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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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dem auch die katharischen Bischöfe und die männlichen Perfachs anwesend sein würden. Mit dem Gefühl, dass die Welt in gewohnter Ordnung ruhte, traten sie schließlich alle den Rückweg in ihre Kammern an. Adelind schob sich hinter Rosa zur Tür hinaus, als sie plötzlich hörte, wie Esclarmonde nochmals ihren Namen rief. Kurz nahm sie wahr, wie Rosa zusammenfuhr, dann drehte sie sich um.
    » Dòna? «
    Die Gräfin wies zu einem Schemel in dem inzwischen leeren Zimmer.
    » Ich wollte dir sagen, wie sehr es mich freut, dass auch du das Consolament empfangen hast. «
    Adelind bedankte sich. Obwohl sie Esclarmonde inzwischen besser kannte, fühlte sie sich allein in ihrer Gegenwart immer noch befangen, denn eine Gräfin blieb eine Gräfin, selbst wenn sie schlichte schwarze Kleidung trug.
    » Es war eine große Ehre für mich und auch für meine Schwester, in die ecclesia Dei aufgenommen zu werden, einer der glücklichsten Momente unseres Lebens « , versicherte sie, da ihr diese Worte angebracht schienen. Hildegards Glück war größer gewesen als das ihre. Sie selbst hatte den Funken des Heiligen Geistes nach der Zeremonie nicht wirklich spüren können, doch schien es ihr, dass sie den Weg eingeschlagen hatte, der ihr bestimmt war.
    Esclarmonde neigte den Kopf leicht zur Seite, um Adelind dann prüfend zu mustern.
    » Dieser Mann, dessen Gemahlin du einst werden wolltest… «
    » Ich habe ihn vergessen. Er war es nicht wert, ihm nachzutrauern « , entgegnete Adelind schnell. So schnell, dass sie sich selbst nicht die Möglichkeit gab, an Peyres zu denken.
    » Es ist gut, dass du es so empfindest. Mir gefällt dein Einsatz für unsere Kirche. Deine Pläne, ein Spital in Carcassona zu bauen und auch eine Schule für die Mädchen der Armen, all das werde ich unterstützen « , versicherte Esclarmonde. Nun glomm wahre Freude in Adelind auf.
    » Da ist ein Mädchen, Mabile, ungefähr vierzehn Jahre alt,sie weiß es selbst nicht genau. Ihre Mutter lebte in Sünde, aber sie hat erstaunliche Fähigkeiten, und ich würdemir wünschen, dass sie als socia in der domus bleiben kann. «
    » Wenn Ursanne einverstanden ist, so habe ich selbst nichts dagegen zu sagen « , versprach die Gräfin. Adelinds Herz tat einen Sprung. Nochmals sprach sie Dankesworte, die nun nicht mehr höfliche Pflichterfüllung waren.
    » Kümmere dich weiter um meine Tochter « , lautete Esclarmondes letzter Wunsch. » Sie braucht ein mutiges Vorbild, denn obgleich sie ein liebenswürdiges Wesen hat, mangelt es ihr an innerer Stärke, die wir alle in Zukunft brauchen werden. «
    Adelind versicherte, auch dies zu tun, und wurde schließlich entlassen. Hinter der Tür tat sich ein langer, menschenleerer Gang auf. Rosa und Olivette mussten bereits in der Kammer auf sie warten, doch wurde ihr nun bewusst, dass sie nicht genau wusste, wie sie selbst in diese Kammer gelangen konnte. Auf dem Hinweg war sie zu sehr in Gedanken versunken gewesen, um auf die Umgebung zu achten. Nun ging sie ein wenig ratlos einher, entdeckte eine Treppe und stieg sie hoch, da sie vermeinte, vor einer Weile eben aus dieser Richtung gekommen zu sein.
    » Dòna! «
    Zunächst war sie sich nicht sicher, ob die Männerstimme wirklich nach ihr rief, aber sie wandte sich trotzdem um. Vielleicht war es ein Dienstbote, der ihr helfen konnte, ihre Kammer zu finden.
    Unterhalb der Treppe stand ein junger, schmaler Mann im dunklen Gewand eines Klerikers. Das Kruzifix an seinem Hals machte deutlich, dass er zu den Katholiken gehörte, doch lächelte er Adelind sehr freundlich, fast verlegen entgegen.
    » Ich sah Euch aus dem Gemach der Gräfin kommen. Seid Ihr ihre Vertraute? «
    Adelind sah ihm ratlos ins Gesicht. Nur spärliches Licht drang durch schmale Scharten in den Gang, doch erkannte sie die sanften, glatten Züge, an denen ihr Blick im Rittersaal sehr oft gehangen hatte. Unwillkürlich trat sie einen Schritt vor Dominique de Guzmán zurück.
    » Ich wollte Euch nicht erschrecken « , versicherte er sogleich, wobei er die Hände nervös vor der Brust aneinanderrieb. » Ich sah Euch aus dem Gemach der Gräfin kommen, und ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr mir einige Momente Eurer Zeit gönnen würdet. «
    Adelind blieb stehen, denn jedes andere Verhalten wäre höchst unhöflich gewesen. Sie fragte sich, wo dieser Mann gewesen sein konnte, als sie aus Esclarmondes Zimmer trat, denn sie hatte niemanden gesehen.
    » Ich wartete am Ende dieses Ganges in einem Erker « , erklärte er,

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