Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Kätner versammelt, die unsere ungewöhnliche Art, ein Feld zu bestellen, gebannt beobachteten.
    »Man erntet keine Kartoffeln, wenn es naß ist«, ließ uns Ian wissen und erntete ein noch deutlicheres Schnauben von Jamie.
    »Hmm«, murmelte Ian vor sich hin. »Krautfäule, Kartoffelkäfer - wir hatten keine, das scheint ein Glücksfall zu sein -, Kartoffelstrauch... hmm, da steht nur, was man macht, wenn das Kartoffelkraut welk wird. Knollenfäule-ob unsere Kartoffeln davon betroffen sind, wissen wir erst, wenn wir sie ernten. Saatkartoffeln, Lagerung der Kartoffeln...«
    Ungeduldig wandte sich Jamie ab. »Wissenschaftlicher Landbau, hm?« murmelte er. Er starrte auf das Feld mit dem dichten dunkelgrünen Kraut. »Scheinbar ist es viel zu wissenschaftlich, um uns zu verraten, wann diese verdammten Dinger reif sind!«
    Fergus, der wie gewöhnlich hinter Jamie hergetrottet war, blickte von seinem Zeigefinger auf, auf dem sich gemächlich eine Raupe entlangschlängelte.
    »Weshalb grabt ihr denn nicht einfach einen Strauch aus und seht nach?« fragte er.
    Jamie starrte Fergus einen Augenblick lang an. Er öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Dann tätschelte er Fergus sanft den Kopf und ging eine Heugabel holen.
    Die Kätner, alles Männer, die unter Ians Anleitung - mit Sir
Walters Beistand - die Kartoffeln gesteckt, das Feld bestellt und das Unkraut gejätet hatten, traten näher heran, um das Ergebnis ihrer Mühen in Augenschein zu nehmen.
    Jamie wählte einen großen Strauch am Ende des Ackers aus und setzte die Heugabel vorsichtig in die Wurzeln. Er hielt sichtlich den Atem an, setzte einen Fuß auf den oberen Teil der Gabel und drückte sie hinunter. Die Zinken sanken langsam in das feuchte braune Erdreich.
    Auch ich hielt den Atem an. Von diesem Experiment hing weitaus mehr ab als Sir Walter O’Bannion Reillys guter Ruf. Oder meiner.
    Jamie und Ian hatten zugegeben, daß die Gerstenernte dieses Jahr zwar kleiner ausgefallen war als sonst, für die Pächter von Lallybroch aber vorerst ausreichte. Ein weiteres schlechtes Jahr jedoch würde die bescheidenen Getreidereserven aufzehren. Verglichen mit anderen Gutshöfen im Hochland war Lallybroch geradezu wohlhabend, doch das hieß nicht viel. Der Kartoffelanbau war durchaus von Bedeutung für die Leute von Lallybroch. Hatte das Experiment Erfolg, so war in den beiden folgenden Jahren die Gefahr einer Hungersnot gebannt.
    Jamie drückte die Heugabel noch etwas tiefer ins Erdreich, dann stemmte er sich gegen den Griff. Der Kartoffelstrauch wankte, das Erdreich tat sich auf, und mit einem ruckartigen »Plopp« war die Pflanze entwurzelt, und die Erde enthüllte ihre Schätze.
    Die Umstehenden stießen ein erstauntes »Ah«, aus, als sie die vielen braunen Knollen sahen, die an den Wurzeln des Kartoffelstocks hingen. Ian und ich knieten nieder und scharrten im lockeren Erdreich nach den Kartoffeln, die vom Stock abgerissen waren.
    »Es hat geklappt!« rief Ian immer wieder, während er eine Kartoffel nach der anderen hervorscharrte. »Seht euch das an! Wie groß sie sind!«
    »Ja, sieh dir die hier an!« rief ich entzückt und schwenkte die Kartoffel in der Luft, die doppelt so groß war wie meine Faust.
    Schließlich lag das Ergebnis unserer Probegrabung in einem Korb: an die zehn besonders schöne Kartoffeln, dazu etwa fünfundzwanzig faustgroße und zahlreiche golfballgroße Exemplare.
    »Was meint ihr?« fragte Jamie und betrachtete prüfend unsere Kartoffeln. »Ob wir den Rest noch etwas drinlassen sollen, damit
die kleinen noch größer werden? Oder sollen wir sie lieber jetzt ernten, bevor der Frost kommt?«
    Ian tastete geistesabwesend nach seiner Brille, dann erinnerte er sich, daß der gute Sir Walter drüben an der Einzäunung lag, und verzichtete darauf, ihn zu Rate zu ziehen. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt«, antwortete er. »Im Buch steht, die kleinen soll man als Saatkartoffeln für das nächste Jahr aufheben. Und davon werden wir eine Menge benötigen.« Er lächelte mir erleichtert zu. Eine dicke Strähne seines glatten braunen Haares fiel ihm über die Stirn, und seine eine Wange war schmutzverschmiert.
    Eine Kätnerin beugte sich neugierig über den Korb, dann nahm sie eine Kartoffel in die Hand.
    »Die kann man essen, sagt ihr?« Ihre Stirn legte sich in Falten. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß man sie zu Schrot mahlen und daraus Brot und Brei machen kann.«
    »Tja, ich glaube kaum,

Weitere Kostenlose Bücher