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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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brauchten sie nur auf jemanden zu zeigen, um ihn zu töten! Die Kriegerin war angewidert von so viel Feigheit. Was würde wohl als Nächstes kommen? Würden die Hexer ihre Feinde auf große Entfernungen mit einem einfachen Gedanken niederstrecken können? Wie lange würde es dauern, bis sie zu so einer abscheulichen Tat imstande sein würden? Und wie viele Lehrlinge hatte Saat mittlerweile wohl um sich geschart?
    Nachdem die Wallattin eine ganze Weile über diese Fragen nachgedacht hatte, wurde ihr klar, wie wichtig Lorilis’ Entdeckung war. Als der Morgen dämmerte, riss Maara der Geduldsfaden. Sie stand auf und rüttelte die kleine Magierin wach. Souanne, die gerade Wache hielt, warf ihr einen strafenden Blick zu.
    » Ich will endlich Gewissheit«, erklärte Maara ernst. » Je eher, desto besser.«
    Zum Glück protestierte Lorilis nicht und ersparte Maara so eine peinliche Szene. Wortlos stand das Mädchen auf, rieb sich die Augen und folgte Maara nach draußen. Zweifellos konnte auch sie es kaum erwarten, endlich Klarheit zu bekommen. Die Ungewissheit musste schwer auf ihr lasten.
    Die kühle Morgenluft des Lus’an weckte sie mit einem Schlag. Im Dorf herrschte tiefe Stille, die Gassen waren wie ausgestorben. Nach dem Kampfgetümmel der vergangenen Nacht war das ein ungewohnter Anblick. Fast hatte es den Anschein, als hätten die Zü das Dorf verlassen…
    Aber im Grunde scherte es Maara herzlich wenig, was die Zü trieben. Schließlich hatten sie nichts mit den Plänen der Erben zu tun. Von Lorilis’ Gelingen oder Scheitern hingegen hing ihr Schicksal ab! Die kleine Magierin war sich ihrer Verantwortung offenbar bewusst. Sie hatte längst erraten, was die Kriegerin von ihr wollte. Ihr fehlte nur noch ein Gegenstand, an dem sie ihre Theorie ausprobieren konnte. Vergeblich sah sie sich nach etwas Passendem um.
    » Nimm meinen Schild«, schlug Maara vor. » Der dürfte sich gut eignen.«
    Lorilis nickte und begann, mit dem letzten Rest Tinte aus ihrem Schreibkasten die Schutzsymbole auf den Schild zu malen. Die Wallattin sah ihr schweigend zu, und ihre Anspannung und Skepsis wuchsen von Dezille zu Dezille. Wie sollten ein paar handgemalte Punkte und Kringel vor Blitz oder Feuer schützen? Wie konnte dieses Gekritzel einen bösartigen Hexer abschrecken? Da konnten sie ja gleich einen Drachenkopf auf den Schild pinseln, in der Hoffnung, ihren Feinden Angst einzujagen!
    Doch als sie beobachtete, mit welcher Sorgfalt Lorilis zu Werke ging, fasste der Kriegerin neuen Mut. Das Mädchen wusste offenbar genau, was sie tat. Als der erste Entwurf fertig war, konzentrierte sie sich eine ganze Weile und nahm anschließend einige Verbesserungen vor. Sie korrigierte hier einen Querstrich und zog da einen Bogen neu. Selbst wenn ihr Versuch scheitern sollte, war ihre Gewissenhaftigkeit bewundernswert, und Maara staunte über ihr gutes Gedächtnis. Schließlich hatte Lorilis die Schriftzeichen nur ein einziges Mal auf Saats Mantel gesehen. Und wie sicher sie die Feder führte! Man merkte, dass sie von begabten Magiern abstammte.
    Die Arbeit nahm eine gute Dezime in Anspruch. Nach einer Weile gesellten sich Souanne und Najel zu ihnen, und kurz darauf stießen auch die anderen hinzu. Sie mussten gespürt haben, dass etwas Wichtiges vor sich ging. Schließlich reichte Lorilis Maara den Schild. Die Kriegerin betrachtete ihn einen Moment lang skeptisch und wusste nicht, was überwog: ihre Vorfreude auf das Experiment oder ihre Befürchtung, dass es misslingen würde. Sie gab sich einen Ruck, schob die Hand durch die Lederschlaufe ihres Schilds und entfernte sich etwa zehn Schritte von Lorilis. Dann drehte sie sich um.
    » Na los«, rief sie, » schleuder einen deiner… Zauber auf mich oder wie du das nennst!«
    Zu ihrer Überraschung stieß der Vorschlag bei den anderen nicht gerade auf Begeisterung.
    » Das ist viel zu gefährlich!«, begehrte Damián auf. » Es muss einen anderen Weg geben…«
    » Es ist der beste Weg!«, entgegnete Maara. » In Wallos üben wir uns auch nicht im Kampf, indem wir auf Holzpuppen eindreschen. Wir benutzen richtige Waffen, teilen Schwerthiebe aus und stecken welche ein. Schließlich muss man echte Erfahrungen sammeln. Wir können nicht erst ausprobieren, ob die Schriftzeichen uns vor den Blitzen schützen, wenn wir Saat gegenüberstehen!«
    Keiner widersprach, aber es gab ihr auch niemand recht. Die Kriegerin platzte fast vor Ungeduld. Verstanden die anderen denn nicht, was auf dem Spiel stand?
    »

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