Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
Vom Netzwerk:
wissen, wenn es Ärger gibt. «
    Er schob sich unbeirrt an Adelind vorbei, um am Fuß der Treppe zu dem oberen Stockwerk nochmals den Namen seiner Tochter zu schreien.
    » Eure Tochter ist hier in Sicherheit « , erwiderte Adelind und stellte sich ihm hartnäckig in den Weg, denn sein Benehmen begann sie langsam wütend zu machen. » Dieses Haus untersteht dem Schutz der Gräfin de Foix und auch des Vescomte de Trencavel, dessen Palast nur ein paar Straßen von hier entfernt ist. «
    » Das mag eine fromme Seele wie du sich einreden, aber glaube mir, ich kenne diese Welt. Die feinen Herrschaften zetteln fröhlich ihre Kriege an, aber sobald es ungemütlich wird, haben sie sich auf irgendeine sichere Burg verkrochen, und unsereiner darf sich abschlachten lassen. «
    Bevor Adelind dem etwas entgegenhalten konnte, hallte ein weiteres » Cadichona « durch die domus. Stimmengemurmel näherte sich aus dem oberen Stockwerk, und bald schon ragte das Gesicht der Gerufenen über das Geländer.
    » Kind! Mein Gott, wie mager du geworden bist! « , rief ihr Vater entsetzt. » Bekommst du hier denn nichts zu essen? «
    » Wir haben Fastenregeln, drei Mal im Jahr, ebenso wie die Katholiken, doch in unserer domus werden sie genau eingehalten « , erklärte Adelind. Ihr fiel auf, dass Cadichona sich trotz oder vielleicht gerade wegen Mabiles ständiger Hänseleien in letzter Zeit auch wirklich daran gehalten haben musste, denn ihre Wangen waren eingefallen, und das Gewand saß viel lockerer an ihrem Körper als früher.
    » Es ist mir völlig gleich, was ihr hier für Regeln habt. Meine Tochter kommt jetzt mit, bevor sie aussieht wie eine abgemagerte Ziege und alle im Dorf denken, dass ich meine Kinder nicht ernähren kann! « , herrschte der Vater sie wieder an. Adelind stemmte nun ihre Hände in die Hüften, denn das war genug.
    » Sie soll selbst darüber entscheiden! Wenn Ihr sie gewaltsam fortzerren wollt, dann melde ich es dem Vescomte! «
    Wieder atmete der Mann tief durch.
    » Fang jetzt bitte kein Gezeter an, ich zerre niemanden fort. «
    Bevor Adelind ihn darauf hinweisen konnte, dass sein Tonfall ihr immer noch nicht gefiel, hatte er sich wieder an seine Tochter gewandt.
    » Kind, deine Mutter ist krank. Wir schaffen es nicht ohne dich. Du hast letztes Jahr eine Nichte bekommen, die du noch nie gesehen hast. Komm heim, für eine Weile wenigstens. «
    Adelind staunte, wie sanft, fast zärtlich die Stimme dieses ungehobelten Mannes werden konnte, wenn er mit seiner Tochter sprach. Cadichona stieg zögernd ein paar Stufen herab, als könne auch sie dem Frieden nicht wirklich trauen.
    » Paire, ich bin hier, weil Gott mich gerufen hat. «
    » Dann sag dem lieben Herrgott, er soll dir eine Auszeit gönnen, weil deine Familie dich braucht. Bitte, deine Mutter fragt ständig nach dir. Wir wissen nicht, ob sie das Osterfest noch erlebt. «
    Cadichona stieß einen leisen Schrei aus und kam nun die Treppe heruntergerannt. Sobald sie vor ihrem Vater stand, schlang er zwei kräftige Bärenarme um ihre Schultern, als habe er Angst, sie würde ihm andernfalls entrissen.
    » Unser Dorf hat eine breite Schutzmauer « , sagte er an Adelind gewandt. » Wir werden Späher ausschicken, damit wir rechtzeitig Bescheid wissen, falls ein Heer in unsere Richtung marschiert. Im Notfall verstecken wir uns und unsere Vorräte an sicheren Orten im Wald. Ihr aber sitzt hier mitten in einer Stadt, die man mit Sicherheit einnehmen wollen wird. Überlegt euch am besten jetzt schon, wo ihr im Ernstfall hingehen könnt. «
    Adelind verspürte einen leichten Schwindel, denn nun hatte Cadichonas Vater völlig ruhig und vernünftig gesprochen.
    » Carcassona hat ebenfalls eine Mauer, die höher sein dürfte als die eures Dorfes « , erwiderte sie. » Und wer sollte uns auf einmal angreifen? «
    » Himmelherrgott, hält man euch fromme Weiber denn völlig zum Narren und erzählt euch nicht einmal, was in der Welt vor sich geht? « , schrie der Mann ihr nun wieder ins Gesicht. Cadichona, die sich seiner Umarmung entwunden hatte, sah ihn vorwurfsvoll an und flüsterte ein paar Worte. Adelind suchte nach einer passenden Erwiderung, doch wurde sie unterbrochen.
    » Nein, zum Narren hält man uns nicht « , kam es mit eisigem Tonfall von Rosa, die soeben auf den Stufen erschienen war. Ihre kerzengerade Haltung und der strenge Blick, mit dem sie den Eindringling maß, ließen Cadichonas Vater kleiner wirken.
    » Er spricht vermutlich von der Ermordung des

Weitere Kostenlose Bücher