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Die Frau des Polizisten

Die Frau des Polizisten

Titel: Die Frau des Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Elfberg
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und Bein drang und der Wind sie in die Wangen zwickte. Sie wollte weinen, aber es kamen keine Tränen. Sie blieb so sitzen, bis Himmel und Meer zu einer konturlosen Schwärze ohne Fixpunkte miteinander verschmolzen waren, und sah Göran vor sich. Seinen kräftigen Körper, seine Pranken, die schönen Unterarme, die dichten Haare, die sich lockten, wenn er schwitzte oder es regnete. Die klaren blauen Augen, die beim Lächeln strahlten.
    Sie hatten eine phantastische Zeit zusammen gehabt – anfangs. Viele schöne Stunden.
    »Warum bist du nur so geworden, Göran?«, wimmerte sie, während ihr die Tränen in die Augen traten und schließlich über ihr Gesicht liefen.

Kapitel 53
    Das Büro war nur einen Steinwurf vom Polizeigebäude entfernt, in einem kleinen zweistöckigen Anbau hinter dem Dicksonska palatset, nahe der Trädgårdsföreningen. Erika klingelte und fröstelte in dem feuchten Wind, der die Alleen entlangwehte und die Nässe mit sich trug, die von den Autos aufgewirbelt wurde. Sie blinzelte durch den Regen, um das Türschild zu erkennen. Simonsson & Strid Architekten . Ein weiteres neues erfolgreiches Architekturbüro. Hier arbeitete Helene Christensen als Bauingenieurin.
    Erika war wieder auf eigene Faust unterwegs. Per würde ihr einen vernichtenden Blick zuwerfen, wenn er erfuhr, dass sie sie allein verhört hatte.
    Sie hielt die Jacke von sich weg und versuchte, die Nässe daran zu hindern, an den Handgelenken und am Hals unter die Kleidung zu dringen. Ohne ihre Dienstwaffe kam sie sich seltsam nackt vor. Es war, als ob ihr der Druck des Pistolenhalfters ein Gefühl der Sicherheit gegeben hatte.
    Ein junger Mann in Regenjacke und Fahrradhelm öffnete. Erika fragte nach Helene Christensen. Er zog die nasse Kleidung aus, nahm ihr freundlich lächelnd die Jacke ab und bot ihr einen Kaffee an.
    »Setzen Sie sich so lange in die Küche, ich hole Helene«, sagte er munter, servierte ihr eine kleine Tasse Espresso, bevor er im ersten Stock verschwand. Das robuste Äußere des älteren Hauses beherbergte eine hypermoderne und gewagte Einrichtung, wie Erika sie erwartet hatte. Sie blieb am Fenster stehen und sah auf den engen Parkplatz hinter dem Stadtpalais hinaus.
    »Dieses Haus war früher eine der Stallungen des Palastgebäudes. Hier standen die Pferde, und im ersten Stock wohnte der Kutscher.«
    Erika drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Helene stand im Türrahmen eines Konferenzraumes. Mit bedächtigen Schritten betrat sie den Raum, ging zur Spüle, füllte sich ein Glas kaltes Wasser ein und trank in großen Schlucken. Erika stellte abermals fest, dass Helene abgekämpft und mager aussah und gehetzt wirkte.
    »Ist etwas passiert?«, fragte sie. Ihre Augen waren düster vor Besorgnis, als ob sie noch weitere schlechte Nachrichten befürchtete.
    »Nein, nichts Neues«, erwiderte Erika. »Ich würde nur gerne mehr über die Beziehung zwischen Barbro und Ihrem Mann erfahren. Sie sagten zuvor, dass er sie nicht leiden konnte, er jedoch ihr Spiel mitgespielt habe. Was haben Sie damit gemeint?«
    Etwas Düsteres, Gequältes huschte über Helenes bleiches Gesicht.
    »Wir mochten sie beide nicht. Sie war eine falsche Natter, schmeichlerisch und zugleich auf eine kindische Art und Weise anmaßend. Ich meine … sie war eine erwachsene Frau, führte sich aber auf wie ein unglaublich verzogenes Gör. Wir hatten beide das Gefühl, dass sie in einem Wolkenkuckucksheim lebte – und dass die eigentliche Arbeit von ihrer Kollegin Vanja verrichtet wurde. Aber ich kann mich täuschen.«
    Sie leerte den Rest des Glases, blickte auf und sah Erika an.
    »Es ist eine eigenartige Situation, in der man sich als normaler Bürger auf unterster Ebene im Umgang mit den Behörden befindet. Solche Begegnungen finden keinesfalls auf Augenhöhe statt. Und wenn ich gesagt habe, dass mein Mann das Spiel mitgespielt hat, so war es genau das. Wir wolltendas Ganze ja aus der Welt schaffen, so dass wir endlich fertigbauen, einziehen, im Haus leben konnten …«
    Ein Kollege von Helene betrat pfeifend die Küche, verstummte aber jäh, bat um Verzeihung, nahm sich seinen Kaffee und schlüpfte wieder hinaus. Helene stellte ihr Wasserglas mit einem Stoßseufzer in die Spüle. Sie lehnte sich zurück und sah Erika traurig an.
    »Ich weiß, was Sie wissen wollen. Selbstverständlich fühlte ich mich sowohl bedroht als auch von der Frau gedemütigt. Sie schmiss sich an meinen Mann ran, dass es geradezu peinlich war. Die wenigen

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