Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Barbara. »Große Ehre für uns.«
    »Graf Karl von Mylungen,« stellte Kurt den Kameraden vor.
    Thomas riskirte zunächst eine tiefe Verbeugung; da diese aber nicht ganz gelingen wollte, so richtete er sich stramm empor, hielt die linke Hand an die Hosennaht und die Rechte an den Mützenschild, ein Honneur, welches ihm von seiner Dienstzeit her geläufig war.
    »Zu Pefehl, Herr Graf, hapen Sie die Güte, sich in die Stupe zu verfügen!«
    Barbara riß die Thür auf und ließ die beiden Gäste eintreten, dann eilte sie zur Küche, um den ersten Pflichten der Gastfreundschaft obzuliegen.
    »Wo sind die Gesellen?« frug Kurt.
    »Die schlafen noch, weil sie gestern bis zum späten Apend arpeiten mußten.«
    »Hast sie alle noch?«
    »Alle.«
    »Wirst originelle Leute kennen lemen,« erklärte Kurt dem Freunde. »Von dem früheren Hofschmied Brandauer habe ich Dir erzählt. Der Onkel war Obergeselle bei ihm und’hatte zwei Mitgesellen, den Baldrian und den Heinrich; sie sind jetzt hier beim Onkel, seit dieser Hofschmied geworden ist, und mit ihnen der frühere Lehrjunge Fritz, ein sehr gelungener Kerl, der nur den Fehler hat, daß er die beiden Andern gern ein wenig ärgert. Vom Baldrian hörest Du den ganzen Tag kein anderes Wort als ›das ist an Dem‹, oder wie er sich ausdrückt ›das ist am Den‹, und der Heinrich, welcher früher Artillerist gewesen ist, erzählt Schießabenteuer, in denen er das Blaue vom Himmel herunter lügt.«
    »Ja,« fiel der Wirth ein, »lügen kann er wie gedruckt, das ist wahr. Aper, es ist doch gewiß, wenn man den Teufel an die Wand malt, da kommt er sicher!«
    Die Thür war nämlich aufgegangen, und die drei Genannten erschienen auf der Schwelle.
    »Was, der Herr Seekadett!« rief Heinrich. »Ists möglich? Guten Morgen und Willkommen! Das ist eine Ueberraschung! Wir dachten, Sie kämen erst morgen.«
    Er gab Kurt die Hand.
    »Das ist am Den!« meinte Baldrian und reichte seine Hand auch her.
    Auch Fritz brachte seinen Gruß an; dann frug Heinrich mit unternehmender Miene:
    »Herr Kadett, nicht wahr, nun haben Sie es auch mit Kanonen zu thun?«
    »Freilich!«
    »Schön! Die Artillerie ist die allerbeste und interessanteste Waffe, nicht wahr?«
    »Vielleicht.«
    »Nicht nur vielleicht, sondern ganz gewiß! Allerdings ist ein großer Unterschied zwischen der Marineartillerie und der Feldartillerie, den man beherzigen muß.«
    »Welcher?«
    »Nun das ist doch sehr einfach: Die Marineartillerie wird auf dem Schiffe, und die Feldartillerie wird auf dem festen Lande gebraucht; das ist leicht zu begreifen.«
    Kurt lachte.
    »Schau, was Du klug und weise bist!«
    »Nicht wahr? Aber das war nur die Einleitung, denn nun kommt die Folge, daß die Feldartillerie viel sicherer schießen muß als die Marineartillerie.«
    »Möchte es doch nicht ganz zugeben.«
    »Nicht? Das Schiff schaukelt; wer soll da sicher schießen? Zu Lande ist das etwas ganz Anderes; da schießt man auf fünftausend Schritte einem die Pfeife aus dem Maule.«
    »Oho!«
    »Oho? Einmal bei der Feldübung springt ein Hase auf. Da kommt der Hauptmann schnell zu mir herübergelaufen und fragt: ›Heinrich, getraust Du Dir, ihn zu treffen?‹
    ›Allemal, Herr Hauptmann.‹
    ›Zwanzig Groschen kriegst Du; aber das Fell muß ganz bleiben.‹
    ›Zu Befehl, Herr Hauptmann.‹
    Ich ziele, drücke ab, und die Kugel nimmt ihm die beiden Vorderbeine weg, so daß er nicht mehr laufen kann. Der Hauptmann läßt ihn holen und todtschlagen, und ich habe meine zwanzig Groschen. Ist so etwas auf der See möglich, Herr Seekadett?«
    »Ich glaube nicht,« lachte dieser.
    »Nicht?« frug da Fritz, der vormalige Lehrjunge. »Warum nicht? Ich kann das Gegentheil beweisen. Wir fuhren von Amerika über den großen Ozean nach Australien. Da plötzlich springt eine alte Häsin vor uns auf, und weil das Schiff zu langsam fuhr, nahm ich die Kanone unter den linken Arm, die Kugel in die rechte Hand und sprang zu gleichen Beinen hinter dem Viehzeuge her. Als ich im Laufen geladen hatte, drückte ich ab und schoß dem Thiere die beiden rechten Läufe weg. Es war wirklich eine Häsin, und als ich ihr den Gnadenstoß versetzte, meinte sie: ›Fritz, richte mir ein Kompliment aus an den Heinrich; ich bin die Wittwe von dem Hasen, den er damals geschossen hat!‹«
    Baldrian nickte bedächtig.
    »Das ist am Den!« meinte er zustimmend.
    Alle lachten von ganzem Herzen. Heinrich aber fuhr zornig empor.
    »Dummer Junge!«
    Mit diesem gefühlvollen Worte und

Weitere Kostenlose Bücher