Die Fünf Tore 1 - Todeskreis
anderen erzählt, und du hast mir nicht geglaubt. Das kann ich verstehen. Schätze, ich hätte es auch nicht geglaubt. Aber ich habe es erlebt. Und was ich dir in der Redaktion erzählt habe, war die Wahrheit.«
»Was meinst du, warum sie dich haben will?«, fragte Richard.
»Ich weiß es nicht. Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber ich glaube, ich weiß, was sie ist. Was sie alle in dem Dorf sind.«
»Was denn?«
»Du wirst mich auslachen.«
»Werde ich nicht.«
»Ich glaube, sie sind Hexen.« Richard lachte.
»Du hast die Hunde doch gesehen!«, protestierte Matt. »Glaubst du, die kamen aus dem Tierheim? Ich habe gesehen, wie Mrs Deverill sie gemacht hat. Sie hat irgendein Pulver ins Feuer gestreut, und da sind sie erschienen. Es war wie … Hexerei.«
»Das muss eine Täuschung gewesen sein«, sagte Richard.
»Richard, das war nichts aus dem Fernsehen. Da war kein Mädchen in einem Glitzerkostüm. Ich habe die Hunde gesehen. Sie sind aus dem Feuer gekommen. Und was ist damit?«
Matt riss sich den steinernen Talisman vom Hals, den er immer noch trug, und warf ihn auf den Tisch. Der goldene Schlüssel funkelte im Licht.
Richard sah ihn sich an. »Hexen – ja, klar«, sagte er. »Zugegeben, früher hat es in Yorkshire nur so von ihnen gewimmelt. Aber das war vor fünfhundert Jahren.«
»Ich weiß. Sie hat ein Gemälde in ihrem Haus … irgendeine Vorfahrin von ihr. Und Mrs Deverill hat gesagt, dass sie verbrannt ist. Vielleicht wurde sie wirklich verbrannt – als Hexe!« Matt überlegte kurz. »Wenn es vor fünfhundert Jahren Hexen gab, warum kann es dann nicht auch heute noch welche geben?«
»Weil wir erwachsen geworden sind. Wir glauben nicht mehr an Hexen.«
»Ich glaube auch nicht an Hexen. Aber dieser Kater wurde erschossen und kam zurück. Tom Burgess ist tot, und trotzdem habe ich seine Stimme am Telefon gehört. Und dann war da dieser Detective aus Ipswich …«
»Was?«
»Sein Name war Mallory. Er kam und sagte, er würde mir helfen. Er hat mit Mrs Deverill gestritten. Und das Nächste, was ich gehört habe, war, dass er auch tot ist. Er hatte einen Unfall auf der Autobahn.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann sprach Richard wieder.
»Matt, sie sind keine Hexen«, sagte er. »Sie glauben vielleicht, dass sie welche sind. Und sie haben dich dazu gebracht, es zu glauben. Aber was auch immer in Lesser Malling vorgeht, ist echt. Es hat mit dem Kraftwerk zu tun. Das ist Physik und keine Hexerei.«
»Und was ist mit den Hunden?«
»Genetisch verändert. Mutanten. Keine Ahnung. Vielleicht waren sie irgendeiner Strahlung ausgesetzt.«
»Dann glaubst du also nicht an Zauberei?«
»Ich mag Harry Potter, wie jeder andere auch. Aber ob ich daran glaube? Nein.«
Matt stand auf. »Ich bin müde. Ich würde gern ins Bett gehen.«
Richard nickte. »Du kannst das Gästezimmer unter dem Dach haben.«
Das Gästezimmer war voller Gerümpel. Richard nutzte es als Abstellkammer für alles, was er nicht mehr brauchte. Matt lag auf einer Schlafcouch, warm zugedeckt mit einer Steppdecke. Er schaute hinauf zu der schrägen Decke, als es an der Tür klopfte und Richard hereinkam.
»Ich wollte nur nachsehen, ob du alles hast, was du brauchst«, meinte er.
»Ja, danke.« Matt drehte sich auf die Seite, um ihn besser ansehen zu können. »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte er. »Wie lange kann ich hierbleiben?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht ein paar Tage.« Matt war seine Enttäuschung deutlich anzusehen. »Aber das habe ich dir gleich gesagt. Du kannst nicht bei mir bleiben. Das geht nicht. Ich kenne dich ja nicht einmal. Aber ich will dir helfen.« Richard seufzte. »Ich muss verrückt sein, denn anscheinend sind die beiden letzten Menschen, die dir helfen wollten, gestorben, und ich persönlich hatte eigentlich andere Pläne. Aber zumindest können wir Nachforschungen über Omega Eins anstellen. Vergiss die Hexen und all das Zeug. Dieses alte Kraftwerk ist es, um das es hier geht.«
»Du hast doch gesagt, dass du den Mann kennst, der es gebaut hat.«
»Ich rufe ihn morgen an. Zufrieden?« Matt nickte.
»Dann schlaf jetzt.« Richard wandte sich zum Gehen.
»Warte!«, sagte Matt. »Es gibt noch etwas, das ich dir noch nicht erzählt habe.«
Richard blieb in der Tür stehen.
»Du wolltest wissen, wer ich bin, also kannst du genauso gut alles erfahren. Meine Mutter hat immer gesagt, dass ich anders bin. Schon mein ganzes Leben passieren mir merkwürdige Dinge. Mrs Deverill und all das
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