Die Heimkehr Der Tochter
unterhalten!"
Der Motorradtyp regte sich zwar auf, war aber einige Zentimeter kleiner als Dan. Der beugte sich nur drohend zu ihm vor und sah ihm streng ins Gesicht. „Dann seid ihr eben jetzt fertig mit der Unterhaltung. Geh uns aus dem Weg, Mann. Wir bringen das Mädchen nach Haus."
Der andere spannte sich an. Einen Moment, der Maggie wie eine Ewigkeit vorkam, starrten sie sich böse an, Auge in Auge, jeder zum Kampf bereit. Maggie hielt die Luft an, doch schließlich wich der andere zurück und schürzte nur die Lippen.
„Zum Geier, nehmt sie mit. So 'ne kleine Rotznase ist die Aufregung sowieso nicht wert."
„Bin keine Rossnase, du Misskerl! Hau ihn, Dan! Geh und blas ihm das Lieh' aus."
„Würdest du dich bitte zurückhalten?" tadelte Maggie und bugsierte ihre Schwester aus der Bar.
Die Luft war feucht und für November noch relativ mild und wirkte nach der stickigen Luft in der Bar, die nach Rauch und abgestandenem Bier roch, sehr erfrischend. Sobald Maggie nach draußen trat, atmete sie tief durch und steuerte die schwankende Jo Beth energisch auf ihr Auto zu.
„Nicht dass ich Ihre Hilfe nicht schätzen würde, mein Bester", sagte sie über Jo Beths Kopf hinweg zu Dan. „Aber der Sinn des ganzen Unternehmens war eigentlich, sie heimzubringen, ohne dass Dad etwas merkt. Als Sie sich da drin mit dem kleinen hirnlosen Tarzan angelegt haben, sah ich schon die morgige Schlagzeile: Maggie Malone und Schwester nach Barschlägerei festgenommen."
„Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass der sich tatsächlich mit mir anlegen könnte. Diese Typen weichen meistens zurück. Wenn nicht, hätten Sie sich vor dem Eintreffen des Sheriffs ducken, weglaufen und mit Jo Beth in Sicherheit bringen müssen."
„Verstehe. Das war also Ihr Plan."
„'s wär mir lieber, du würd'st 'n haun", murmelte Jo Beth. „Er hat Rossnase ssu mir gesacht."
„Ja, vielleicht nächstes Mal. Und jetzt setz dich ins Auto, Kleines."
Nachdem sie Jo Beth auf dem Beifahrersitz festgeschnallt hatten, setzte Maggie sich hinter das Lenkrad. Dan lehnte sich kurz in das heruntergelassene Fahrerfenster. „Ich bleibe direkt hinter Ihnen." Nach einem Klaps auf die Motorhaube der Viper kletterte er in seinen Pick-up.
Rowdys Bar lag in nördlicher Richtung etwa drei Meilen außerhalb der Stadtgrenze. Während Maggie nach Süden auf Ruby Falls zufuhr, warf sie ihrer Schwester einen Seitenblick zu.
Die Kleine saß mit geschlossenen Augen da, den Kopf gegen die hohe Rückenlehne des Sitzes gelegt. Maggie betätigte einen Knopf und ließ das Fenster auf der Beifahrerseite heruntergleiten. „Wenn dir schlecht wird, sag Bescheid, dann fahre ich rechts ran."
Jo Beth grummelte etwas Unverständliches.
Die hereinwehende kühle Nachtluft blies ihr die Haare in alle Richtungen, schien sie jedoch ein wenig nüchterner zu machen. Sie öffnete die Augen, rollte den Kopf auf dem Sitz zu Maggies Seite und sah sie an.
„Du hals mich für dumm, was?"
„Dumm? Nein. Ein bisschen töricht vielleicht, aber das ist nicht lebensgefährlich. Oder dauerhaft. Jedenfalls muss es das nicht sein."
Es folgten einige Sekunden Schweigen. Als Maggie ihrer Schwester wieder einen Blick zuwarf, hatte die sich seitlich zusammengekauert und war ihr zugewandt. Kummertränen rollten ihr über die Wangen.
„He, nicht weinen, Kleines. Es ist nicht so schlimm."
„Doch, doch das isses. Ich will Dad...dy nich aufregen. Wirklich nich. Schon gar nich jetz. Aber er macht mich so sau...sauer."
„Ja, das ist manchmal so seine Art", stimmte Maggie zu, drängte Jo Beth jedoch nicht zu einer näheren Erläuterung. Stattdessen nahm sie einige Papiertaschentücher von der Konsole und reichte sie ihr.
Nachdem Jo Beth eine Weile geschnieft hatte, wischte sie sich die Augen, putzte die Nase und wurde ruhiger. Aber nur für eine Weile.
„Ich geh nich' aufs College. Is' mir egal, was er sagt", erklärte sie trotzig, als erwarte sie Widerspruch von Maggie. Da sie schwieg, warf Jo Beth ihr einen argwöhnischen Blick zu. „Er drängt mich immer noch. Er hat alle Anmeldungen für mich abgeschickt. Ich sag ihm immer wieder, ich bin nich' so schlau wie du, aber er hört mir nich' ssu. Er denkt immer noch, ich leite irgendwann die Firma, obwohl du das doch schon machst."
Maggie umfasste das Lenkrad fester. Nun, was hast du erwartet, Mag? Er hat gesagt, es sei nur ein vorübergehendes Arrangement.
„Ich will das nich', ich kann das nich'. Ich bin wie Mom. Ich hab kein Kopf für
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