Ihnen eine Hilfe. Sie hat versucht, Sie davon zu überzeugen, einen Psychologen aufzusuchen. Aber Sie wollten nicht?«
    Erika nickte.
    »Pernilla sagte, dass Sie im letzten Jahr ziemlich oft krankgeschrieben gewesen seien und dass man der Meinung war, dass es Ihnen nicht gutgehe und Sie private Probleme hätten. Ich will Ihnen gegenüber ehrlich sein. Viele Ihrer ehemaligen Kollegen waren der Ansicht, dass Sie alkohol- und tablettensüchtig seien. Und Pernilla hat bestätigt, dass es diesen Verdacht gab. Was sagen Sie dazu?«
    Erika räusperte sich lautstark, ihre Stimme wollte ihr einfach nicht gehorchen, und es fiel ihr schwer, Luft zu bekommen. Schließlich gelang es ihr, ein paar Worte hervorzukrächzen.
    »Ja, ich war im letzten Jahr häufiger krankgeschrieben. Und ich kann bestätigen, dass es mir in der Zeit nicht so gutgegangen

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