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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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irgendwelchen unerfindlichen Gründen über meine Schule auf und zerrte mich heraus.«
    »Was für Jobs hatte er?«
    »Einmal hat er für die Post gearbeitet, bis man ihn hinausgeworfen hat. Er drohte damit, sie zu verklagen, und hat lange seinen kleinen Privatkrieg gegen die Post geführt. Er konnte keinen Anwalt finden, der seinen Fall übernehmen wollte, also beschimpfte er sie brieflich. Er hatte immer einen kleinen Schreibtisch mit einer alten Schreibmaschine und Kartons voller Papierkram; das war sein wertvollster Besitz. Jedesmal, wenn wir woanders hinzogen, galt sein Hauptinteresse seinem Büro, wie er es nannte. Alles andere war ihm gleichgültig, aber sein Büro hütete er wie seinen Augapfel. Ich weiß noch, daß ich viele Nächte in meinem Bett lag und zu schlafen versuchte und stundenlang diese verdammte Schreibmaschine hörte. Er haßte die Bundesbehörden.«
    »Ganz mein Sohn.«
    »Aber aus anderen Gründen, glaube ich. In einem Jahr war die Steuerbehörde hinter ihm her, was ich immer merkwürdig fand, weil er so wenig verdiente, daß er keine drei Dollar Steuern zu bezahlen brauchte. Er erklärte also der Steuerbehörde den Krieg, und der tobte jahrelang. Dann entzog ihm der Staat Kalifornien den Führerschein, weil er versäumt hatte, ihn erneuern zu lassen, und das verstieß gegen alle möglichen Bürger- und Menschenrechte. Zwei Jahre lang mußte Mutter ihn fahren, bis er vor der Bürokratie kapitulierte. Er schrieb ständig Briefe - an den Gouverneur, den Präsidenten, Senatoren, Kongreßabgeordnete, jeden, der ein Büro und Angestellte hatte. Er schlug einfach Krach wegen allem und jedem, und wenn er eine Antwort bekam, erklärte er das zu einem kleinen Sieg. Er hob sämtliche Briefe auf. Einmal legte er sich mit den Leuten im Nebenhaus an, es ging offenbar um einen fremden Hund, der auf unsere Veranda gepinkelt hatte, und sie brüllten sich über die Hecke hinweg an. Je wütender sie wurden, desto mächtiger wurden ihre Freunde, und bei beiden fehlten nur Minuten, daß sie alle möglichen großen Tiere anriefen, die den anderen auf der Stelle seiner gerechten Strafe zuführen sollten. Dad rannte ins Haus und kam Sekunden später mit dreizehn Briefen zurück, die er an den Gouverneur des Staates Kalifornien geschrieben hatte. Er zählte sie laut und hielt sie dem Nachbarn unter die Nase, und der arme Kerl war am Boden zerstört. Ende des Streits. Ende des Hundes, der auf unsere Veranda gepinkelt hatte. Natürlich wurde Dad in all diesen Briefen mit freundlichen Worten aufgefordert, sich zum Teufel zu scheren.«
    Obwohl es ihnen nicht bewußt war, lächelten sie beide, als Adam am Ende dieser kleinen Geschichte angekommen war.
    »Wenn er keinen Job behalten konnte, wie habt ihr dann überlebt?« fragte Sam durch die Öffnung hindurch.
    »Ich weiß es nicht. Mutter hat immer gearbeitet. Sie war immer sehr tüchtig, und zeitweise hatte sie zwei Jobs gleichzeitig. Kassiererin in einem Supermarkt. Verkäuferin in einer Drogerie. Sie konnte alles, und ich erinnere mich an mehrere sehr gute Jobs als Sekretärin. Irgendwann bekam Dad eine Lizenz zum Verkaufen von Versicherungen, und das wurde zu einer dauerhaften Teilzeitbeschäftigung. Ich glaube, er war recht gut darin, denn es ging uns besser, als ich älter wurde. Er konnte seine Arbeitszeit selbst bestimmen und brauchte niemandem Rechenschaft abzulegen. Das gefiel ihm, obwohl er sagte, er haßte Versicherungen. Er verklagte eine, weil sie eine Police für ungültig erklärt hatte oder so etwas. Ich habe wirklich nicht verstanden, um was es ging, und er hat den Fall verloren. Natürlich gab er seinem Anwalt die Schuld daran, und der machte den Fehler, Eddie einen Brief voller unmißverständlicher Erklärungen zu schicken. Dad tippte drei Tage lang, und als sein Meisterwerk fertig war, war er sehr stolz darauf. Einundzwanzig Seiten Fehler und Lügen, die der Anwalt begangen hatte. Die Versicherung schüttelte nur den Kopf. Er hat sich jahrelang mit diesem armen Anwalt herumgestritten.«
    »Was für eine Art von Vater war er?«
    »Ich weiß es nicht. Das ist eine schwierige Frage, Sam.«
    »Weshalb?«
    »Wegen der Art, wie er starb. Nach seinem Tode war ich lange Zeit wütend auf ihn und konnte nicht verstehen, wie er auf die Idee kommen konnte, uns zu verlassen, zu glauben, daß wir ihn nicht mehr brauchten, daß für ihn die Zeit gekommen war, Schluß zu machen. Und nachdem ich die Wahrheit erfahren hatte, war ich wütend auf ihn, weil er mich all

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