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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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gesehen,
     danach nie wieder. Die erste Miete habe Bordon ihm bar überreicht, die zweite – schon nicht mehr die volle Summe von 150 Euro
     – sei per Brief ans Büro gekommen. Danach Zapfenstreich.
    »Etwas gefällt Ihnen nicht«, sagte er aufmerksam. »Ich sehe es Ihnen an. Raus damit.«
    »Sie sind mir zu großzügig.«
    »Weil ich auf 150 Euro verzichte? Ich bitte Sie. Es liegt mir fern, anzugeben, aber 150 Euro machen mich nicht arm.«
    »Nach zwei Monaten waren es schon 300 und es ist ja so weitergegangen. Ich würde annehmen, Sie schmeißen säumige Mieter raus.
     Nicht weil Sie ein schlechter Mensch sind, sondern weil Sie der Typ sind, der sich nicht gern übervorteilen lässt.«
    Sie war überrascht, wie gut es ihr gelang, ihre Abneigung neutral zu formulieren.
    |105| »Wer wegen zehn Euro zuschlägt, ist in meinen Augen eine ganz arme Wurst.«
    »Wann haben Sie zum letzten Mal zugeschlagen?«
    »Ehrliche Antwort?«
    »Ich bitte darum.«
    »Vor zwei Jahren. Ich habe einem Jungen von 14 einen an den Hals gehauen und bin zu 8000 Euro verurteilt worden, die ich gezahlt
     habe.«
    Er ließ ihr die Zeit, sich durch einen unvorsichtigen Gesichtsausdruck zu verraten, bevor er nachlegte. Er hatte zwei Jungen
     an einem Teich dabei erwischt, wie sie einen verletzten Schwan gequält hatten. Er hatte sie aufgefordert, damit aufzuhören.
     Während einer sich mit Macciato herumstritt, hatte der andere im Hintergrund das Tier weiter getreten, mehrfach und brutal.
     Den hatte sich Macciato gegriffen. Der Schwan war an Ort und Stelle verendet.
    Die Kommissarin rechnete ihm hoch an, dass er darauf verzichtete, seine Tat als moralisch wertvoll hinzustellen. Als er darum
     bat, die Hütte zu sehen, wo das Verbrechen geschehen war, brachen sie auf. Sie wollte sich von ihm nicht zum Essen einladen
     lassen, aber sie wäre nur mit langen Kämpfen darum herumgekommen.
     
    Drinnen hatten die Spurensicherer die Hälfte abgesperrt. Macciato sah sich schweigend um. Er sprach erst wieder, als sie draußen
     waren.
    »Wissen Sie, was das Schlimmste ist? Dass so etwas in so einer Gegend passiert. Wenn hier so etwas passiert, heißt das ja,
     dass man nirgendwo sicher ist.«
    Er rauchte ohne Begeisterung.
    |106| Ein Wagen kam an, die Kommissarin stellte vor. Küchenmeister, sonst immer gut für flapsige erste fünf Minuten, erspürte Macciatos
     Stimmung und schaltete geschmeidig auf staatsmännischen Ernst.
    Karolina trat auf Macciato zu: »Sagten Sie nicht vorhin, dass jemand aus dem Dorf hier gewohnt hat?«
    Macciato musste sich erst sortieren, bevor er antwortete: »Ja, ja natürlich. Warten Sie. Eine Frau. Kann es sein, dass es
     sich um eine Hebamme gehandelt hat? Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Sie war Hebamme. Nicht mehr ganz jung, wenn ich mich
     recht entsinne. Warum fragen Sie?«

19
    Sie ließen ihn nicht vom Haken. Macciato war der Erste, der mit den Bordons zu einem Zeitpunkt Kontakt gehabt hatte, als sie
     noch nicht in Hammerloh gelebt hatten. Durch ihn waren sie ins Dorf gekommen. Das war eine wichtige Information, denn nun
     wusste man, dass kein Plan hinter der Wahl des Wohnorts stand. Sie war das Ergebnis einer zufälligen Begegnung gewesen.
    »Sie bleiben uns doch noch einige Zeit erhalten?«, sagte die Kommissarin. Eine Frage war es nicht, das war Macciato klar.
    Er studierte den Kommissar und sagte: »Ich bin Geschäftsmann im Unterhaltungssektor.«
    »So wie ich eine Sicherheitsfachkraft bin.«
    »Weshalb unsere Berufsfelder in der Regel störungsfrei ineinandergreifen.«
    |107| Die Kommissarin kannte das: Alpha-Männchen stoßen mit ihren harten Schädeln aufeinander. Am Anfang ihrer Beziehung müssen
     sie ihr Terrain markieren; da es anstößig wäre, Urinmarken zu setzen, musste es über rhetorisches Grunzen geschehen. Das ließ
     sich weder vermeiden noch appetitlicher gestalten.
     
    Man verabredete sich im Gasthof. Die Kommissare gingen auf Küchenmeisters Zimmer, wo es schon wieder aussah, als käme ein
     Computer-Nerd seinen asozialen Neigungen nach. Es roch ungelüftet. Die Kommissarin begriff das nicht: Das Fenster war gekippt,
     aber es roch nach verbrauchter Luft.
    »Das sind die Geräte«, murmelte Küchenmeister und holte die Zentrale auf den Schirm. Die Kollegen aus Görlitz hatten weiteres
     Material über Macciato geliefert. Die Schwan-Affäre hatte er korrekt berichtet. Ein halbes Dutzend weiterer Anzeigen betraf
     ihn indirekt: Anzeigen wegen nächtlichen ruhestörenden Lärms vor zwei

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