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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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gerechnet, denn die Pyramide hatte an diesem Tag jeden in Angst versetzt, und der Magier würde sicherlich das Gefühl haben, seiner wieder ganz sicher sein zu können.
    Es war schon spät, und alle schliefen, als der Wächter schließlich an die Tür pochte.
    »Aufmachen!« rief er, als Isphet verschlafen zur Tür ging. »Aufmachen!«
    »Ja?«
    Eines Tages, dachte ich, werde ich dieses herrische »Ja?« auch beherrschen.
    Als Isphet zu mir kam, war ich bereits aufgestanden und so gut wie fertig. Sie gab mir einen Kuß auf die Wange. »Sei vorsichtig, Tirzah. Sei sehr vorsichtig.«
    Ich erwiderte den Kuß und verharrte lange genug, daß sie mich schnell in den Arm nehmen konnte. »Danke, Isphet«, sagte ich, dann ging ich.
    Draußen in der stillen Nachtluft gingen die Nerven mit mir durch. Mir drehte sich der Magen um, und ich mußte die Arme verschränken, um sie am Zittern zu hindern.
    »Was ist los?« fragte Kiamet.
    »Nichts. Die Nachtluft. Sie ist kalt.«
    »Er ist in einer bösen Stimmung. Sei vorsichtig.«
    Ich starrte ihn an, wunderte mich über seine Offenheit. Und ich fragte mich, wieviel er auf seinem einsamen Posten auf der Veranda gehört und gesehen hatte.
    Kiamet sagte sonst kein Wort mehr und lieferte mich in Boaz’ Residenz ab.
    Wieder fröstelte mich. Ich zögerte, dann trat ich in den Lichtschein.
    »Exzellenz?«
    »Tritt ein.«
    Ich trat ein, verbeugte mich, dann holte ich Kanne und Wasser und wusch ihm Hände und Füße. Er war stumm, starrte mich an. Ich hielt den Blick gesenkt, atmete so leise, wie ich konnte, und hoffte, daß ich weder die Kanne zerbrechen noch das Wasser verschütten würde. Ich spürte, daß er geradezu auf einen Patzer wartete.
    Er passierte mir nicht, und schließlich hielt er mir das Öl hin, um es einzumassieren.
    Der Geruch war wohltuend, aber ich ließ nicht zu, daß er mich beruhigte.
    Er nahm die Phiole wieder in Empfang, stellte sie auf den Tisch. »Steh auf.«
    Ich erhob mich.
    Er starrte mich an, so sehr der Magier, daß ich nicht nur spüren konnte, wie er die Macht der Eins ausstrahlte, sondern es sogar sehen konnte. »Hast du gelernt, wo du hingehörst?«
    »Ja, Exzellenz.«
    »Gut. Dann zieh dich aus und warte auf mich im Bett. Ich komme gleich zu dir.«
    Er ließ mich dort fast drei Stunden liegen: stumm, verkrampft, verängstigt. Er saß an seinem Schreibtisch, seine Feder kratzte auf und ab und immer wieder auf und ab.
    Alle paar Minuten wurden mir die Lider schwer, dann riß ich sie weit auf, von der Angst erfüllt, einzuschlafen. Das hätte ihn wütender gemacht als alles andere. Es wäre eine Anmaßung gewesen.
    Schließlich lehnte er sich zurück, wischte die Feder sauber, räumte sie weg, stand auf und löschte die beiden Lampen, so daß der Raum nur noch vom schwachen Mondlicht erhellt wurde. Er trat an das Bett und betrachtete mich.
    Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich hatte mich nicht bedeckt, und ich fragte mich, ob das ein Fehler gewesen war. Aber gerade, als ich nach dem Laken greifen wollte, wandte er sich ab und entkleidete sich, legte die Sachen über einen Hocker.
    Er setzte sich auf die Bettkante, seufzte, dann rieb er sich die Augen. Als er die Hand fallen ließ, konnte ich die Müdigkeit auf seinem Gesicht sehen.
    »Tirzah, ich mußte es tun«, sagte er, und die Kälte war aus seiner Stimme gewichen. »Ich mußte es tun.«
    »Ich weiß, Exzellenz«, flüsterte ich.
    Er nickte, zögerte, dann legte er sich neben mich, berührte mich aber nicht, verkrampft wie ich war. »Tirzah…«
    Dann seufzte er erneut, drehte sich um und zog mich in seine Arme.
    Ich blieb ganz still und erwiderte seine Liebkosungen nur sehr verhalten, da ich nichts tun wollte, was ihn verschrecken konnte. Trotzdem war es gut.
     
     
    Wieder erwachte ich und starrte in die Augen des Magiers. Entrückt, höhnisch. Ich spannte jeden Muskel an, wartete auf den Schmerz.
    Aber er kam nicht. Er hielt mir mein Gewand hin. »Zieh dich an.«
    Ich zog es mir schnell über, dann zögerte ich, unsicher, als Holdat eintrat und eine Mahlzeit aus Brot, Öl und Käse sowie einen Krug Ziegenmilch auftrug.
    Boaz setzte sich, dann bedeutete er mir, mich ebenfalls zu setzen und zu essen.
    Bei jeder Bewegung, die ich machte, glaubte ich, gleich etwas fallen zu lassen oder mit dem Geschirr zu klappern, und ich weiß nicht, wie ich es schaffte, ein Stück Brot hinunterzuwürgen. Mit der Milch war es einfacher.
    »Ich habe entschieden, daß die Vereinigung mit der Eins durch den

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