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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Freistatt - und die Handlungsweise unseres Gottes macht das glaubhaft. Es ist unbedingt erforderlich, daß ein solches Kind unter Aufsicht des Tempels geboren wird. Es wäre geziemend, wenn Ihr der natürliche Vater dieses Kindes sein würdet.«
    Das Gesicht des Prinzen nahm die Farbe des Fruchttees an, wechselte jedoch schnell zu einem fahlen Grün über. »Aber Molin, das ist die Aufgabe eines Generals - feindliche Offiziere zu töten, die sich ergeben haben! Ihr erwartet doch nicht wirklich von mir, daß ich zehn Männer töte, oder? Es sind ja nicht einmal mehr als zehn Vashanka-Priester in der ganzen Stadt! Ich würde Euch töten müssen! Das brächte ich nicht fertig, Molin - Ihr bedeutet mir zuviel!«
    »Mein teurer Prinz.« Molin schenkte Fruchttee nach und winkte dem Stummen, als nächstes etwas Stärkeres zu bringen. »Mein teurer Prinz, obwohl ich ohne Zögern mein Leben für Euch oder das Reich geben würde, sollte das notwendig sein, versichere ich Euch, daß ich nicht beabsichtige, mein Leben jetzt als Opfer darzubieten. Selbst in den heiligsten Werken über die Rituale steht nichts von Art oder Rang der zehn, die getötet werden müssen - außer, daß sie zu Beginn des Rituals zu leben haben und nicht verunstaltet sein dürfen.«
    In diesem Augenblick waren Schreie jenseits von Molins größerem Fenster zu hören und der ihm inzwischen allzu vertraute Laut der Henkersschlinge, wenn sie ein Genick bricht.
    »Es ist wirklich sehr einfach, mein Prinz, Ihr braucht nur diese täglichen Hinrichtungen abzusagen, dann haben wir bis zum Fest die nötige Zahl beisammen.«
    Der Prinz erbleichte bei dem Gedanken an die Freistätter Bürger, deren Untaten die Norm in dieser keineswegs sehr zivilisierten Stadt so sehr überschritten, daß seine Richter sie zum Tode verurteilten.
    »Selbstverständlich werden sie gefesselt und bekommen einen Trunk, der sie so weit betäubt, daß sie gleichmütig werden und unempfindlich, wie es Teil unserer Sitte, wenn auch nicht Tradition ist«, beruhigte Molin den Prinzen. »Unsere Hierarchie duldete sogar, so unangenehm es war, daß ein Opfer überlebte«, fügte Molin schnell hinzu, ohne jedoch zu erwähnen, daß sie auch die Unannehmlichkeit hinnehmen mußte, daß alle elf an ihren Wunden gestorben waren, und das vor Vollendung des Rituals. Die Hierarchie hatte im Laufe der Generationen ihre Skrupel abgelegt, wenn es um ihre eigenen Interessen ging.
    Kadakithis starrte stumpf in eine Ecke. Kurz zuvor hatte er aus dem Fenster geblickt, aber der Galgen hatte nicht dazu beigetragen, ihm seine innere Ruhe zurückzubringen. Molin hoffte offenbar, daß er ihm neue Unterkünfte zur Verfügung stellen würde.
    Der Stumme brachte eine Kanne mit ländlichem Wein - ein erstaunlich guter Tropfen, wenn man seine Herkunft bedachte. Aber es war ja auch so, daß die Bürger lieber einen guten Wein tranken, als auf die Güte ihres Brotes oder Käses zu achten. Molin selbst kredenzte dem Prinzen das starke Getränk.
    »Molin - ich kann nicht. Wenn es nur der Tanz wäre ... Nun, nein, nicht einmal dann.« Der Prinz straffte seine Schultern und täuschte eine Haltung fester Entschlossenheit vor. »Molin, Ihr irrt Euch, es wäre nicht ziemlich für einen Prinzen kaiserlichen Geblüts. Ich will damit nichts herabsetzen, aber es geht wirklich nicht, daß ich bei einem öffentlichen Fest in - nähere Beziehung zu einer Tempelsklavin trete!«
    Molin dachte über die Ablehnung nach, überlegte, ob er Vashankas Rolle nicht selbst übernehmen sollte - er kannte die Schönheit der Tempelsklavin ja. Aber er hatte den Prinzen nicht belogen, es war wahrhaftig von größter Wichtigkeit, daß das Kind standesgemäß gezeugt wurde.
    »Mein Prinz, ich ersuche Euch nicht leichtfertig um diesen Gefallen, genausowenig wie ich meine Brüder in Ranke leichtfertig von meiner Entscheidung in dieser Sache unterrichtet habe. Die Sklavin ist von bestem nordischen Blut. Das Ritual wird in strengster Abgeschiedenheit stattfinden.
    Vashankas Hand ruht schwer auf Eurem Amt, mein Prinz, Ihr müßt Seine Anwesenheit gespürt haben. Die täglichen Deutungen der Auguren legen es offen dar. Nicht einmal Eure eigenen Höllenhunde, die Wächter über Gesetz und Ordnung, sind gegen die Gefahren von Vashankas ungezügelter Anwesenheit gefeit!«
    Der Hohepriester machte eine Pause und blickte eindringlich in Kadakithis’ Augen und zwang so den jungen Statthalter, die Gerüchte zu bestätigen, die ihre Runde machten und nie angezweifelt

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