Die Herrschaft der Orks
hat.«
»Wie’s aussieht, hatte das Schicksal nicht allzu viel damit zu tun«, erwiderte Rammar. »Schon viel eher ein gewisses Elfenweib – auch wenn ich mir beim besten Willen nicht erklären kann, wie sie es angestellt hat.«
»Du siehst also doch ein, dass es Königin Alannah gewesen ist?«
»Wer sonst wäre zu so etwas fähig? Von dem Augenblick an, da wir ihr zum ersten Mal begegnet sind, damals, im Eistempel von Shakara, hat uns das Weib nach seiner Pfeife tanzen lassen.«
»Du solltest nicht immer so abfällig von ihr sprechen. In ihrem Buch war sie nur voller Bewunderung für dich und deinen Bruder.«
»Das will ich meinen – wir haben ihr ja auch mehrmals den asar gerettet.«
»So wie heute«, erwiderte Aryanwen lächelnd.
Ein breites Grinsen dehnte Rammars volle Gesichtszüge. »Ganz genau, Mädchen«, bestätigte er, »so wie heute. Das lange Elend und ich mögen aus einer anderen Zeit stammen, aber ganz bestimmt sind wir nicht von ges…«
In diesem Moment war plötzlich Hufschlag zu hören, und ein Pferd brach aus dem Wald und auf die Lichtung. Auf seinem Rücken saß ein gerüsteter Kämpfer, den Rammar sofort an dem langen blonden Haar erkannte, das unter seinem Topfhelm hervorquoll. Es war Alured, Dags Vertrauter und Freund.
»Daghan!«, rief er schon von Weitem. »Euer Vater wünscht Euch zu sprechen! Sofort!«
»Was gibt es?«, erkundigte sich Dag, während Alured sein Pferd mit Gewalt vor ihm zügelte.
»Wisst Ihr es denn noch nicht?«, fragte Alured aufgeregt. »Die Vorhut des feindlichen Heeres wurde gesichtet! König Tandelors Heer ist eingetroffen!«
7.
LARKA UR’KOMUCHL-
KRICHG
»Es ist so weit, mein König.«
Lord Ruvon hatte das Zelt betreten, das einmal mehr in der Mitte des Heerlagers errichtet worden war. Vorhänge verhinderten, dass vom Eingang her Tageslicht ins Innere drang, die Luft war erfüllt vom süßlichen Geruch des Rauchwerks, das die Heiler abgebrannt hatten – geholfen hatte es wenig.
Tandelor lag auf seinem Lager, in Kettenhemd und Brünne, zum Kampf gerüstet, jedoch war er ein Schatten seiner selbst. Die Züge des Königs waren einfallen und von einer Blässe, die das nahe Ende erahnen ließ. Um seine Augen, aus denen jeder Glanz gewichen war, hatten sich dunkle Höfe gebildet, sodass sie aus abgründigen Tiefen zu starren schienen. Nur noch eiserne Entschlossenheit hielt den Herrscher von Tirgaslan davon ab, dem Hier und Jetzt zu entsagen und sich in einem Traum zu verlieren, aus dem es keine Rückkehr gab.
Vergeblich hatten die Ärzte und Heiler ihn aufgesucht, vergeblich hatten sie ihm Arzneien verabreicht und ihn zur Ader gelassen – gegen das rätselhafte Fieber, das von Tandelor Besitz ergriffen hatte, hatten ihre Künste nichts ausrichten können. Das Ende des Herrschers, schien es, war besiegelt. Und dennoch wollte er nicht gehen, ohne seine letzte Mission erfüllt zu haben, die letzte Aufgabe, die er sich gestellt hatte.
»Bericht«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Es war offenkundig, dass er Schmerzen litt, aber er war nicht gewillt, sich ihnen vollends zu ergeben.
Noch nicht …
»Unser Heer hat auf den Hügeln Aufstellung genommen, so wie Ihr es angeordnet habt«, erstattete Lord Ruvon Bericht. Die Reiterei an den Flügeln, das Fußvolk in der Mitte. Die Bogenschützen werden den Angriff unterstützen.«
»Und – der Feind?«
»Hat sich hinter seine Mauern verschanzt. Offenbar ist Osbert nicht gewillt, sich uns auf offenem Felde zu stellen.«
»Dieser elende Feigling … Hat er Boten gesandt?«
»Bislang nicht, mein König.«
Tandelor verzog das Gesicht. Ob aus Schmerz oder Verachtung, war nicht zu erkennen. »Ich hätte sie ohnehin nur mit Pfeilen spicken lassen«, knurrte er. »Er hat meine Tochter. Ich werde mich nicht von ihm erpressen lassen.«
»Alles deutet darauf hin, dass es der Herzog auf ein Kräftemessen ankommen lassen will«, fügte Lord Savaric hinzu, der am Lager seines Königs gewacht hatte, auf eine günstige Gelegenheit wartend. Doch unter den wachsamen Blicken der Leibgarde, war es ihm nicht möglich gewesen, zu vollenden, was das Gift noch immer nicht bewirkt hatte. »Osberts Erfolgsaussichten sind nicht schlecht, denn auf eine lange Belagerung sind wir nicht eingerichtet.«
»Was ratet Ihr mir?«, wollte Tandelor wissen.
Savaric und Ruvon tauschten einen Blick.
Sie mussten Zeit gewinnen, nur noch etwas Zeit …
»Wir sollten weitere Truppen und Belagerungsmaterial aus dem
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