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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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alle diese Fragen viel zu nahe, als daß wir darüber länger in Ungewißheit bleiben dürften.
    – Nein! Hundertmal, Tausendmal nein! rief der Seemann, vom Tische aufstehend. Außer uns giebts keine Menschen auf der Insel Lincoln! Was Teufel! Das Stückchen Land ist selbst nicht groß, und wenn es bewohnt wäre, müßten wir schon einem der Ansiedler begegnet sein!
    – Das Gegentheil wäre wirklich wunderbar, meinte Harbert.
    – Ich dächte, es erschiene aber noch erstaunlicher, wenn das Pecari mit einem Schrotkorn im Leibe geboren wäre! bemerkte der Reporter.
    – Mindestens, schalt Nab ganz im Ernste ein, wenn Pencroff dasselbe nicht etwa …
    – Aha, Freund Nab, fiel ihm Pencroff in’s Wort, seit so und so viel Monaten hätte ich also ein Schrotkorn im Munde herumgetragen? Aber wo soll das gesteckt haben? fügte der Seemann hinzu, indem er den Mund weit öffnete und die zweiunddreißig tadellosen Zähne darin zeigte. Komm, Nab, sieh genau nach, und wenn Du in dem Gebisse hier nur einen hohlen Zahn findest, erlaube ich Dir dafür ein halbes Dutzend herauszuziehen!
    – Nab’s Hypothese ist unzulässig, entschied Cyrus Smith, der trotz seiner sehr ernsten Gedanken ein Lächeln nicht unterdrücken konnte. Unzweifelhaft ist auf der Insel vor höchstens drei Monaten ein Gewehrschuß abgefeuert worden. Wahrscheinlicher dünkt es mir, daß diejenigen, welche unsere Küste anliefen, entweder vor nur kurzer Zeit hierher gekommen oder auch sofort wieder abgefahren sind, denn es konnte uns gelegentlich unseres Ueberblicks über die ganze Insel von dem Franklin-Gipfel aus gar nicht verborgen bleiben, wenn die Insel überhaupt noch andere Bewohner geborgen hätte. Weit mehr hat die Annahme für sich, daß Schiffbrüchige nur erst seit wenigen Wochen durch einen Sturm an irgend einen Punkt der Küste verschlagen worden sind. Doch, wie dem auch sei, jedenfalls müssen wir uns hierüber Gewißheit verschaffen.
    – Aber dabei mit Vorsicht zu Werke gehen, fiel der Reporter ein.
    – Das empfehle ich auch, stimmte ihm Cyrus Smith bei, denn leider ist am meisten zu befürchten, daß nur malayische Seeräuber hier an’s Land gegangen sind.
    – Wäre es dann nicht gerathen, Herr Cyrus, fragte der Seemann, bevor wir eine Nachforschung beginnen, ein Boot zu erbauen, um entweder den Fluß hinauf oder auch um die ganze Insel herum fahren zu können? Man soll sich nie unvorbereitet überraschen lassen.
    – Eine recht glückliche Idee, Pencroff, wenn wir nur deren Ausführung abwarten könnten. Die Construction eines solchen Fahrzeugs erfordert aber mindestens einen Monat …
    – Ein wirkliches Boot, ja, unterbrach ihn der Seemann, wir brauchen jedoch kein eigentlich seetüchtiges Fahrzeug, und um die Mercy befahren zu können, verpflichte ich mich, eine entsprechende Pirogue in höchstens fünf Tagen fertig zu stellen.
    – In fünf Tagen ein Schiff bauen? rief Nab ungläubig dazwischen.
    – Gewiß, Nab, natürlich ein Schiff nach Indianermuster.
    – Aus Holz? fragte Nab noch immer zweifelnd.
    – Aus Holz, bejahte Pencroff, oder vielmehr aus Baumrinde. Ich wiederhole Ihnen, Herr Cyrus, daß die Sache binnen fünf Tagen abgethan sein kann.
    – In fünf Tagen? – Es sei! antwortete der Ingenieur.
    – Doch bis dahin werden wir gut thun, streng auf der Huth zu sein, ermahnte Harbert.
    – Sogar sehr streng, meine Freunde, sagte Cyrus Smith; deshalb bitte ich, auch die Jagdausflüge auf die nächsten Umgebungen des Granit-Hauses zu beschränken.«
    Bei Tische ging es weniger lustig zu, als Pencroff erwartet hatte.
    Die Insel war nach dem Vorhergehenden also jetzt oder früher von Anderen als unseren Colonisten bewohnt. Seit dem Vorfall mit dem Schrotkorn stand das unbestreitbar fest; auch konnte eine derartige Entdeckung für unsere Colonisten nur eine Quelle gerechtfertigter Unruhe sein.
    Lange Zeit, bevor sie sich niederlegten, besprachen Cyrus Smith und Gedeon Spilett dieses Thema. Sie fragten sich, ob jener Fund nicht zufällig auch mit der bis jetzt unaufgeklärten Art und Weise der Rettung des Ingenieurs in innerem Zusammenhange stehe, ebenso wie einige andere Eigenthümlichkeiten, die ihnen wiederholt aufgestoßen waren. Nach Beleuchtung des Für und Wider dieser Frage sagte Cyrus Smith:
    »Wollen Sie meine Ansicht über die ganze Angelegenheit hören, lieber Spilett?
    – Ja, Cyrus.
    – Nun, ich sage Ihnen: Wir mögen die Insel noch so genau durchsuchen, wir finden doch Nichts!«
    Gleich am folgenden Tage ging

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