Die irische Wildkatze
zurückkam, dann kämpfte er sich weiter durch den Schneesturm. Campbell gab sich nicht leicht geschlagen. Als er zu den hohen Fichten kam, dachte er an die Wölfe im Wald und ärgerte sich, dass er sein Messer in der Küche gelassen hatte. Dann sah er den heruntergebrochenen Ast und erkannte am Verhalten des Hundes, dass etwas oder jemand darunter sein musste.
Zuerst sah er nichts. Die immergrünen Zweige des drei Meter langen Astes waren dick mit Eis und Schnee bedeckt, und er musste seine ganze Kraft aufbringen, um ihn hochzuheben und beiseite zu werfen. Dann sah er die Gestalt und erkannte, dass es eine Frau war. Der dunkle Nerzpelz war weiß von Schnee, und er zog die Kapuze beiseite, um zu sehen, ob sie lebte. »Mutter Gottes!« Elizabeths Augen waren geschlossen, ihre Wimpern von Schnee verkrustet. Schwach vor Erleichterung sah er dann in der eiskalten Luft ihre flachen Atemzüge.
Der Hund versuchte, ihn abzulenken, grub und bellte wie wild. John schaute noch einmal hin und entdeckte den Kopf eines kleinen, fohlenähnlichen Geschöpfes, dessen Körper tief unter der Schneewehe vergraben war. »Eins nach dem anderen«, murmelte er, kniete auf den Boden und hob Elizabeth in seine Arme. Er hielt seine süße Last fest an sich gedrückt und stand mühsam auf. Dann kämpfte er sich durch Schnee und Wind, langsam a ber entschlossen einen Fuß vor den anderen setzend, bis zum Jagdhaus, das ihnen Schutz geben würde.
John legte Elizabeth vor dem Feuer nieder. Er zog ihr den aufgeweichten Pelz aus und lief ins Schlafzimmer, um eine Daunendecke zu holen. Er bedeckte ihren eiskalten Körper und versuchte, sie zu sich zu bringen, indem er ihre Wangen tätschelte und ihren Namen rief. Die Hündin trieb ihn mit ihrem wilden Gebell zum Wahnsinn. Er wusste, was der Collie wollte, aber er konnte sich nicht entschließen, von Elizabeth wegzugehen. »Also gut, verdammt nochmal« Er rannte in die Küche, um sein Messer zu holen. Das Tier im Schnee würde die Wölfe anlocken, also würde er vielleicht eine Waffe brauchen. Sollte das Tier verletzt sein, konnte er es damit von seinen Leiden erlösen.
Die Hündin lief mühsam neben ihm her, offensichtlich war sie selbst völlig erschöpft. Der Collie zeigte ihm noch einmal den Platz, dann begann John auf den Knien mit bloßen Händen das kleine Tier aus dem Schnee zu graben. Weiter im Waldesinnern entdeckte er einen dunklen Schatten, der zwischen den Bäumen herumschlich. Der Gedanke, dass Elizabeth so der Gefahr der Wölfe ausgesetzt war, lag ihm wie ein Stein im Magen und gefror beinah sein Herz. Als er das kleine, wollige Tier hochhob, gab es ein schluchzendes, mattes IA von sich, und es wurde ihm klar, dass es sich um ein Eselbaby handelte. Als er keine Blutspuren an ihm bemerkte, hob er es auf die Arme und kam schwankend hoch. Es erforderte seine ganze, finstere Entschlossenheit, es durch den tiefen Schnee und gegen den beißenden, eisigen Wind zum Jagdhaus zu tragen.
Eilig legte er den kleinen Esel auf den Boden am Herd, und der Hund ließ sich japsend und mit hängender Zunge daneben fallen, als würde er demnächst vor Erschöpfung umfallen. Sofort existierten die beiden für John nicht mehr, er warf Mantel und Stiefel von sich und wandte Elizabeth seine ganze Aufmerksamkeit zu. Ihre Augen waren immer noch geschlossen und ihr Körper schlaff, obwohl sie regelmäßig atmete.
Der Pelzmantel hatte verhindert, dass ihre Kleidung durchweicht wurde, trotzdem war sie feucht und kalt. Als er ihr das Kleid auszog, bemerkte er ihre Hände. »Mein Gott, deine Hände sind ja wie roh - vielleicht sogar gefroren!« Er rannte ins Schlafzimmer und holte aus seinen Satteltaschen einen kleinen Tiegel mit Salbe, die aus Alkanna und Hopfen von seinem Landgut in Kent gemacht war. Er zog ihr den Unterrock aus und riss ihn in Streifen. Dann bedeckte er ihre Hände mit der heilenden Salbe und verband sie.
Ohne die Augen zu öffnen, begann Elizabeth zu murmeln. Das einzige Wort, das er verstehen konnte war Distel. Er nahm an, dass sie versuchte, ihm zu sagen, warum die Haut an ihren Fingern abgeschürft war. »Warum zum Teufel solltest du denn Disteln pflücken? Sie haben doch kaum Heilkräfte.« Er zog ihr die feuchten Socken aus und begann, kräftig ihre eisigen Füße zu reiben, damit sie wieder gut durchblutet würden. Dann hob er die Daunendecke und zog ihr Hemd und Schlüpfer aus. Ihre eisige Haut war bleich wie Alabaster. Als er auf ihre nackte Gestalt hinabschaute, konnte er kaum
Weitere Kostenlose Bücher