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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Cops hatten aus ihrem Namen Whorelick gemacht, was soviel hieß wie Hurenzunge. Das Gesetz der Büropsychologie erforderte nun, daß Hammer sich erhob.
    Sie stand auf und lehnte sich an den Schreibtisch, was eindeutig einen Übergriff auf die Domäne der Gegnerin dokumentierte. Sie holte tief Luft und spielte mit dem Briefbeschwerer der US Bank auf der Tischplatte. Sie hatte die Initiative ergriffen und war in der überragenden Position. Sie sprach leise, wohlüberlegt und in aufrichtigem Ton.
    »Natürlich hat die Presse bereits wegen der gestrigen Ereignisse bei mir angerufen«, gestand Hammer. Ihr Herumspielen mit dem Briefbeschwerer irritierte Gorelick offensichtlich. »Die überregionale Presse. Washington Post, Times, Newsweek, auch Jay Leno von CBS This Morning, Don Imus, Howard Stern.« Sie ging jetzt auf und ab und ließ den Briefbeschwerer dabei in ihrer Hand auf und ab hüpfen. »Sie wollen über den Prozeß berichten, das steht fest. Wird vermutlich eine große Story.« Sie wanderte durch den Raum und gestikulierte mit dem Briefbeschwerer. »Überlegen Sie doch einmal, wann hat es so etwas zum letztenmal gegeben? Ach, da fällt mir ein...« Sie lachte. »Irgendein HollywoodStudio und ein paar Produzenten haben ebenfalls angerufen. Stellen Sie sich das vor.« Gorelick war nicht besonders wohl in ihrer Haut. »Das ist eine ungewöhnliche Situation«, mußte sie zugeben.
    »Ein hervorragendes Beispiel von Kommunalpolitik, Nancy. Menschen, die das Richtige tun.« Noch immer hatte Hammer ihre Wanderung und das Spiel mit dem kleinen gekrönten Kristallgebilde nicht aufgegeben. »Sie behandeln einen Chief und einen Deputy Chief wie jeden anderen, ohne besondere Rücksicht auf deren Position.« Sie nickte. »Ich nehme an, das wird den Reportern gefallen. Meinen Sie nicht auch?«
    Die Geschichte konnte für Gorelick den Ruin bedeuten. Sie würde als genau der Dummkopf dastehen, der sie war. Und im nächsten Herbst würde ein ernstzunehmender Gegner gegen sie antreten. Am Ende würde sie dann als unbedeutende JuniorPartnerin in eine Kanzlei eintreten müssen, ohne Aufstiegschancen bis ans Ende ihrer Tage.
    »Ich werde die Öffentlichkeit entsprechend unterrichten.« Hammer lächelte sie an. »Gleich heute. Das beste wäre wohl eine Pressekonferenz.«
    Der Gerichtstermin wurde für eine Woche später angesetzt, ein Datum, mit dem alle einverstanden waren, außer Johnny Martino, alias Magic the Man. Der saß in einem grellen, orangefarbenen Overall mit dem Aufdruck DEPT OF CORR, wie sich das für ein Staatsgefängnis gehörte, in seiner Zelle. Jeder hier trug diese Sträflingskleidung, und manchmal fragte er sich, was, zum Teufel, Corr bedeuten mochte. Vielleicht Corps, wie in Marine Corps, Friedenscorps oder C&O Rail-Road? Sein Alter arbeitete als Putzmann bei der Eisenbahngesellschaft Amtrak und hatte, wenn die Fahrgäste ausgestiegen waren, die Waggons zu säubern.
    Für Martino Junior war es schlicht undenkbar, jemals so eine Scheißarbeit zu machen. Auf gar keinen Fall. Kaum zu fassen, wie die Stelle an seinem Bein schmerzte, wo diese Schlampe ihn getreten hatte. Was für Waffen die Leute heutzutage trugen, besonders Frauen. Beide hatten mit diesen verdammten halbautomatischen Vierzig-sonst-noch-was-Kaliber-Pistolen auf seinen Kopf gezielt. Wie hatte es nur dazu kommen können? Waren die vom Himmel gefallen? Hatten sich diese Ladies etwa heruntergebeamt, oder was? Noch immer saß er an diesem Morgen wie betäubt auf seiner schmalen Pritsche und hielt den gestrigen Tag und die Sache im Bus für einen schlechten Traum.
    Dann fiel sein Blick auf die metallene Toilettenschüssel. Er hatte sich in der Nacht nicht die Mühe gemacht zu spülen. In seinem Schienbein pochte es heftig. Eine Beule von der Ausdehnung einer Apfelsine hatte sich gebildet. In der Mitte, wo ihn die Metallspitze des Schuhs getroffen hatte, war sie aufgeplatzt. Eine Navel. Rückblickend hätte es ihm verdächtig vorkommen müssen, daß zwei reiche Frauen wie diese beiden in einen Greyhound stiegen. Solche Leute nahmen doch nicht den Bus. Überall in den Nachbarzellen lachten die Jungs über ihn und redeten immer wieder davon, wie er sich von einer alten Frau mit dicker Brieftasche einen Tritt in den Arsch eingefangen hatte. Alle machten sich über Martino lustig. Er zog eine Zigarette heraus und überlegte, ob er klagen sollte. Wenn er schon mal hier war, könnte er sich ja vielleicht ein neues Tatoo stechen lassen.
    Auch Brazils Tag verlief

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