Die Frauen
betrachtete die Baustelle, wo die Stützbalken in den Aufnahmen der Querbalken standen, als sähe er schon jetzt das ganze Haus und wollte nicht ruhen, bis es fertiggestellt war. Er kletterte wie ein Akrobat, das Werkzeug baumelte an seinem Gürtel, und er hängte den Gipsarm über einen Balken, während er einen anderen festhämmerte. Morgens war er der erste auf der Baustelle und abends der letzte, der nach Hause ging, und als Frank ihn nach einer Weile fragte, ob seine Frau ihn nicht vermisse, sah er auf seine Stiefelspitze, die einen kleinen Kreis in das Sägemehl malte, und sagte: »Nicht besonders, glaube ich.«
Gegen Ende des Monats kamen alle möglichen Leute, um sich das entstehende Haus - sie nannten es »Franks Bungalow« - anzusehen, und Frank bemühte sich, sie gastlich zu empfangen, denn er würde unter ihnen leben müssen, und natürlich war ihm sein Ruf vorausgeeilt. Nach dem, was die Zeitungen über ihn geschrieben hatten, nahm er an, dass sie dachten, er werde Feuer speien und mit gespaltener Zunge sprechen, und natürlich kamen die örtlichen Farmer und ihre Frauen, um ein Urteil über ihn zu fällen, doch das hätten sie bei jedem getan, der mitten unter ihnen zweihundert Morgen Land kaufte, ein Haus und eine Scheune errichtete und vorhatte, das Land zu bebauen und von den Erträgen zu leben. Dass er ein Lloyd Jones war, der Sohn von Anna und ein Neffe von James und Jenkin und den anderen, brachte ihm keinen Bonus ein. Nein, eigentlich machte es ihm das noch schwerer, denn sie hatten hohe Maßstäbe - er sah es ihnen an, während er einen stockkonservativen alten walisischen Farmer nach dem anderen herumführte, so geduldig wie möglich den Bauplan erläuterte und erklärte, wie er auf den Hügeln Obst- und Gemüsegärten und Weiden anlegen wollte. Und was sagten sie, wenn er ihnen alles gezeigt und ewig geredet hatte? »Ganz schön groß, wo doch bloß Ihre Mutter da wohnen soll, oder?« Und: »Muss Sie ja ein Vermögen kosten.«
Geschnüffel. Endloses Geschnüffel. Er war eine Person des öffentlichen Interesses, und dieses richtete sich auch auf den Bau, ganz gleich, wie diskret er ihn abwickeln wollte.
Die Arbeiter gingen abends heim zu ihren Frauen. Im Sägewerk, im Steinbruch, im Futtermittelgeschäft, beim Lebensmittelhändler und in der Kirche unterhielten sie sich mit anderen. Ob es ihm nun gefiel oder nicht: In der ganzen Gegend wusste man, was er vorhatte, und auch wenn niemand Mamah erwähnte - das wagte man nicht -, so waren die Gerüchte über sie wie ein gewaltiges klebriges Spinnennetz, an dem alle Wichtigtuer des Bezirks webten und zupften. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der erste Reporter auftauchte.
Frank war gerade in dem Kellerraum, in dem der Heizkessel für das Warmwasser und die Dampfheizung stehen sollte, lauschte dem metronomischen Tap-Tap-Tap von Billy Westons Hammer und sah sich mit einem letzten prüfenden Blick um, als dieser Augenblick gekommen war. Zwischen den Hammerschlägen ertönte eine Männerstimme: »Hallo? Hallo!«
Das Hämmern verstummte. »Ja?«
»Ich komme ... ich komme von der Trib. Mein Name ist Adler. Sie arbeiten hier für Wright?« »Ja.«»Ziemlich großes Haus, was? Und ganz schön künstlerisch, oder? Würden Sie sagen, das ist moderne Architektur?«
Keine Antwort. Frank hörte das Hämmern der anderen Zimmermänner, so vielstimmig und regelmäßig wie Regen. Es roch nach Erde, Steinen und frischem Holz.
»Wright hat anscheinend große Pläne mit dem Ding.« Eine Pause. »Hat er mal diese Cheney erwähnt?«
Keine Antwort.
»Und wenn, dann würden Sie’s mir nicht sagen, was?«
»Nee, wohl nicht.«
»Tja, wieviel Geld steckt denn wohl in dem Ding, was schätzen Sie? Bis jetzt, meine ich. Muss ein hübsches Sümmchen sein.« Schweigen. Noch mehr Gehämmer. »Ich glaube, ich hab noch nie gesehen, dass für ein so kleines Haus so viele Steine verbaut worden sind. Und wie viele Arbeiter hier herumlaufen. Man könnte glatt meinen, er baut einen von diesen Chicagoer Wolkenkratzern, finden Sie nicht?«
»Würde ich eigentlich nicht sagen.«
»Was würden Sie denn sagen?«
Wieder Schweigen. Und dann das regelmäßige Klopfen von Billy Westons Hammer, das für ihn antwortete: tap-tap-tap.
Billy sprach nicht mit dem Mann, und soviel Frank wusste, sprach auch kein anderer mit ihm. Sollte irgendwer den Mund aufmachen, dann konnte er sich gleich nach einem anderen Job umsehen, das machte er allen klar, von Ben Davis und Johnnie Vaughn bis
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