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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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schweigend an, dann richteten sie die Blicke wieder hastig auf ihre Arbeit.
    Mir war der Blickwechsel nicht entgangen, aber ich zog es vor, darüber hinwegzusehen, da ich von dem Muster so fasziniert war. Ich trat näher an Zeldon heran und zeigte auf seine Arbeit. »Yaqob, was ist das?«
    Seine Züge verhärteten sich. »Das ist ein Teil dessen, das die Magie der Pyramide ausmacht. Gefährliche Magie. Siehst du? Diese Kurven bilden Teile von Zahlen, und dieses Stück hier ist das untere Segment von einem Schriftzug.«
    »Warum ist das gefährlich?«
    Yaqob holte tief Luft. Ihm war offensichtlich unbehaglich zumute. »Du weißt über die Magier und ihre Faszination für die Mathematik Bescheid?«
    »Ja, Isphet hat es kurz angedeutet.«
    »Kurz ist schon zu lang, aber du mußt Bescheid wissen. Tirzah, kannst du lesen oder schreiben?«
    »Ich kann etwas rechnen und Zahlen schreiben. Alle Glasmacher müssen das können, vor allem, um Pulver und Metalle abmessen zu können. Aber von Alphabeten und Worten verstehe ich nichts.«
    »Dann sei froh drum. Die Magier beherrschen die Macht der Zahlen und geometrischen Formen, aber dadurch haben sie das Alphabet verdorben. Für sie ist jeder Buchstabe des Alphabetes mit einer Zahl verbunden, so daß, wenn sie schreiben, wenn sie Worte und damit Sätze bilden, das Geschriebene eine zweite, dunklere Bedeutung annimmt. Ist dir klar, worauf ich hinauswill?«
    »Ja, ich glaube schon. Jedesmal, wenn ein Magier Worte schreibt, dann sind das zugleich Berechnungen und Formeln. Zaubereien.«
    »Alles an ihnen ist gefährlich, Tirzah, und böse. Nimm dich vor ihnen in acht, und vor allem hüte dich vor ihren Schriften.«
    Er war jetzt wütend, und ich nickte schnell.
    »Laß niemals zu, daß einer von ihnen versucht, dir Buchstaben beizubringen, Mädchen, denn mit jedem Wort, das du schreibst, wird er deine Seele verzaubern wollen. Lauf schreiend davon, denn wenn du nicht läufst, wirst du ihrem Zauberwerk verfallen.« Er brachte ein kleines Lächeln zustande, auch wenn es nicht seine Augen erreichte. »Und dann wirst du nicht länger das liebenswerte Mädchen sein, das gerade vor mir steht.«
    »Yaqob, ich schwöre, daß ich nicht die Absicht habe, jemals schreiben zu lernen. Ich werde mich nicht einfangen lassen, und ich werde auch dich nicht einfangen.«
    »Gut.«
    Das Versprechen stellte ihn schließlich zufrieden, und er fuhr fort, das Glasnetz zu erklären. »Die Magier brauchen Handwerker, die Glasnetze schleifen können, für zwei Bezirke der Pyramide. Der erste ist die Zentralkammer, die man die Kammer zur Unendlichkeit nennt, wo diese Gläser schließlich eingesetzt werden. Alle Wände und der ganze Boden sollen mit Glasnetzen ausgekleidet werden, die die Worte und Beschwörungen der Formeln darstellen.«
    »Und die Decke?«
    »Es gibt keine Decke, Tirzah. Nein, warte, du wirst es irgendwann selbst sehen. Du wirst deine Arbeit dort hineinbringen müssen, damit sie eingepaßt wird.«
    »Und der zweite Bezirk, der Glasnetze braucht?«
    Er verstummte und sah hinaus. »Der Schlußstein.«
    »Schlußstein?«
    Yaqob lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln, und er ergriff meine Hand und drückte sie sanft. »Es ist Zeit, dich die Pyramide sehen zu lassen, Tirzah. Dann kann ich es dir erklären.«
    Wie ich bald herausfinden sollte, nahmen die Glasmacher einen hohen Rang in dem Sklavenlager von Gesholme ein, und vielleicht war das der Grund, warum Isphets Werkstatt über einen großzügigen Balkon verfügte. Oder vielleicht sollte ja auch die sichtbare Anwesenheit der Pyramide dafür sorgen, daß sie ihren Einfluß leichter in einer ihrer wichtigsten Werkstätte verbreiten konnte.
    Draußen war es heiß und schwül, aber ich achtete nicht darauf, als ich schließlich die Holzbohlen betrat und nach Norden starrte.
    Die Pyramide war über einhundertfünfzig Schritt weit entfernt, aber sie wuchs so hoch in den Himmel, daß ich den Kopf in den Nacken legen mußte, um alles sehen zu können. Ihr Schatten schnitt sauber über die Wände der Werkstatt.
    Yaqob stand tröstend nah, seine Hand auf meiner Schulter fühlte sich warm und vertraut an. »Das ist sie also.«
    Es war eine massive Steinpyramide, aber sie hatte trotzdem keinerlei Ähnlichkeit mit denen, von denen man mir als Kind erzählt hatte. Ich runzelte die Stirn, dann deutete ich mit der Hand auf sie.
    »Yaqob, was ist das? Warum hat man sie nicht ausgefüllt? Muß das noch getan werden?«
    Auf den beiden Seiten der Pyramide, die

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