Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
ab. Es dauerte ziemlich lange, bis er sich zur richtigen Stelle durchgefragt hatte.
Vor dem Fenster flatterten ein paar Möwen vorbei.
„Ja, gestern gegen neun Uhr vormittags in Lenzhausen -“ Er mußte wieder eine Weile warten, sagte zwischendurch: „Es tut mir leid, wenn ich Ihnen Umstände mache“, und ließ noch einfließen, daß er Kriminalkommissar sei. Das „Außer Dienst“ ließ er dabei großzügig unter den Tisch fallen.
Als er erfahren hatte, was er wissen wollte, nahm er seinen zerbeulten Hut vom Haken und stiefelte los.
Das Paket könne frühestens am späten Nachmittag in Hamburg ankommen, und es sei sehr fraglich, ob es dann noch zugestellt würde. Mit Wertpaketen würde man nach Einbruch der Dunkelheit ohnehin vorsichtig sein und mit dem Austragen lieber bis zum nächsten Morgen warten. Auch bei Eilbotensendungen. Aber morgen früh könne man bereits ab acht mit der Auslieferung rechnen.
Bevor sich Herr Kippke in die Gellertstraße begab, guckte er noch schnell beim zuständigen Polizeirevier vorbei. Die meisten Beamten kannten ihn noch und waren zuerst ein wenig verwundert. Aber als er dann mit seinem Interesse für Fräulein Papenbrock herausrückte, grinsten sie und machten alberne Witze. „Ausgerechnet Jutta Papenbrock?“ fragte ein junger Streifenbeamter und pfiff durch die Zähne.
Und jetzt erfuhr Herr Kippke, daß die junge Dame vermutlich die hübscheste Person im ganzen Revier sei. Aber das war auch alles, was gegen sie vorlag.
Gleichfalls hörte er vom Hausmeister in der Nummer 7 der Gellertstraße nur Gutes über die Mieterin im dritten Stock rechts. Sie habe nur ganz selten Besuch und sei bei allen Parteien beliebt.
Herr Kippke hatte sich als Vertreter einer Eisschrank-Firma, die sich mit Ratenzahlungen befaßte, vorgestellt.
„Sie arbeitet in einem Kino, soviel ich weiß“, erklärte der Hausmeister. „Jedenfalls kommt ihre Miete immer pünktlich, und sie geht jeden Tag so gegen zwei zur Arbeit. Sie muß immer kurz vor der ersten Vorstellung dasein, nehme ich an.“
Herr Kippke bedankte sich, erinnerte daran, daß sein Unternehmen auf Diskretion angewiesen sei, und drückte dem Hausmeister ein Fünfmarkstück in die Hand. „Für ein Bier, wenn ich mir das gestatten darf.“
Inzwischen stand der Kriminalkommissar a. D. unauffällig auf der anderen Straßenseite vor der Buchhandlung und beobachtete die breite Haustür der Nummer sieben, ohne sich umdrehen zu müssen, in der Spiegelung des Schaufensters.
Ja, zum Lesen kam er jetzt auch wieder. Solange er noch im Dienst gewesen war, hatte es immer nur für die Zeitung gereicht. Und trotzdem wunderte er sich manchmal, wie ihm die Zeit durch die Finger lief und wie schnell eine Woche immer vorbeisauste. Da war das Einkäufen und überhaupt der ganze Haushalt. Er machte alles allein, und schon damit gingen täglich ein paar Stunden flöten. Dann seine Besuche im Zoo. Er hatte eine Dauerkarte und richtete es immer so ein, daß er bei der Fütterung der Robben dabei war. Aber das lief ihm ja nicht weg, da versäumte er heute nichts. Zweimal in der Woche ging er wegen seiner Bandscheibe schwimmen, dienstags kegelte er abends mit den früheren Kripo-Kollegen, und donnerstags spielte er Skat. Der Samstag gehörte dem Fußball. Morgen spielte der HSV gegen die Hertha. Aber da war die Sache mit diesem Fräulein Jutta Papenbrock bestimmt schon erledigt.
Und Sonntag vormittag ließen sie ihre Brieftauben fliegen. Anschließend besuchte er dann immer das Grab seiner Frau. Einen Sohn hatte er noch. Aber der war inzwischen auch schon Erster Steuermann und segelte eigentlich dauernd auf irgendeinem Schiff durch die Gegend. Sein letzter Brief war aus Bombay gekommen.
Herr Kippke kniff die Augen zusammen.
Das müßte sie sein. Hellblond, lange Beine und ein klein wenig mollig. Die junge Frau hatte einen hellen Pelz an, der allerdings nicht sehr echt aussah, und trug eine große schwarze Lacktasche über dem Arm. Sie schien es eilig zu haben und klapperte auf ihren hohen Absätzen, ohne sich umzublicken, in Richtung Hofweg. Dort kletterte sie in den Motorwagen der Straßenbahn, und Herr Kippke sprang im letzten Augenblick noch in den Anhänger.
Am Hansaplatz stieg Fräulein Papenbrock wieder aus, trippelte zweimal um die Ecke und verschwand schließlich am Steindamm in einem Kino zwischen lauter gläsernen Schaukästen mit Filmfotos.
Herr Kippke mußte etwa eine Viertelstunde warten.
Dann wurde eine breite Metalljalousie
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