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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Arbeitslöhne. Und gepachtete Cottages.«
    Schließlich trafen sich ihre Blicke. »Ach das. Landwirtschaft ist im Moment kein einträgliches Geschäft, verstehst du, Thomasine? Deshalb beackere ich jetzt auch andre Felder.«
    Sehr ruhig entgegnete sie: »Und deswegen bin ich hier. Auch für Nicholas und mich war die Landwirtschaft in letzter Zeit nicht besonders einträglich.«
    Er zuckte die Achseln. »Also bläst der Wind den Reichen und den Armen gleichermaßen ins Gesicht? Was für eine Schande.«
    Â»Und ich habe gehört, daß du – mitgeholfen hast, den Blasebalg zu bedienen, Daniel.«
    Â»Von wem hast du das gehört?« Er war neben sie getreten. Die Brise war stärker geworden, und sie fror in ihrem dünnen Rock und Pullover. Als sie ihn ansah, fiel ihr auf, wie sehr er sich im Lauf der letzten Jahre verändert hatte, daß von dem Jungen, den sie kannte, nichts mehr übrig war, und kaum noch eine Spur von dem verwundeten Soldaten.
    Â»Nicholas hat es mir gesagt. Und ich glaube ihm. Er hat mir auch gesagt, warum die Männer sich geweigert haben, für ihn zu arbeiten.«
    Daniels Blick war kalt. »Dann weißt du ja auch, daß sie ihre Gründe dafür hatten, so zu handeln. Und daß diese Gründe nichts mit mir zu tun haben.«
    Sie begriff die Gefahr, die jemand wie Daniel für jemanden wie Nicholas darstellte. »Ich glaube nicht, daß das stimmt«, antwortete sie ruhig. »Du bist intelligent, Daniel. Das bist du immer gewesen. Du kannst dich gut ausdrücken. Es ist nur eine Frage der richtigen Worte, nicht wahr? Dann wird aus einer Unzufriedenheit ein bißchen mehr als nur ein paar ärgerliche Bemerkungen am Freitagabend im Pub.«
    Er lächelte sie überheblich und teilnahmslos an. Am liebsten hätte sie ihn gepackt und geschüttelt oder auf dem Absatz kehrtgemacht, um wegzulaufen, aber sie zwang sich, nicht lockerzulassen.
    Â»Wir haben ein paar falsche Entscheidungen gefällt, das gebe ich zu, Daniel. Entscheidungen, die den Leuten geschadet haben. Aber es war Inkompetenz, Gedankenlosigkeit. Nie der Wunsch, Schaden zuzufügen.«
    Sie sah ihm in die Augen. Er blinzelte und wandte sich mit verändertem Gesichtsausdruck ab.
    Â»Ich hab’s dir gesagt – du unterstellst mir eine Macht, die ich einfach nicht besitze. Die Leute treffen ihre eigenen Entscheidungen. Ich kann mir die Dinge nicht so zurechtbiegen, wie ich will.« Er faßte sie an den Schultern und drehte sie herum, so daß sie auf die Felder hinaussah. »Schau, Thomasine.« Er deutete auf die Mitte des Felds, wo kahle schwarze Äste aus der Erde herausstanden.
    Â»Vierhundert Jahre lang haben die Blythes diese Erde umgepflügt. Und dieses Monstrum ist die ganze Zeit darin liegengeblieben. Ich hab es in meinem zweiten Winter freigelegt und kann es nicht bewegen. Es wird die nächsten zehn Jahre dort drinbleiben, meinen Pflug brechen und meinen Profit beschneiden. Für jemanden wie Nicholas, der immense Ländereien besitzt, spielt das keine Rolle, für mich aber schon.« Er ließ sie los und steckte die Hände wieder in die Jackentaschen. Sein Blick war kalt. »Du bittest mich, die Vergangenheit zu vergessen, Thomasine. Das ist wirklich zuviel verlangt. Du kannst vielleicht vergessen, ich aber nicht.«
    Sie schrie: »In unserer Kindheit sind Dinge passiert, die unser Leben verändert haben. Aber das ist Jahre her! Diese – diese Feindschaft – kann doch nicht für immer und ewig weiterbestehen. Sie wird uns alle zerstören, dessen bin ich mir sicher. Sprich mit den Männern – bitte, Daniel.«
    Er schüttelte den Kopf. Seine Stimme klang schneidend und endgültig. »Nein. Das ist dein Problem, nicht meines. Du mußt es lösen. Und jetzt muß ich wieder an meine Arbeit zurück. Wenn Sie mich entschuldigen, Lady Blythe.«
    Alle ihre guten Vorsätze lösten sich in nichts auf. Eine Woche, nachdem sie mit Alexander Lawrence Tee getrunken hatte, radelte sie wieder nach Ely. Sie sagte sich, daß nichts dabei sei, daß es nichts Schlimmes war, wenn eine verheiratete Frau mit einem untadeligen Mann eine Tasse Tee trank. Sie hatte das Recht auf ein eigenes Leben.
    Diesmal machte es den Eindruck, als hätte er geradezu auf sie gewartet. Als sie bei seinem Haus ankam, öffnete sich die Tür, er kam die Treppe herunter und ging auf sie zu.
    Â»Dr. Lawrence.

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