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Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske

Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske

Titel: Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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genau umgekehrt.
    Nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte, wurde der Morgen sonnig und wolkenlos.
    Und da sich die meisten Menschen noch über einen blauen Himmel freuen können, war eigentlich die ganze Stadt blendend aufgelegt. Auch die gesamte Maximilianschule strahlte aus allen Knopflöchern vor guter Laune. Die Klassen vertrieben sich ausgelassen und ein wenig übermütig die letzten Minuten bis zum Beginn des Unterrichts, die Maurer auf dem Metallgerüst an der Rückfront pfiffen beim Arbeiten vergnügt vor sich hin, und selbst die Lehrer verteilten sich nach dem Läuten aufgekratzt von den Korridoren über die Klassenzimmer und in die verschiedenen Stockwerke.
    Ein vergnüglicher Schultag lag in der Luft.
    Aber es kam anders, und zwar ziemlich schnell.
    Es fing damit an, daß Studienrat Leppinius in seiner 9A zur Tafel spazierte und ein Stück Kreide in die Hand nahm.
    „Setzt mir das hier mal ins Passiv.“ Er fing an zu schreiben. „Zum Donnerwetter, was ist denn mit der Kreide los?“
    Die Schüler lächelten ahnungslos und beobachteten vergnügt, wie Studienrat Leppinius die benutzte Kreide in den Papierkorb feuerte und dafür ein nagelneues Stück aus einer kleinen Holzkiste nahm.
    „Also, das sollt ihr mir ins Passiv setzen - verdammt noch mal“, er richtete sich auf und drehte sich um: „Was habt ihr mit der Tafel angestellt, Himmelarmundzwirn?“
    „Natürlich nichts, Herr Studienrat“, erwiderte ein Junge in einer kurzen Lederjacke. Er hatte eine lustige Stupsnase, schob jetzt die Unterlippe vor und zwinkerte ein wenig mit den Augen, weil ihm die Sonne genau ins Gesicht stach.
    Und da die Klasse ein ganz ausgezeichnetes Gewissen hatte (was selten genug vorkam), lächelte sie sorglos weiter.
    „Das werden wir ja gleich sehen“, meinte der Studienrat. Dabei hatte er sich bereits seitlich ganz dicht an die Tafel gestellt und seine Brille ein wenig angehoben, um ganz genau sehen zu können. „Ihr seid leider falsch gewickelt“, bemerkte er, ohne seine Untersuchung zu unterbrechen, „wenn ihr glaubt, daß alle Lehrer ausgemachte Trottel sind.“ Jetzt wischte er ganz vorsichtig mit der Spitze des kleinen Fingers über die schwarze Fläche. „Aha“, sagte er nur, richtete sich auf und drehte sich um. „Die Klasse bleibt sitzen, wie sie sitzt.“ Er schob seine Brille zurück. „Nichts rührt sich und nichts bewegt sich.“ Die Schüler blickten sich verwundert an.
    „Dürfen wir erfahren, was Sie festgestellt haben?“ fragte der Junge mit der Lederjacke. Er war jetzt aufgestanden und wirkte ehrlich besorgt. „Ich wüßte nicht, womit wir -“
    „Quatsch keine Opern“, unterbrach ihn Studienrat Leppinius ärgerlich. „Ihr wißt alle ganz genau, was hier los ist. Und da du schon aufgestanden bist“, wandte er sich jetzt an den Jungen mit der Stupsnase, „kannst du dich in deiner Eigenschaft als Klassensprecher gleich weiterbewegen. Du bist doch Klassensprecher, wenn ich mich nicht irre, Buchholz?“
    „Ja, das bin ich“, antwortete der Junge, dessen voller Name Ulli Buchholz war.
    „Also, du begibst dich auf dem kürzesten Weg zu Oberstudiendirektor Schröder“, sprach Herr Leppinius weiter, „und bittest ihn um seinen sofortigen Besuch hier in der 9 A. Es sei von besonderer Dringlichkeit.“
    „Sehr wohl“, erwiderte der Junge mit der Lederjacke und ging los. Aber als er die Tür zum Korridor schon aufgemacht hatte, blieb er wieder stehen und drehte sich um.
    „Auf dem kürzesten Weg, sagte ich“, bemerkte Studienrat Leppinius.
    „Trotzdem“, widersprach Ulli Buchholz ein wenig beleidigt. „Darf ich noch einmal fragen, was Sie uns vorwerfen?“
    „Also bitte“, erklärte der Studienrat mit spöttischem Lächeln. „Die Tafel ist von oben bis unten ganz dünn mit Fett eingerieben worden. Und beinahe unsichtbar. Allerdings nur für einen oberflächlichen Betrachter. Und jetzt nimm deine Beine in die Hand.“
    „Entschuldigen Sie, Herr Studienrat“, regte sich Ulli auf. „In diesem Fall -“
    „Kein Wort mehr“, entschied Herr Leppinius, worauf dem Jungen mit der kurzen Lederjacke im Augenblick nichts anderes übrigblieb, als zu verschwinden.
    „Die Klasse ist unschuldig“, wagte ein blasser Junge in der zweiten Reihe festzustellen.
    „Daß ich nicht lache“, erwiderte der Studienrat nur. Er begab sich zum Fenster und blickte in die Straße hinunter. „Wenn ich einen guten Rat geben darf“, meinte er nach einer Weile, „überlegt euch eine bessere Ausrede, bis

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