Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

als erahne er ihre Gedanken. » Ich hatte um ein persönliches Gespräch mit der Gräfin de Foix gebeten, das mir leider verwehrt wurde. «
    Adelind nahm dies mit leichtem Staunen zur Kenntnis. Hinter Esclarmondes gefasster Fassade musste sich ernsthafter, tiefer Zorn verborgen haben, denn für gewöhnlich scheute sie Auseinandersetzungen mit den Anhängern der katholischen Kirche nicht.
    » Sie wurde von einem Eurer Mönche öffentlich beleidigt « , verteidigte sie auch schon das Verhalten der Gräfin. Dominique de Guzmán nickte seufzend.
    » Ich weiß und bedauere dies aus tiefstem Herzen. Auch Seine Exzellenz, der Bischof, war nicht glücklich über diesen Vorfall. Etienne de la Miséricorde, so ist der Name dieses Bruders, neigt leider zu sehr heftigen, häufig übertriebenen Äußerungen. «
    Adelind erinnerte sich an den brennenden Hass, der unter der tief heruntergezogenen Kapuze geleuchtet hatte, und empfand wieder ein leichtes Schaudern.
    » Hätten Euer Bischof oder auch nur Ihr selbst diesen Mann im Saal zurechtgewiesen, dann wäre es zu keinem derart unerfreulichen Ausgang der Debatte gekommen « , hielt sie Dominique de Guzmán nun entgegen. » Ihr habt alle geschwiegen, und dadurch entstand der Eindruck, Ihr wäret mit seinen Worten einverstanden. «
    Ihr Gegenüber zuckte leicht zusammen, und Adelind wurde bewusst, dass sie sehr energisch gesprochen haben musste.
    » Ich versuchte, Seine Exzellenz zu einer öffentlichen Rüge zu bewegen, doch leider gelang es mir nicht « , gab er zu, während seine Hände sich noch heftiger aneinanderrieben. » Es ist nun tatsächlich nicht üblich, dass Frauen sich an theologischen Gesprächen beteiligen, obwohl es Etienne natürlich nicht zustand, die Schwester des Grafen in derartiger Weise anzugreifen. «
    Kurz schien es Adelind, dass der ganze Mann sich nun ebenso wand wie seine Hände.
    » Ich hoffte daher, eine persönliche Entschuldigung aussprechen zu können, und hätte natürlich die Fragen der edlen Dame, wie Gott eine Welt mit so viel Übel erschaffen konnte, gern beantwortet. «
    » Nun ist es eben so, dass sie Eure Antworten nicht mehr hören möchte « , gab Adelind sogleich zurück. Etwas an diesem höchst freundlichen, sichtlich verlegenen Mann ärgerte sie, obwohl es ihr schwergefallen wäre, den genauen Grund für ihren Ärger zu benennen. Nun wandte sie sich um und wollte wieder die Stufen hochsteigen, doch er hielt sie mit einem erneuten » Dòna « zurück.
    » Wusstet Ihr bereits, dass Durand de Huesca sich nach der Debatte zum Katholizismus bekannt hat? Auch Arnaud de Crampagna, einen weiteren bedeutenden Vertreter der Waldenser, konnten wir in den Schoß der Mutter Kirche zurückholen. «
    » Nein, dies wusste ich nicht. Es ist gewiss ein Anlass zur Freude für Euch, den Ihr genießen mögt, auch wenn es Euch nicht gelang, alle zu bekehren « , gab sie zurück. Ihr wurde bewusst, dass der Tonfall, in dem sie mit Dominique de Guzmán sprach, immer giftiger wurde. Er jedoch blieb weiterhin von fast unterwürfiger Sanftmut, sah sie an wie ein unglücklicher, schuldbewusster Knabe.
    » Aus welchem Grunde bekannten sich die beiden Waldenser zur römischen Kirche? « , fragte sie schließlich, um nicht wortlos fortzugehen. Im Grunde war sie auch neugierig.
    » Sie waren beeindruckt von unserem Auftreten bei dem Disput, scheint es. Seine Exzellenz, der Bischof, lobte bei einem anschließenden Gespräch ihre bescheidene Lebensart und bot ihnen die Möglichkeit, einen eigenen Orden zu gründen. «
    Adelind spürte, wie ihre Mundwinkel sich zu einem Grinsen verzogen. Durand de Huesca war durch seine Eitelkeit sehr leicht zu gewinnen gewesen.
    » All diese… diese Häresien, die derzeit um sich greifen, zeigen der Kirche ihre Schwächen auf « , begann Dominique de Guzmán zu erklären. » Wir haben durch offen zur Schau getragenen Reichtum die Armen dieser Welt enttäuscht. Auch die Frauen haben wir offenbar vernachlässigt, deshalb laufen sie in Scharen in die Arme aufwieglerischer Prediger. Eine so kluge Dame wie die Gräfin de Foix könnte unter der richtigen Leitung eine große Bereicherung für uns sein. «
    Nun begriff Adelind endlich, warum dieser Mann sie derart angriffslustig stimmte. Hinter seiner bescheiden sanftmütigen Fassade verbarg sich anmaßende Herablassung.
    » Eine so kluge Frau wie Esclarmonde de Foix ist durchaus in der Lage, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen « , zischte sie und stellte erschrocken fest, dass ein paar