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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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der Gasse näherten sich Schritte, entfernten sich jedoch wieder.
    »Komm«, sagte er. »Ta’uz wird sich fragen, wo wir hin sind.«
    Wir waren in die Kammer zur Unendlichkeit befohlen worden: Ich mußte mich davon überzeugen, daß die Glasnetzarbeiten so wenig wie möglich Belastungen ausgesetzt waren; Yaqob mußte die nächsten Verbindungsplatten ausmessen.
     
     
    Wir hätten uns Zeit lassen können, denn Ta’uz wartete nicht ungeduldig auf uns, sondern eilte uns statt dessen bereits entgegen.
    Er warf uns einen wütenden Blick zu, und wir senkten die Blicke und murmelten »Exzellenz!« und dann hatte er die Spitze übernommen, und wir versuchten, uns seinem ungeduldigen Schritt anzupassen. Wir bemühten uns, einander nicht anzusehen, denn dann hätten wir gelächelt; es kam nur selten vor, daß die Magier sich anders als in gelassener Hoheit zeigten.
    Aber Ta’uz war offensichtlich abgelenkt, und als wir uns der Pyramide näherten, blieb er tatsächlich stehen und starrte zur Spitze der Pyramide hinauf.
    Auch wenn das Einsetzen des Schlußsteins noch ein Jahr oder länger vor uns lag, waren auf der Pyramidenspitze bereits Arbeiter mit den Vorarbeiten beschäftigt. Es waren fünf Steinmetze; sie alle waren mit Seilen gesichert, sie alle bewegten sich mit langsamen aber sicheren Bewegungen. Ich beneidete sie nicht um ihre Aufgabe.
    Ta’uz war von dem Anblick wie gebannt, und jetzt sahen Yaqob und ich uns an, und jeder Drang zu lächeln war verflogen.
    »Ah«, murmelte Ta’uz, und wir versuchten seiner Blickrichtung zu folgen.
    »Da«, raunte Yaqob mir zu und zeigte verstohlen nach oben. Ta’uz starrte einen kleinen Steinstapel neben einem der Arbeiter an; sie verwendeten die Steine, um einen Rand zu bauen, auf dem der Schlußstein ruhen würde.
    Das Sonnenlicht war hell und die Entfernung groß, aber was dann geschah, konnte ich so deutlich sehen, als hätte ich bloß drei Schritt von der Spitze entfernt gestanden. In diesem Augenblick war keiner der Arbeiter auch nur in der Nähe des Steinstapels, sie alle schienen in ein Problem vertieft. Aber irgendwie… irgendwie löste sich ganz langsam der oberste Stein von dem Stapel, schwebte dort scheinbar unentschieden – als würde er eine eigene Wahl treffen können –, schoß dann dem Boden entgegen, unglaublich schnell, zu schnell, nur ein Schemen, und grub sich in den Kopf eines Sklaven, der gerade aus dem Riesenmaul der Pyramide trat.
    Er traf ihn mit einer solchen Wucht, daß er das Gesicht und den Schädel des Mannes in eine Fontäne aus Blut verwandelte, und hatte dann noch immer genug Wucht, um seinen Nacken zu spalten und sich zwischen seine Schulterblätter einzugraben.
    Der Schatten der Pyramide flackerte kurz.
    Einen Augenblick lang war die ganze Baustelle wie erstarrt, dann stieß Ta’uz einen Schrei aus und rannte zu der auf dem Bauch liegen Gestalt oben auf der Rampe. Yaqob und ich waren nur einen Schritt hinter ihm.
    Ta’uz warf sich neben dem Toten auf die Knie – im Umkreis von zwei Schritten war alles mit Blut und Gehirn bespritzt – und streckte die Hand aus. Sie zitterte. Doch kurz bevor er die Schulter des Mannes berührte, hielt er inne. Die Kante des Steins ragte deutlich zwischen seinen zerschmetterten Wirbeln hervor.
    Mir war übel und ich machte einen Schritt zurück, im selben Moment, in dem Ta’uz sein Gesicht zur Pyramide erhob und voll Entsetzen und ohne begreifen zu können flüsterte: »Warum?«

 
    9
     
     
     
    Ta’uz gewann nur Augenblicke später seine Beherrschung wieder. Er befahl, den Toten wegzuschaffen, dann winkte er Yaqob und mir ungeduldig zu und ging hinein, um die Kammer zur Unendlichkeit zu inspizieren.
    Es war schlimm, viel schlimmer als gewöhnlich. Normalerweise schrie das Glas hier gequält, aber an diesem Tag war es gefügig gemacht. Vor Angst erstarrt. Was auch immer die Pyramide getan hatte, es hatte auch das Glas fast völlig zum Schweigen gebracht, und als Ta’uz wissen wollte, warum mir Tränen die Wangen hinunterliefen, behauptete ich, es sei wegen des Sklaven, der erschlagen worden war.
    »Albernes Mädchen«, fauchte er. »Leben ist dazu da, damit von uns und der Pyramide darüber nach Gutdünken verfügt werden kann. Paßt das Glas gut?«
    »Es paßt gut, Exzellenz. Die Belastung ist minimal und es sitzt richtig.«
    »Gut.« Er hielt inne. »Du teilst deine Unterkunft mit Raguel, nicht wahr?«
    »Ja, Exzellenz.«
    »Dann richte ihr aus, sie solle bei Sternenaufgang in meinen Gemächern

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