Die heißen Kuesse der Revolution
natürlich gelogen, und Julianne bezweifelte, dass er sich darauf einließ. Falls aber doch, hätte sie eine Sorge weniger.
„Kommt gar nicht infrage“, sagte er leise und blickte sie aus kalten Augen an.
„Was geht hier vor?“ Dominic blickte Warlock ernst an. Dann schlug er die Tür zu.
„Julianne spielt für mich“, sagte Sebastian Warlock.
Dominics Blick wurde eiskalt. „Raus mit Ihnen, Warlock. Mit Ihnen werde ich gleich reden.“
Sebastian Warlock lächelte spöttisch. „Was für eine große Liebe.“
Dominic wies ihm die Tür. Ihr Onkel sah Julianne noch einmal an. „Ich freue mich schon, dich wiederzusehen, Julianne.“
Dominic trat zu Julianne. „Worüber habt ihr geredet?“
Es gab keinen Grund, zu lügen. „Über Tom.“
„Tom Treyton bekommt, was er verdient.“
„Gefängnisse sind gefährliche Orte.“ Julianne hielt seinem Blick stand.
„Ich werde mich nicht für ihn einsetzen.“ Dominics Stimme klang fest. „Und du lässt dich gefälligst nicht auf diese Spionagespielchen ein, Julianne. Das werde ich nicht zulassen. Darauf will ich dein Wort.“
Sie biss sich auf die Lippe und nickte. „Ich habe kein Interesse an Spionagespielchen“, sagte sie, und das war die reine Wahrheit.
„Gut.“ Er zog sie an sich. „Die letzten Gäste gehen gerade“, sagte er leise.
Julianne sank in seine Arme.
Helles Sonnenlicht drang unter ihre geschlossenen Lider. Julianne erwachte und merkte, dass ein Dienstmädchen die Vorhänge von Dominics Schlafgemach aufzog. Einen verschlafenen Augenblick lächelte sie noch in Erinnerung an Dominic und an seine Liebe. Dann fiel ihr wieder ein, was sie tun musste.
Sie zog die Decke bis zum Kinn. Ihr Magen rebellierte, doch sie hatte keine Wahl. Es ging um das Leben von Amelia und ihrer Mutter.
Mühsam bekämpfte sie ihre Übelkeit.
Die Vorhänge waren nun zur Seite gezogen, und warmes Sonnenlicht flutete den Raum. „Ich bringe Ihnen le petit dé jeuner, Mademoiselle .“ Nancy lächelte ihr zu. „Seine Lordschaft ist bereits um neun Uhr aufgebrochen. Er hat mir aufgetragen, Sie um zehn Uhr zu wecken.“
Julianne sah Nancy teilnahmslos an.
„Mademoiselle? Geht es Ihnen nicht gut?“
Julianne schrie auf, sprang aus dem Bett und rannte zum Nachttopf, in den sie sich von Krämpfen geschüttelt erbrach.
Als es endlich vorbei war, streifte Nancy ein Nachtgewand über Juliannes nackten Körper. Julianne zitterte am ganzen Körper. Mit Nancys Hilfe kam sie langsam wieder auf die Füße. Die Magd sah sie besorgt an.
„Geht es Ihnen wieder besser?“, fragte Nancy leise.
Wie sollte Julianne ihr nur erklären, warum ihr derart übel geworden war? Sie lächelte zaghaft. „Ich habe mich in den letzten Tagen nicht besonders wohlgefühlt“, sagte sie und bemerkte erst jetzt, dass das sogar stimmte. Sie hatte lange geschlafen und war dennoch müde und erschöpft erwacht. Manchmal hatte sie großen Hunger, dann wieder verdarb ihr Übelkeit den Appetit. Die ständige Angst griff sie an. Julianne hatte häufig Kopfschmerzen.
„Vielleicht habe ich mir eine Grippe eingefangen.“ Aber sie wusste, dass sie sich nicht deswegen übergeben musste.
Nancy dreht sich weg, um ihr vieldeutiges Lächeln zu verbergen. „Etwas Toast wird schon helfen.“
Julianne fragte sich, ob dem französischen Dienstmädchen klar war, dass sie Dominics Kind unterm Herzen trug. Falls sie es unter dem Herzen trug, so sicher war sie sich noch nicht.
Julianne ging ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen. Konnte es noch schlimmer kommen? Einerseits freute sie sich auf das Kind, andererseits jedoch war es vollkommen absurd, ausgerechnet jetzt Dominics Kind zur Welt zu bringen. Jetzt, wo sie ihn so hinterhältig betrügen musste. Julianne zitterte.
Sie erledigte ihre Morgentoilette, bis Nancy endlich die Kammer verlassen hatte.
Mit rasendem Herzen lief sie zur Tür. Am liebsten hätte sie abgeschlossen, aber das durfte sie nicht. Stattdessen öffnete sie die Tür einen Spalt und linste auf den Gang. Es war niemand zu sehen, und auch von der Halle her war kein Laut zu hören. Der Trakt wirkte wie ausgestorben.
Sie schloss die Tür wieder und lief schnell zu Dominics Secrétaire . Eine Schublade war abgeschlossen. Wo konnte er den Schlüssel versteckt haben?
Sie setzte sich und suchte rasch die anderen Schubladen ab. Sie fand viele verschiedene Gegenstände, aber keinen Schlüssel. Sie wandte sich zur Tür und dachte nach.
Hatte sie ihn nicht mehrmals am Bücherschrank
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