Die Frau des Polizisten
Male, die ich ihr begegnet bin, hat sie mich schadenfroh angesehen, überlegen, so als ob sie mich schon besiegt hätte.«
»Hatte Ihr Mann eine Affäre mit ihr?«, fragte Erika.
Helene schüttelte langsam den Kopf.
»Nein, wie ich schon sagte – er hat innerhalb eines vernünftigen Rahmens mitgespielt. Wir wollten die Sache ja aus der Welt haben. Aber als wir erpresst wurden, weil sie Kai Andrée zu viel versprochen hatte, hatten wir beide genug. Das Seltsame war …«
Helene trat an das Hoffenster und sah hinaus.
»Es war, als ob Widerstand sie nur noch mehr reizte«, fuhr Helene fort. »Als ob sie von einem Mann kein Nein akzeptieren konnte. Wie auch immer … die Hölle brach los. Und dann starb Toni, im Dezember.«
»Wie ist das passiert?«, fragte Erika und sah, wie die restliche Farbe aus Helenes Gesicht wich. Sie sah aus, als ob sie jeden Moment ohnmächtig werden würde. Mit ihren schmalen, pflasterumwickelten Fingern und abgebrochenen Fingernägeln umklammerte Helene die Fensterbank.
»Ein geplatztes Magengeschwür. So entsetzlich banal! Wenn nur jemand in seiner Nähe gewesen wäre, aber er warzum Kungsportsplatsen gegangen – wohin das Büro eventuell umziehen sollte. Und wie üblich hatte er das Handy im Wagen liegen gelassen. Niemand konnte ihm helfen. In dem Gebäude stand noch alles leer, es gab kein Festnetz, nichts.«
Erika schwieg, rührte sich nicht vom Fleck und musterte Helene sorgfältig. Nichts an ihrer Art, die Lage zu umreißen, deutete darauf hin, dass sie log. Aber ihre Körpersprache wirkte unstimmig. Erika wollte etwas sagen, doch Helene kam ihr zuvor.
»Ich weiß, was Sie denken«, sagte sie rau. »Eifersucht ist ein nicht zu unterschätzendes Motiv, und in meinen dunkelsten Stunden habe ich Barbro natürlich für alles die Schuld gegeben. Aber so einfach ist das ja nie. Aber natürlich … ich gebe zu, dass ich nicht im Geringsten traurig darüber wäre, wenn Barbro Edin Olofsson etwas zugestoßen sein sollte«, sagte sie und sah Erika an, ohne ihrem Blick auszuweichen.
»Und Stefano?«, fragte Erika schnell.
»Wenn Sie meinen, dass er seine Frau mit Barbro betrogen hat, so lautet die Antwort Nein.«
Helene sah Erika an, hielt ihren Blick fest. Ernst und vollkommen ruhig.
»Und dass er sie gekidnappt haben könnte … Nichts, zu dem er sie zwingen könnte, würde ihm jetzt noch helfen. Die Antwort lautet also Nein. Er ist ihr in die Falle gegangen. Er ist auf ihre Bedingungen eingegangen, hat sie aber nicht eingehalten, und sie hat es ihm heimgezahlt.«
Erika nickte und fragte nicht weiter. Sie konnte an dem düsteren Schimmer in Helenes Augen sehen, dass sie dasselbe dachte. Rache. Doch Helene wusste vielleicht nicht, dass Stefano als Einziger kein Alibi für die Tage von Barbros Verschwinden hatte. Auf der anderen Seite deutete so gut wie nichts darauf hin, dass Barbro etwas zugestoßen war.
»Ich habe das Haus bald so weit fertig, wie ich es haben wollte … Und dann verkaufe ich«, sagte Helene plötzlich.
Erika sah überrascht auf und lächelte. Helene erwiderte fast unmerklich das Lächeln.
»Es scheint, als ob der Bußgeldbescheid zurückgezogen wird. Unser Bezirk des Stadtbauamts hat einen neuen Leiter. Vanja hat meinen Vorgang übernommen. Und es wird wegen Kais Baugenehmigung ermittelt …«
»Das klingt doch gut«, sagte Erika aufrichtig. Sie hatte Helene fragen wollen, wohin sie denn gehen wollte, schwieg aber. Das ging sie nichts an.
»Ich habe an einem Abend zufällig ein Gespräch zwischen Kai und seinem Anwalt mit angehört«, fuhr Helene nachdenklich fort. »Vielleicht hätte ich mich deshalb melden sollen?«
»Haben Sie da an etwas Bestimmtes gedacht?«, hakte Erika nach.
»Ja, die Herren haben sich nämlich über Barbro unterhalten. Es schien, als ob sie nach ihr suchen würden, genau wie Sie, sie aber ebenfalls keine Spur von ihr hätten. Kai hatte Barbro offenbar eine Stange Geld gezahlt, um seine Baugenehmigung und das Versprechen, dass der Bebauungsplan zu seinem Vorteil geändert werden würde, zu bekommen. Sie schien ihm auch zugesichert zu haben, dass das Grundstück ihm gegenüber unbebaut bleiben sollte – wo nun ein großes Einfamilienhaus errichtet wird.«
Helene lächelte amüsiert über Erikas erstauntes Mienenspiel.
»Ja, Barbro muss ziemlich die Bodenhaftung verloren haben. Darüber entscheiden schließlich die hohen Tiere, keine einfachen Sachbearbeiter.«
»Sie hat sich da also wirklich etwas eingebrockt, meinen
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