Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
erklärte Lena Jansen trocken.
»Woher wissen Sie das?«, fragte Fechner, der sich nur schwer von dieser Erscheinung lösen konnte.
»LeClerc hat es mir erklärt. Es entsteht, wenn geladene Teilchen eines Sonnenwindes in den Polargebieten auf die Erdatmosphäre treffen. LeClerc sagte, die Wissenschaftler nennen diese Teilchen auch Elektrometeore.«
»Nur diesmal ist der Verursacher kein Sonnenwind.« Fechner stützte sich auf dem Fensterbrett auf. »Es geht also los«, stöhnte er und sah Lena Jansen mutlos an, als wollte er sagen, dass heute einer der Tage war, an denen man gerne im Bett geblieben wäre. »Ein lautloser und schmerzfreier Terroranschlag, den wir nicht verhindern konnten«, fügte er leise hinzu, als spräche er mit sich selbst.
»Machen Sie sich etwa Vorwürfe?«, fragte Lena ihren Chef. »Was hätten wir denn tun sollen? Wir sind nur die Presse und wie Sie wissen, wurden wir vom BND und vom BKA nicht ernst genommen.«
Fechner reichte ihr die dpa-Meldung, aus der hervorging, dass die Astronauten der internationalen Raumstation, die gerade über Deutschland hinwegflog, von diesem Phänomen berichteten. Dort hieß es, sie beobachteten ein grünes Lichtband, das von Osten her bis in den südwestlichen Teil des Landes waberte. Es war von einem gewaltigen Nordlicht die Rede. Für die Astronauten war es nicht nur deshalb unerklärlich, weil Polarlichter nur an den magnetischen Polen vorkommen, sondern auch deshalb, weil derzeit keine Sonnenflecken zu beobachten waren, die einen solchen gigantischen Sonnensturm hätten auslösen können, der für dieses Ausmaß eines Polarlichtes erforderlich gewesen wäre.
»Lautloser Terroranschlag mag sein«, antwortete Jansen, »aber schmerzfrei? LeClerc sagte, Mikrowellen sind als Folterinstrument verwendbar, aus der Distanz heraus und unsichtbar. Es ist eine heimtückische Waffe, mit der höllische Schmerzen zugefügt werden können, ohne eine Spur zu hinterlassen.«
»Oder innere Verbrennungen, ohne äußere Verletzungen davonzutragen«, ergänzte Fechner, der an die Verbrennungsopfer dachte. Er legte die dpa-Meldung auf seinen Schreibtisch und setzte sich, während Lena Jansen sich zu ihm umdrehte und sich am Fensterbrett anlehnte.
»Wenn wir uns auf Ruschkow verlassen, wird hier allerdings eine Frequenz verwendet, die keinerlei Verletzungen verursacht, sondern lediglich das Unterbewusstsein beeinflusst. Die Mandelkerne im Gehirn sind dabei sozusagen die Antennen,« gab Lena Jansen ihr von LeClerc erworbenes Wissen weiter.
»Das klingt aus Ihrem Munde fast wie ein harmloser Streich«, bemerkte Fechner, während er ihr einen skeptischen Blick zuwarf.
»Sie wissen, wie ich es meine und wie ich darüber denke«, korrigierte sie ihn. »Wenn ich mir vorstelle, was ich vielleicht schon alles getan habe, ohne es wirklich zu wollen, wird mir ganz übel.«
»Wer weiß, vielleicht wollten Sie gar nicht Moderatorin beim Fernsehen werden, sondern eine übersinnliche Kraft hat sie dazu verleitet«, scherzte Fechner, doch Lena war nicht zum Scherzen zumute.
Sie sah nochmals hinaus. Die Aurora wurde immer intensiver. Lena mochte nicht daran denken, welch ernsten Hintergrund dieses einzigartige Schauspiel nach sich zog. Wer es nicht wusste, bestaunte es sicherlich als ein einmaliges Wunder der Natur. Andere würden möglicherweise einen bevorstehenden Weltuntergang hineininterpretieren, vielleicht die ersten Vorboten des Untergangs, der der Mayalegende nach am 21.12.2012 stattfinden soll.
Doch wer wird dahinter einen Terroranschlag vermuten? Wie auch? In den Köpfen der Menschen war Brutalität das Synonym für Terror geworden. Wer sollte glauben, dass es jetzt eine ganz neue Dimension gab, die man nicht einmal bemerkte, würden die Terroristen nicht auf andere Weise darauf aufmerksam machen.
Als Lena Jansen überlegte, was wohl am nächsten Tag zu dieser Aurora in der Zeitung stehen würde, zuckte plötzlich ein gewaltiger Blitz, obwohl es kein Gewitter gab. Jansen und Fechner zuckten zusammen. Es war der Beweis, dass derzeit exorbitante Energien in die Atmosphäre geschleudert wurden.
»Wo ist eigentlich LeClerc?«, fragte Fechner, »wir brauchen ihn jetzt.«
Lena Jansen zuckte mit den Schultern. Sie berichtete, dass er etwas erledigen wollte und in ein paar Stunden zurück sei. Mehr wusste sie nicht.
Als sie dies ihrem Chef mitteilte, durchzog sie ein kalter Schauer. Weshalb war LeClerc ausgerechnet jetzt verschwunden, ohne zu hinterlassen, wo er zu finden sein
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