Die Frau des Polizisten
böse? Es verhält sich nicht so, dass Sie sie irgendwo gefangen halten, um sie ein paar Papiere unterschreiben zu lassen?«
Kai beherrschte sich, die Zigarettenschachtel in seinen Händen war allmählich zerknüllt.
»Schon ein wenig seltsam, dass Ihre Baugenehmigung einfach so erteilt wurde, finden Sie nicht?«
Erik schnippte mit den Fingern in der Luft, um zu demonstrieren, wie leichtfertig der Antrag seiner Meinung nach durchgewunken worden war.
»Ich dachte immer, dass alle Nachbarn die Antragsunterlagen unterzeichnen müssten, bevor gebaut werden darf? Aber ich kenne mich damit ja nicht aus. Wie heißt das doch gleich? Ausgleichsfläche? Das sind doch solche Grundstücke, die an Bonzen gehen, oder?« Er lächelte Kai treuherzig an.
»Wer hat das durchgezogen? War es etwa der Leiter des Bezirks oder vielleicht noch eine höher angesiedelte Stelle, die die Genehmigung dazu erteilt hat?«
»Sie haben kein Recht anzudeuten, dass …«, setzte der Anwalt an.
»Wir deuten nichts an«, erwiderte Erik geduldig. »Wir wollen nur ein paar simple Fragen stellen. Es ist nun mal so, dass Barbro Edin Olofsson verschwunden ist, Kai. Hatte sie vielleicht etwas mit dem Bau gegenüber zu tun? Worüber Sie sich geärgert haben? Es muss ja eine Enttäuschung gewesensein, die grandiose Aussicht von so einem Betonklotz zerstört zu bekommen. Oder hat Ihre Architektin versäumt, Ihnen das mitzuteilen?«
Der Anwalt schob den Kalender über den Tisch, so dass er Kais Unterarm streifte. Kai, der gerade den Mund geöffnet hatte, schloss ihn jäh wieder und glotzte seinen Anwalt aufgebracht an. Sein Mund formte Worte, und seine Finger öffneten und schlossen sich abwechselnd um die bereits zerknüllte Zigarettenschachtel.
»Selbstverständlich ist mein Klient nicht allzu erfreut über die neue Liegenschaft«, sagte der Anwalt mit einem gebieterischen Räuspern. »Aber uns war klar, dass das Grundstück früher oder später bebaut werden würde. Wir werden natürlich gegen die Grundhöhen und anderes, das unserer Meinung nach vom Bebauungsplan abweicht, Klage einreichen. Und dagegen, dass das Verfahren nicht korrekt vonstatten gegangen ist. Aber«, fügte er mit Nachdruck hinzu, »ich möchte betonen, dass es darüber hinaus keinen Zusammenhang zwischen dem Neubau und meinem Klienten gibt. Und soweit wir wissen, hat die Architektin meines Klienten nichts damit zu tun.«
Der Anwalt griff wieder nach seinem Kalender, legte die sorgfältig manikürte Hand darauf und schaute gnädig auf die anderen herab. Erik nickte jovial und blätterte erneut in seinen Papieren.
»Verstehe …«, murmelte er. Er schien ein bestimmtes Blatt zu suchen, zog es schließlich mit einem zufriedenen Laut aus dem Stapel und lächelte dem Unternehmer gutmütig zu, der kurz vorm Einnicken zu sein schien.
»Wir möchten nur über ein paar Einzelheiten Klarheit haben. Ihre Baugenehmigung ist ja im laufenden Verfahren bewilligt worden, wie es heißt. Und die Sachbearbeiterin für diese Genehmigung war Barbro.«
Kai schien wieder wach zu werden und plusterte sich auf, wurde aber erneut von seinem gezwungen lächelnden Anwalt unterbrochen.
»Das sind nur Formalien, und es handelt sich um eine reine Routinesache. Nichts, um sich damit aufzuhalten«, wandte der Anwalt ein.
»Hmm, … aber soweit wir wissen, handelt es sich eben nicht nur um eine Routinesache. Aber vielleicht sind Sie noch nicht dazu gekommen, in die Zeitung zu schauen? Sie haben ja gestern gefeiert«, grinste Erik, zauberte eine aufgeschlagene GP hervor und schob sie Kai Andrée über den Tisch.
Gigantischer Schwarzbau auf Näset
»Eine Baugenehmigung während des Verfahrens zu erteilen, noch bevor der Bebauungsplan verabschiedet wurde, ist wahrlich ungewöhnlich – und bemerkenswert«, so der Leiter des Göteborger Stadtbauamtes, Owe Norrman.
»Es sind bereits Sprengungen auf dem Grundstück vorgenommen worden, ein Pool wurde angelegt, eine Mauer und zwei kleine Schuppen stehen auf nicht ausgewiesenem Baugrund. Wir werden sehen, wie wir weiter verfahren, aber vermutlich wird der Besitzer weite Teile des Bodens wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen und ein ansehnliches Bußgeld für den Neubau zahlen müssen. Wir werden uns diesen Fall zumindest genauer ansehen, so der Chef des Stadtbauamtes zur GP.
Die GP hat Kai Andrée um eine Stellungnahme gebeten, er stand für einen Kommentar jedoch nicht zur Verfügung.
»Uns gegenüber wurde angedeutet, dass Ihre
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