Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
zurück. Am liebsten wäre er umgedreht, doch in diesem Augenblick rief der Sachse: »Zu wem wollt Ihr, Junker?«
Eberhard sah sich um, doch außer ihm war niemand in Rufweite. Er warf sich in die Brust. »Ich komme als Bote für den Fürstbischof.«
Die beiden winkten ihn durch. Er ritt in den Innenhof, wo ihm sofort ein Stallknecht entgegenlief. »Darf ich Euer Pferd versorgen, Herr?«
»Herr?« Eberhards Grinsen wurde breiter. Er saß ab und reichte ihm die Zügel. »Hier! Und gib gut acht darauf.«
Mit neuem Selbstbewusstsein ging er auf das Gebäude zu, aber er musste feststellen, dass sich plötzlich niemand mehr um ihn kümmerte. Er drehte sich um und sah gerade noch, wie der Junge das prächtig aufgezäumte Tier in den Stall führte. »Das Pferd also«, seufzte Eberhard und nahm seinen Weg wieder auf. Ein älterer Mönch kam auf ihn zu und hätte ihn fast umgerannt.
»Oh!«
»Verzeihung!«
Der Mönch winkte ab. »Es war meine Unachtsamkeit, junger Mann. Zu wem willst du?«
»Zum Fürstbischof. Ich bin ein Bote aus Buchhorn.«
Bei der Erwähnung von Buchhorn nickte der Mann kurz. »Der Bischof ist im Gebet, aber du kannst dich beim Grafen melden. Warte, ich bringe dich hin.«
»Danke.« Eberhard folgte dem Mann einen Gang entlang, in den durch schmale Schlitze Licht einfiel. Es erschuf ein Zwielicht, das ihm Furcht einflößte. Während er darauf wartete, vorgelassen zu werden, klopfte sein Herz in Erinnerung an die vergangene Schmach heftig.
Der alte Mönch kehrte auf den Gang zurück und nickte Eberhard aufmunternd zu. »Geh hinein. Und Gott sei mir dir.«
»Das kann ich brauchen«, murmelte Eberhard mit einem kläglichen Lächeln. Er straffte den Rücken und trat ein. Im rötlichen Schein der Abendsonne erkannte er zwei Gestalten. Eine war der Graf. Die andere eine wunderschöne Frau mit blonden Haaren, die ihn neugierig musterte. Eberhard sank auf ein Knie. »Herr. Herrin.«
»Eberhard?« Udalrich musterte den jungen Mann mit strengem Gesicht. »Was führt dich schon wieder her?«
»Ich … also …« Eberhard sah, wie sich die Miene des Grafen verfinsterte, und riss sich zusammen.
Wendelgard kicherte und hob ihre kleine weiße Hand. »Udalrich, lass den Ärmsten nicht so auf den Knien liegen. Steh auf. Du heißt Eberhard?«
Mit glühenden Wangen sprang der junge Mann auf. »Ja, Herrin.«
»Du bist Gudruns Sohn, nicht wahr? Ich hoffe, in Buchhorn steht alles zum Besten? Ist der Mörder gefasst?«
»Nein, Herrin«, erwiderte Eberhard mit einem winzigen Seitenblick auf den Grafen. »Der Mönch Eckhard schickt mich. Er hat diese Tasche bei den Sachen des toten Verwalters gefunden. Er sagt, sie werde den Fürstbischof interessieren.«
»Tritt näher!«, befahl Udalrich.
Eberhard nahm die Tasche ab und reichte sie dem Grafen. »Er sagt, es sei eine ungarische Tasche.«
»Diese Deckplatte ist ungarisch, ja.« Udalrichs Hände zitterten leicht. »Aber diese Taschen sind unter ungarischen Kriegern nicht selten. Ich verstehe nicht, warum Eckhard ihr so eine Bedeutung beimisst.«
Wendelgard legte ihre schmale Hand auf Udalrichs. »Salomo wird es wissen.«
»Du hast recht. Eberhard, du wirst mich begleiten!«
Einen Herzschlag lang badete der junge Kriegsknecht in dem warmen Lächeln der Gräfin, ehe er mit heißen Wangen dem Grafen folgte. Schweigend hielt er sich hinter Udalrichs breitem Rücken, dankbar, dass er so dessen forschenden Augen entging.
Ein Diener ließ sie das Gemach des Fürstbischofs betreten. Eberhard, der sich an das gütige Lächeln des alten Bischofs erinnerte, war erschrocken, wie ernst Salomo wirkte. Er saß im Schein mehrerer Kerzen an seinem Tisch und richtete seine kühlen grauen Augen auf Udalrich, ohne den Boten zur Kenntnis zu nehmen. »Warst du bei Heinrich?«
»Nein.« Auch Udalrichs Stimme klang abweisend. »Es ist etwas dazwischengekommen.«
»Ich weiß!«
Etwas Unausgesprochenes hing in der Luft. »Ein Bote aus Buchhorn ist für dich gekommen. Eckhard schickt dir das da.« Er gab Salomo die Tasche. »Die lag bei Reinmars Sachen.«
Salomo betrachtete den Beschlag. Er hob die Augenbrauen und sah zu Udalrich auf. »Weißt du, warum er mir diese Tasche schickt?«
»Nein.«
»Setz dich.« Salomo seufzte leise. »Weil bei der Leiche des Meuchelmörders eine ganz ähnliche gefunden wurde, darum.«
Udalrich stützte den Kopf in die Hände und schwieg.
»Udalrich!« Salomo packte den Grafen am Handgelenk und zwang ihn, ihn anzusehen. »Ich werde dem König
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