Die geheime Welt der Frauen
Spermienmörderin.
»Wo waren wir?«, fragte er. »Ah, richtig, der nächste Test. Wir machen eine endometriale Biopsie. Wir nehmen einen Probe der Gebärmutterschleimhaut und stellen fest, ob Ihr Uterus einen Fötus tragen kann.«
»Aha«, antwortete Sima, »in Ordnung, das hört sich gut an«, und als Connie an diesem Abend anrief, machte Sima keine Scherze über die Testergebnisse, aus Angst, es sei nur eine Frage der Zeit, bis ihr Körper, nachdem er einen Test bestanden hatte, sie beim nächsten im Stich lassen würde.
12
G eht’s Ihnen gut?«, fragte Sima, als Timna ihren leeren Kaffeebecher in den Abfall warf. Timnas Haar war zum Pferdeschwanz gebunden, ihre Wimperntusche unter den Augen verschmiert.
»Mir geht’s gut.«
»Ihren Verwandten auch?«
»Ja, ihnen auch. Alle sind aufgeregt, weil Leah, ihre Tochter, befördert worden ist.«
»Das ist schön.«
Timna nickte und zog eine alte Ausgabe der Vogue zu sich heran , die auf der Theke lag.
Sima bemerkte, dass die junge Frau die Lippen verzog, dass irgendetwas an ihr nagte. Sie öffnete den Mund, um zu fragen, warum, hielt aber inne, weil sie nicht sicher war, ob sie es wirklich wissen wollte. Dennoch warf sie verstohlene Blicke auf Timna und bemerkte, wie diese auf kindliche Art die Hände in die Ärmel ihres Pullovers wickelte.
Timnas Traurigkeit war verstörend. Sima versuchte, sich auf ihre Bücher zu konzentrieren. Gewöhnlich machte sie Timnas Geschichten dafür verantwortlich, sie von ihrer Buchhaltung abzulenken. Bevor Timna hergekommen war, hatte sie immer gewissenhaft ihre Bücher geführt, aber nun brauchte sie drei Stunden, um eine Zahlenkolonne zu addieren, weil sie den Stift weglegte, um eine Frage zu stellen, oder über eine Bemerkung kicherte wie Teenager beim gemeinsamen Lernen. Doch heute war es Timnas Schweigen, das Sima störte. Sie hörte den Müllwagen draußen auf der unebenen Straße, das Quietschen der
Bremsen und das Rattern seines metallenen Schlunds, das Klappern der Abfalltonnen, die auf den Gehweg gestellt wurden und sich noch weiterdrehten, bevor sie zum Stillstand kamen. Sima beugte den Kopf und schloss die Augen.
Es war ja nicht so, dass Timna immer gut gelaunt gewesen wäre - zuweilen war sie müde oder hatte Kopfschmerzen, aber Sima hatte sie nie traurig gesehen. »Wie kommt das?«, hatte sie Lev einmal gefragt. »Warum hat sie nie Heimweh?«
Lev erwiderte irgendwas über das Jungsein und darüber, neue Dinge zu erleben.
»Sicher«, meinte Sima, »aber so lange und so weit weg von daheim zu sein und sein Zuhause nicht zu vermissen. Und selbst Alon - Timna redet ständig über ihn, und es ist offensichtlich, dass sie ihn liebt, aber sie scheint nie mit ihm zu streiten oder sich Sorgen um ihn zu machen, Angst zu haben, dass er jemand anders kennenlernen oder dass sie sich auseinanderleben könnten.«
»Also ist sie jung und glücklich«, hatte Lev gesagt. »Das sind eine Menge Leute. Du weißt das vielleicht nicht, Sima, aber es ist nicht seltsam, glücklich zu sein.«
»Sehr komisch«, hatte Sima geantwortet und gedacht, dass er bei einer jungen Frau natürlich keine Traurigkeit erwarten würde, natürlich hatte er keine Ahnung von so etwas.
Helene Neumans Tochter Nechama kam herein, um einen Sport-BH zu kaufen. Sima griff ein paar und folgte Nechama, ihrem dreijährigen Sohn, ihrer zweijährigen Tochter und einem Baby im Kinderwagen in die Umkleide. Nechamas Sohn lehnte sich an das Bein seiner Mutter, als diese ihre Bluse aufknöpfte und ihren BH auszog. Er hatte lange blonde Locken, die in einer Woche zum ersten Mal geschnitten werden sollten - Nechama hatte bereits das Haus geputzt, um sich auf den Besuch der Verwandten vorzubereiten, die bei dem Ritual zugegen sein wollten.
»Ich werde die Pfunde dieser Schwangerschaft nie wieder los«, sagte Nechama und seufzte beim Anblick ihres Spiegelbilds: der schweren, mit Milch gefüllten Brüste. »Bei Yossi und Leah war’s schlimm, aber diesmal tut mein ganzer Körper weh.«
Sima schloss den BH auf Nechamas Rücken und zog an einem der Träger. »Du musst in einem BH schlafen, das ist alles - dein Körper braucht mehr Stützung.«
»Meine Mutter hat in einem BH geschlafen. Ich hab mir immer geschworen, das nie zu tun. Und hier bin ich, noch keine dreißig …«
»Und mit drei Kindern. Warte ein paar Monate, das weißt du doch. In ein paar Monaten wirst du dich kaum mehr an die Schmerzen erinnern.« Sima trat vor Nechama und begutachtete den BH. »Zu eng«,
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