Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
pelzgekleideter Eisländer stand da und schien im Sonnenschein zu frieren.
»Ein Ecum 1 , Herr Raumschiffer, bis nach Ronrico Capitán.«
Peet zahlte und hörte das feine Summen aus der Kleidung des Polbewohners; der Iglu wurde von künstlichem Nordlicht erhellt, und unter den langhaarigen Pelzen rettete ein Kühlaggregat den Schlittenvermieter vor dem Hitzetod. Peet setzte Cearena in den Schlittenkorb, breitete die Kühldecke über sie aus und stellte sich auf die Kufen hinter sie. Er packte die langen Führungsleinen und die Peitsche.
»In den Kurven bitte nicht über hundert Stundenkilometer!«, bat der schwitzende Weißgekleidete. Peet schwang die Peitsche.
»Aber hundertfünfzig auf den Geraden!«
Es gab einen krachenden Knall, und Geheul aus heiseren Hundekehlen antwortete. Peet schrie: »Hooo! Huskie!« und hielt sich fest, als der Schlitten schlingernd anruckte, dann geradeaus beschleunigte, von neunzig stählernen Hundekrallen vorwärtsgerissen. Die Tiere kamen binnen weniger Sekunden zur Höchstgeschwindigkeit, und das Gefährt zischte über das knisternde Eis der Teilstadt entgegen.
Nach sechs Minuten waren sie, vom Fahrtwind und Kunstschnee umheult, am Endpunkt der Bahn angelangt. Die Meta-Barsois bremsten den Schlitten ab, legten sich im Kreis auf das Eis und schienen an den Highspeed-Hundekuchen zu knabbern, die ihnen der andere Wärter zuwarf. Peet half Cearena unter der Kühldecke hervor und sagte:
»Wir sind am vorläufigen Ziel unserer Wünsche.«
Sie betraten den Rasen. Er verband die Anlage mit dem Eingang einer der prächtigen Malls der Stadt. Cearena nahm seinen Arm und sagte lachend:
»Ich ahnte nicht, trefflichster aller Männer, dass du auch Schlittenhunde steuern kannst.«
»Ein Händler kann einfach fast alles«, murmelte er bescheiden. »Denn Gefahren und Abenteuern gehören zu unserem Beruf.«
»Und euer Götze heißt Umsatz!«
»Und: Perzente!«, antwortete Peet mit Nachdruck und steuerte auf einen Platz zu, der Brunnen, Wasserspiele, Sonnenschirme, ein Sidewalk-Cafe und unzählige Schaufenster zu einer flimmernden Synthese vereinigte. Sie bummelten an Verkaufsständen und Glasscheiben, Hologrammen und lebenden Bildern vorbei, und Peet fragte, nachdem er sich sattgesehen hatte:
»Wonach hält dein strahlendes Auge Ausschau? Ein neues Kleid, Modeschmuck, Kunst für den Schiffs-Salon?«
»Nach einem Mann, der selbstverfasste Gedichte rezitiert«, erwiderte sie ein wenig irritiert.
»Kann ich dir vielleicht im Lauf des Tages noch bieten – im Ernst: Was begehrt dein Herz?«
»Etwas, das nicht zu kaufen ist, Peet«, sagte sie und nahm seine Hand. »Nichts anderes als deine zärtliche Zuneigung.«
»Solltest du als Sekretärin ebenso tüchtig sein, wie du als Gefährtin meiner ärmlichen Freizeit liebenswert und leidenschaftlich bist, stehen dir a) mein Herz und b) ein erstklassiges Gehalt zur Verfügung.«
»Lass dich überraschen, Chef-Liebster.« Sie lachte. »Die Schaufenster sind schön, reichhaltig und hervorragend dekoriert wie selten auf einem Planeten.«
»Und haben den Vorteil, dass manche von ihnen hervorragend spiegeln«, bestätigte Peet und beobachtete auf die erwähnte Weise einen Mann, der ihnen folgte. Ein hagerer, dunkel gekleideter Mann mit Hakennase und den glimmenden Doppellinsen einer Brille. Peet vergewisserte sich, dass er verschiedene Geräte und eine winzige Waffe bei sich trug, stieg mit Cearena eine Treppe hinauf, bog ab und blieb stehen.
»Ein Cabromin? Oder eine gefrostete Camána? Eisnebel oder etliche Pralinen?«
»Gern. Camaná und Pralinen. Willst du so unseren Verfolger abschütteln oder verwirren?«
Peet war verblüfft; er hatte nicht geglaubt, sie habe den Verfolger gesehen. Aber er hatte seine Freundin auch nach ihren exzellenten Zeugnissen ausgesucht.
»Ich scheine dich unterschätzt zu haben«, sagte er. »Nicht viel, aber ...« Er bestellte, und sie setzten sich an die lange Bar eines Dachgartens, von dem aus sie das farbenfrohe Gebrodel der Stadt und die verschiedenen humanoiden Mutationen beobachten konnten. Das Bestellte kam prompt, Peet zahlte und legte einen Apparat, der als Zigarettenschachtel getarnt war, zwischen die Tassen und neben das Feuerzeug. Der Verfolger setzte sich zwei oder drei Plätze von Peet entfernt und bestellte einen exotischen T’serc-Eiscocktail.
Die frostbeschlagene Schale wurde serviert, und im Schild des Halsbandes Cearenas spiegelte sich der Kopf des Mannes, der sich gerade eine Zigarette
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