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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ein Dankeswort.
    Kruppe wurde immer ungeduldiger, während Salli Rallick bediente. »Welch eine Impertinenz«, sagte er und zupfte dabei an den weiten, fleckigen Ärmeln seiner Jacke. »Kruppe erwägt ernsthaft, die unverschämte Salli mit tausend schrecklichen Sprüchen zu belegen.«
    »Das sollte Kruppe lieber nicht tun«, sagte Rallick.
    »Oh, nein, natürlich nicht«, verbesserte sich Kruppe, während er sich mit einem Taschentuch die Stirn abwischte. »Ein Magier mit Kruppes Fähigkeiten würde sich natürlich niemals dazu herablassen, einem Küchenmädchen etwas anzutun.«
    Salli drehte sich zu ihm um. »Küchenmädchen?« Sie schnappte sich ein Stück Brot von der Platte und knallte es Kruppe auf den Kopf. »Mach dir nichts draus«, sagte sie, schon auf dem Rückweg zur Theke. »Bei deiner Frisur wird es ohnehin niemand bemerken.«
    Kruppe klaubte sich das Brot vom Kopf. Er wollte es schon auf den Fußboden werfen, änderte dann aber plötzlich seine Meinung. Er leckte sich die Lippen. »Kruppe ist heute Morgen großmütig«, sagte er mit einem breiten Grinsen. Er legte das Brot auf seinen Teller, beugte sich vor und verschränkte die dicken Finger. »Kruppe wünscht das Mahl mit ein paar Früchten zu beginnen.«

Kapitel Sieben
    Ich sehe einen Mann
    im Feuer hocken;
    er lässt mich kalt,
    und ich frage mich,
    was macht er hier so kühn
    in meinem Scheiterhaufen ...
     
    Epitaph der Gadrobi
    Anonym
     
    D ieses Mal führte Kruppes Traum ihn durch das Marschtor hinaus, die Südstraße entlang und dann nach links, zur Feldschersee-Straße. Über seinem Kopf wirbelte der Himmel in einem höchst unangenehmen Muster aus Silber und Blassgrün. »Alles ist in Bewegung«, keuchte Kruppe, während ihn seine Füße eilig die staubige, leere Straße entlangtrugen. »Die Münze ist in den Besitz eines Jungen übergegangen, der nichts davon weiß. Muss Kruppe diese Affenstraße entlangmarschieren? Ein Glück, dass Kruppes vollendet gerundeter Körper ein Beispiel vollendeter Symmetrie darstellt. Man wird nicht einfach mit dieser Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, geboren, man muss sie mühsam durch Übung erlernen. Natürlich ist Kruppe unübertrefflich darin, keine Übung zu brauchen - bei nichts und wieder nichts.«
    In den Feldern zu seiner Linken warf ein kleines Feuer, das innerhalb eines Kreises aus jungen Bäumen brannte, einen verschwommenen roten Schimmer auf die knospenden Zweige. Kruppes scharfe Augen konnten eine einsame Gestalt ausmachen, die dort saß und die Hände in die Flammen zu halten schien. »Zu viele Steine auf dieser unebenen, von Fahrspuren durchzogenen Straße, so dass Kruppe leicht ins Stolpern kommen kann«, keuchte er. »Kruppe wird die gefurchte Erde ausprobieren, die gerade anfängt, grün zu werden.
    Und in der Tat winkt jenes Feuer dort ihm zu.« Er verließ die Straße und marschierte zu dem Kreis aus Bäumen hinüber.
    Als er zwischen zwei schlanken Stämmen hindurchschritt und in die Kuppel aus Licht trat, drehte sich die mit einem Kapuzenumhang bekleidete Gestalt langsam um und musterte ihn. Trotz des Feuers blieb ihr Gesicht im Schatten verborgen. Obwohl das Wesen seine Hände in die Flammen hielt und dabei die langen, sehnigen Finger weit spreizte, schien ihnen die Hitze nichts anhaben zu können.
    »Ich würde gerne an dieser Wärme teilhaben«, sagte Kruppe mit einer leichten Verbeugung. »In letzter Zeit ist es selten warm in Kruppes Träumen.«
    »Fremde wandern in ihnen umher«, sagte die Gestalt. Ihre Stimme klang dünn und hatte einen merkwürdigen Akzent. »Fremde wie ich. Hast du mich heraufbeschworen? Es ist lange her, dass ich zuletzt auf Erde gewandelt bin.«
    Kruppe zog die Brauen hoch. »Heraufbeschworen? Nein, doch nicht Kruppe, der selbst Gefangener seiner Träume ist. Stellt Euch nur einmal vor, wie Kruppe gerade jetzt, in diesem Augenblick, in seinem bescheidenen Zimmer sicher unter warmen Decken schläft. Und dann seht ihn an, Fremder - Kruppe friert, ach was, er ist schon halb erfroren.«
    Der andere lachte leise und winkte Kruppe ans Feuer. »Ich suche nach einem Gefühl, aber meine Hände spüren nichts«, sagte er. »Verehrt zu werden bedeutet, die Schmerzen der Bittsteller zu teilen. Ich fürchte, ich habe keine Anhänger mehr.«
    Kruppe schwieg. Er mochte die düstere Stimmung dieses Traumes nicht. Er hielt seine Hände ans Feuer, spürte jedoch wenig Wärme. Seine Knie begannen vor Kälte zu schmerzen. Schließlich sah er über die Flammen hinweg die

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