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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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mich schrecklich wegen meiner heimlichen Reise mit Harley. Sie legten sich friedlich schlafen, und am Morgen würden sie erfüllt sein von Sorgen. Hatte ich etwas Schreckliches vor? Wäre es vielleicht noch schrecklicher, jetzt einen Rückzieher zu machen? Wenn ich das täte, wäre Harley am Boden zerstört.
    Ich glaubte, meine Beine würden versagen, als die Zeit gekommen war, nach unten zu gehen. Ich war mir sicher, dass ich stolpern und stürzen würde. Irgendwie gelang es mir jedoch, fast ohne ein Knarren die Treppe hinunterzuschleichen. Anscheinend hielt das ganze Haus mit mir den Atem an. Ich blieb an der Haustür stehen und schaute zurück, als wollte ich für immer auf Wiedersehen sagen. Dann glitt ich zur Tür hinaus.
    Es war eine teilweise bewölkte Nacht, eine riesige Wolke verdeckte gerade den Mond, aber ich sah Harley, der vor der Garage stand. Er wirkte so ruhig wie ein Traum. Ich holte tief Luft und lief auf ihn zu.
    »Hi«, sagte er.
    »Hi.«

    »Alles in Ordnung?«
    »Ich glaube schon«, sagte ich und warf einen Blick zurück.
    »Okay. Lass uns gehen«, sagte er, worauf mein Herz anfing, wie ein Rennwagen zu rasen.
    Wir schoben das Motorrad durch die Schatten zur Straße hinunter. Sobald wir dort waren, reichte er mir den zusätzlichen Helm und zeigte mir, wie man ihn festschnallte. Dann befestigten wir meine Tasche hinten auf dem Motorrad.
    »Auf geht’s«, sagte er. »Schling einfach die Arme um mich, wenn du möchtest, oder halte dich an den Griffen fest. Ich fahre langsam«, versprach er.
    Ich konnte nichts sagen. Ich nickte, obwohl er es nicht sehen konnte. Er ließ den Motor an, legte den Gang ein, und wir fuhren los.
    »Zu windig?«, rief er.
    »Nein, es ist prima«, sagte ich, aber ich legte den Kopf gegen ihn und schloss die Augen.
    Normalerweise war diese Straße auch bei Tage ruhig. So spät in der Nacht war niemand anders unterwegs.Alle fünfzehn oder zwanzig Minuten erkundigte Harley sich, wie es mir ging.
    Harleys Plan bestand darin, einen guten Anfang zu machen, vielleicht vier oder fünf Stunden zu fahren, dann in einem Motel einzuchecken und bis zur Mitte des Morgens auszuruhen. Wir würden den ganzen folgenden Tag fahren. Er glaubte, dass wir das Dorf im Norden des Staates New York spät am Nachmittag oder
früh am Abend erreichen würden. Wie sich herausstellte, machte er sich zu viel Sorgen um mich und beschloss, nach nur drei Stunden einen Stopp einzulegen.
    Wir fanden ein relativ preiswertes Motel am Highway direkt außerhalb von Baltimore. Ein Teil des Neonschildes war kaputt, und die Holzverkleidung an den einzelnen Häuschen sah aus, als hätte sie eine gründliche Renovierung nötig. Nur zwei weitere Zimmer waren belegt, aber wir hatten Angst, wir müssten eine ziemlich große Entfernung zurücklegen, bis wir ein anderes Motel fänden.
    Als ich abstieg, merkte ich, wie mir schwindelig wurde. Harley hielt mich fest und lachte.
    »Das ist ein bisschen anders als reiten, hm?«
    »Ich habe das Gefühl, ich bewege mich immer noch«, sagte ich.
    Er besorgte uns ein Zimmer mit zwei Doppelbetten. Es roch muffig, und das Licht war so schwach, dass die Wände davon noch fahler aussahen. Der Teppich zwischen den beiden Betten war abgetreten, der Boden darunter schien durch. Ich befürchtete, dass auch das Bett nicht besonders sauber war, war aber so müde, dass ich in den Schlaf sank, sobald ich die Schuhe auszog und mich hinlegte.
    Die Anspannung hatte mich sehr erschöpft. Während der ganzen Fahrt hatte ich mich ständig umgeschaut und halb damit gerechnet, dass Daddy meinen Brief entdeckt hatte und hinter uns herkam. Natürlich hatte er keine Ahnung, welche Richtung wir eingeschlagen
hatten, trotzdem machte mein Herz jedes Mal, wenn ich ein Auto hinter uns hörte oder Scheinwerfer sah, einen Satz.
    Sobald ich mich hingelegt hatte, ging Harley ins Badezimmer und duschte sich. Das Geräusch des Wassers war das Letzte, was ich hörte, bis die Sonne durch die zerschlissenen staubigen Vorhänge auf mein Gesicht fiel und ich die Augen aufschlug.
    Einen Augenblick lang hatte ich vergessen, wo ich war und was wir getan hatten. Ich lag dort, schaute hoch und überlegte, dann drehte ich mich um und sah Harley, der bereits aufgestanden war und sich im Badezimmer rasierte. Ein Handtuch um die Taille gewickelt, trat er aus dem Badezimmer und lachte über mich.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ich weiß es nicht.Wie weit sind wir gekommen?«
    »Höchstens zweihundert Kilometer«, sagte er. »Wir haben

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