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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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verbissen versuchte, diesen zu durchtrennen.
    Es gelang ihm nicht, denn das Ungeheuer schüttelte ihn so heftig hin und her, dass er keinen gezielten Schlag anbringen konnte – und im nächsten Moment änderte die Bestie ihren Plan. Statt den Ork weiter durch die Luft zu schleudern, riss sie ihn einfach unter Wasser – und Balboks Widerstand erlahmte. Nicht nur, dass das Wasser seine Bewegungen erschwerte, seine von der Anstrengung ausgepumpten Lungen ließen ihn auch bald im Stich. Das war der Augenblick, in dem die Kreatur zum letzten Schlag ausholte.
    Mit einem erneuten Ruck riss sie Balbok empor, heraus aus der eisigen Finsternis und in luftige Höhe, und noch ehe er dazu kam, neuen Atem zu schöpfen, hatte sie ihn auch schon in ihr mörderisches Maul gestopft. Die Schere öffnete sich, und Balbok fiel kopfüber in den zähnestarrenden Schlund, der sich wie ein Sack über ihm zuzog.
    »Verdammt!«
    Dag war klar, dass er nun an der Reihe war. Mit dem Schwert, das ihm in Anbetracht der schieren Größe und Beschaffenheit seines Gegners geradezu lächerlich vorkam, stach er weiter auf den Fangarm ein, der ihn umklammerte, doch gegen eine Kreatur, die nur aus Knochen zu bestehen schien, vermochte seine Klinge nichts auszurichten. Dag begriff, dass er den Kampf gegen das Untier nicht gewinnen konnte. Seine Kräfte ermatteten, der Schmerz wurde unerträglich – und in diesem Moment öffnete sich tief unter ihm erneut der Schlund, um jetzt auch ihn zu verschlingen!
    Dag sträubte sich nach Kräften.
    Nicht nur, weil er nicht im Magen des Ungeheuers landen wollte, sondern auch, weil er eine Mission zu erfüllen hatte, und solange diese Mission nicht erfüllt war, konnte, durfte er nicht einfach sterben. Es durfte nicht so enden! Nicht nach allem, was er auf sich genommen hatte!
    Der Bestie lagen derlei Überlegungen fern. Mit derselben Unnachgiebigkeit, mit der sie zuvor Balbok in ihren Schlund befördert hatte, zog sie nun auch Dag zu sich heran. In einem letzten Aufbäumen verzweifelter Kraft versuchte er, sich aus der Umklammerung der Schere zu befreien.
    Vergeblich.
    Unaufhaltsam ging es dem Schlund entgegen, der sich in freudiger Erwartung weitete und aus dem ihm unbeschreiblicher Gestank entgegenschlug, während sich die Zähne nach außen wölbten, bereit, ihn aufzunehmen und niemals wieder freizugeben.
    So würde es also enden.
    Unvollendet.
    Ungerecht.
    Dag schrie, brüllte seine Wut und seine Verzweiflung hinaus in die Nacht. Er schrie gegen den Regen und das Rauschen des Wassers, schrie, weil es das Einzige war, das er noch tun konnte. In Gedanken bat er Aryanwen um Vergebung, schalt sich für sein jämmerliches Versagen – und wollte die Augen schließen in der Erwartung, jeden Augenblick von spitzen Zähnen erfasst und ins Innere des dunklen Schlunds gerissen zu werden – als etwas Unerwartetes geschah.
    Die Bestie bäumte sich plötzlich auf, hob den vorderen Teil ihres Körpers aus dem Wasser – und Dag konnte sehen, dass dieser nicht gepanzert war, sondern weich und schwammig und milchig weiß. Der Gedanke, sein Schwert bis zum Heft hineinzurammen, schoss ihm durch den Kopf. Aber zum einen war er dafür zu weit entfernt, zum anderen war es nicht nötig.
    Denn plötzlich wölbte sich die Unterseite der Bestie nach vorn, ganz so, als versuchte etwas, mit aller Gewalt aus ihrem Inneren hervorzubrechen – im nächsten Moment zerplatzte das Untier wie eine Eiterbeule.
    Als der Regen aus Gallert, Blut und matschigen Innereien einsetzte, schloss er die Augen und riss schützend die Hände vors Gesicht. Dann ging alles ganz schnell.
    Der Scherenarm, der ihn umklammerte, fiel kraftlos ins Wasser. Dag schlug in die kalten Fluten und begann, wie von Sinnen zu strampeln, um sich zu befreien. Da von der Bestie keine Gegenwehr mehr kam, gelang es ihm tatsächlich, und er tauchte auf – inmitten der kläglichen Überreste der Kreatur, die auf dem Wasser dahintrieben, Fetzen von schwammigem Fleisch, von glitschigen Innereien und gepanzerten Segmenten, dazu die leblosen Scheren, die wie losgerissenes Seegras mit der Strömung davontrieben. Und in all dem unappetitlichen Durcheinander stand Balbok, dem das Wasser nur bis zur Brust reichte, und blickte sich mit wild rollenden Augen um. Den saparak hielt er hoch erhoben, sein schmales Kinn hatte er so weit vorgereckt, dass es jeder anderen Kreatur den Kiefer gebrochen hätte.
    »Mor mourashd« , gab er schnaubend bekannt. »Ein Fehler, Balbok den Brutalen zu

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