Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
Finger an seine Lippen. Sein Schmerz war mein Schmerz. Ich glaube, so wird es immer sein. »Ich bin zu dir gekommen«, erklärte ich ihm. »Ich gehöre dir.«
Er wandte sich von mir ab. Der Kampf zwischen Gewissen und Liebe war in ihm genauso stark wie in mir. »Ich kann dir nichts bieten.«
»Deine Liebe. Ich wünsche mir nichts anderes auf der Welt.«
»Die gehört dir schon, hat dir von dem ersten Moment an gehört, in dem ich dich gesehen habe.« Er kam zu mir zurück und berührte meine Wange. Ich sah das Bedauern und das Verlangen in diesen schönen Augen. »Bianca, es gibt keine Zukunft für uns. Ich kann und werde dich nicht bitten, alles aufzugeben, was du jetzt hast.«
»Christian …«
»Nein. Welche Fehler auch immer ich begehen werde, das werde ich nicht tun. Ich weiß, dass du mir geben würdest, worum ich dich bitte, ohne ein Recht darauf zu haben, und dann würdest du mich dafür hassen.«
»Nein.« Tränen stiegen mir in diesem Moment in die Augen, bittere Tränen in dem kühler werdenden Wind. »Ich könnte dich nie hassen.«
»Dann würde ich mich selbst hassen.« Er presste erneut meine Finger gegen seine Lippen. »Aber ich werde dich um den Sommer bitten, um ein paar Stunden, wenn du herkommen kannst, damit wir so tun, als würde es niemals Winter werden.« Er lächelte und küsste mich vorsichtig. »Komm im Sonnenschein hierher und triff dich mit mir, Bianca. Lass dich von mir malen. Ich werde damit zufrieden sein.«
Und so werde ich morgen und an jedem Tag dieses süßen, endlosen Sommers zu ihm gehen. Auf den Klippen über der See werden wir uns vom Glück so viel nehmen, wie wir nur können.
4. K APITEL
»Ähm, hallo.« Bei dem heiseren Gruß sah Sloan von seinen Notizen über das Billardzimmer auf und erblickte eine gertenschlanke Frau in einem fließenden geblümten Kleid. Lange Strähnen roten Haares strömten über ihre Schultern und ihren Rücken. Der Blick von träumerischen grünen Augen schätzte ihn ein, bevor die Unbekannte in den Raum glitt wie jemand, der alle Zeit der Welt hat und gewillt ist, sie sich auch großzügig zuzugestehen.
»Hi.« Sloan fing einen flüchtigen Duft auf – wie von zerriebenen Wildblumen –, bevor sie ihm die Hand hinstreckte.
»Ich bin Lilah.« Ihr Tonfall war sehr träge und flirtete wie ihre Augen. »Wir haben uns in den letzten zwei Tagen verpasst.«
Wenn es einen Mann gibt, der von dieser Frau nicht aufgerüttelt wird, dachte Sloan, dann ist er tot und begraben. »Das tut mir wirklich leid.«
Sie lachte und drückte seine Hand kameradschaftlich. Lilah gab sehr viel auf den ersten Eindruck, und sie hatte bereits beschlossen, ihn zu mögen. »Mir auch. Besonders jetzt. Was haben Sie bisher unternommen?«
»Ich habe mir ein Gefühl für das Haus und die darin lebenden Menschen verschafft. Wie war es mit Ihnen?«
»Ich war damit beschäftigt herauszufinden, ob ich verliebt bin.«
»Und?«
»Nein.« Sie zuckte behutsam die Schultern, doch er fing ihren betrübten Blick auf, bevor sie sich abwandte und durch den Raum ging. »Also, wie sieht der Plan für dieses Zimmer aus, Sloan O’Riley?«
»Elegantes Speisen in der Atmosphäre der Jahrhundertwende.« Er lehnte sich auf dem Windsor-Stuhl zurück und deutete auf die Papiere, die auf dem Tisch ausgebreitet waren. »Wir nehmen einen Teil dieser Wand hier heraus, öffnen den Raum zu dem angrenzenden Arbeitszimmer, bauen noch zwei Glastüren ein und bekommen eine Lounge.«
»Einfach so?«
»Einfach so – nachdem wir uns mit den Schwierigkeiten der Konstruktion auseinandergesetzt haben. In zwei Tagen werde ich einige vorläufige Skizzen angefertigt haben, die Ihre Familie und Trent sich ansehen können.«
»Irgendwie ist es sonderbar«, murmelte sie und fuhr mit einem Finger über die alte, staubige Stuhllehne. »Sich vorzustellen, dass dieses Haus wieder wie neu sein wird und dass Menschen darin leben werden.« Doch wenn sie die Augen schloss, konnte sie es perfekt vor sich sehen, genau, wie es einst gewesen war. »Hier wurden gewaltige Partys gegeben, sehr üppig und sehr schick. Ich kann mir meinen Urgroßvater vorstellen, wie er neben einem Billardtisch stand, Scotch nippte und dabei Beziehungen spielen ließ und Geschäfte machte.« Sie wandte sich wieder an Sloan. »Denken Sie an diese Dinge, wenn Sie Ihre Skizzen machen und Belastung und Statik berechnen?«
»Allerdings, das tue ich. Genau dort drüben gibt es auf dem Fußboden einen Brandfleck.« Er deutete mit seinem Bleistift
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