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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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stand im Eingang des Frauenhauses, eine hoch gewachsene Gestalt, die sich als Silhouette gegen das Feuer im Hintergrund abzeichnete. Ihr Blick war stechend, wie der eines Adlers, ihre Brauen hochgezogen. »Wem hast du geschworen, und was hast du versprochen?«
    »Die Großmutter... die ältere Großmutter. Die Adler haben sie getötet... haben es versucht. Ich kann dich zu ihr bringen...«
    Macha trat einen Schritt zurück und schob den Türvorhang zur Seite. »Breaca, komm rein. Wir müssen miteinander sprechen.«
    »Aber...«
    »Ins Haus mit dir! Jetzt. Schnell.« Es war eine Stimme, die keinen Widerspruch duldete, und Breaca gab sich geschlagen.
    Mit etwas Hilfe konnte Breaca selbst gehen. Sie setzten sie am Feuerplatz nieder. Airmid setzte sich hinter sie, um sie zu stützen, ihre Hände auf Breacas Zwerchfell gelegt, um damit die Schmerzen beim Atmen zu lindern, ihre Beine nach vorn gestreckt, um Breaca wie ein Kind von allen Seiten her zu beschützen. Macha holte Wasser und bereitete für Breaca ein Getränk zu. Irgendjemand brachte kleine Kuchen aus gerösteten, mit Honig gesüßten Gerstenkörnern; es war eine Köstlichkeit, und dennoch schmeckten sie für Breaca in diesem Moment nur nach Sägemehl und Sand. Sie aß sie nur, weil man sie ansonsten nicht in Ruhe lassen würde. Als sie zu sprechen versuchte, wurde ihr das Wort abgeschnitten, und man bedeutete ihr, dass sie noch mehr essen müsse. Man wollte ihr nicht eher zuhören, als bis sie ihre Mahlzeit beendet hatte.
    Breaca hatte das Gefühl, sterben zu müssen oder unter dem Druck in ihrem Inneren förmlich zu zerplatzen, bis Macha endlich sagte: »Das reicht nun, lasst sie jetzt sehen, was sie sehen muss.« Die Frauen zogen sich zurück, um sich in einem Kreis um das Feuer herum zu versammeln. Airmid half Breaca aufzustehen und führte sie zu jenem Platz im hinteren Teil des Rundhauses, der am weitesten vom Feuer entfernt lag und wo mit einem Vorhang aus schwarz gefärbtem Pferdeleder ein Schlafplatz abgeteilt war.
    Breaca zitterte nun am ganzen Körper; ihre Hände und Füße waren fast taub. Sie sprach nur noch mit einem gepressten Flüstern und versuchte, die Wahrheit noch so lange zu ignorieren, bis man sie endgültig damit konfrontierte. »Es kann einfach nicht sein«, murmelte sie. »Ich habe sie doch gesehen . Ich habe mit ihr gesprochen. Sie gab mir ihren Stab, um den Speer...«
    »Es war die dritte Nacht deines Träumens. Und sie hatte schon sehr lange Zeit darauf gewartet.«
    Airmid weinte leise.
    Macha, so schien es, hatte zuvor ebenfalls geweint und würde ihren Tränen anscheinend auch jetzt gern freien Lauf lassen, beherrschte sich aber, um wenigstens deutlich sprechen zu können. »In einem Moment des klaren Blickes wirst du uns berichten, was sie zu dir gesagt hat und wie du sie zurückgelassen hast. Doch zuvor musst du sie dir ansehen und die Wahrheit erkennen.«
    Sie schoben den Vorhang beiseite. Die ältere Großmutter lag auf der linken Seite, mit dem Kopf nach Westen ausgerichtet. Ihr Haar war dünn, fast ganz verschwunden, aber ihre Haut war straff und glatt wie die eines jungen Mädchens, und das Lächeln auf ihren Lippen kündete von einem Neubeginn, dessen Größe keiner der Anwesenden ermessen konnte. Sie hielt ihren Stab mit beiden Händen umfasst, so wie ein Krieger seinen Speer in den letzten Augenblicken der Schlacht halten würde. Breaca bückte sich, berührte das Ende des Stabes und musste feststellen, dass es ganz trocken war und ohne jegliche Überreste von Blut oder zertrümmertem Knochen. Es war einzig und allein ihre Schuld; sie hatte bei ihrer Rückkehr nicht den Gang der Zeremonie befolgt, und alles, wovor man sie vorher gewarnt hatte, trat nun ein. Sie verlor den Kopf, geriet völlig außer sich vor Verzweiflung, und die Einzige, die ihr noch hätte helfen können, lag dort unten auf dem Boden, nun gänzlich aus ihrer Reichweite entschwunden. Ihr Verstand entglitt ihr, wie Wasser, das durch Finger rinnt, und ließ Breaca leer, elend und unfähig, auch nur einen einzigen Gedanken zu fassen, zurück. Als sie sprach, schien ihre Stimme aus ganz anderen Teilen des Raums zu kommen und hallte ihr als ein Echo entgegen. »Ich habe sie im Grabhügel zurückgelassen«, sagte sie. »Sie hat mir versprochen, dass sie mich nicht verlassen würde, sie hat es mir versprochen …«
    »Sie wird dich auch nicht verlassen. Sie ist in deinem Traum zu dir gekommen. Und auf diese Weise wird sie auch für immer bei dir sein.«
    Airmid

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