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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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päpstlichen Legaten « , sagte sie zu Adelind, als sie am Fuß der Treppe angelangt war. » Ich habe es erst heute Morgen erfahren, als ich in die domus unserer Brüder ging, um den Diakon ins Spital zu rufen. Der Papst ließ den Grafen von Tolosa exkommunizieren, da er nicht resolut gegen uns vorgeht. Der Gesandte, der diese Botschaft überbrachte, ein gewisser Pierre de Castelnau, wurde auf der Rückreise erstochen, im Auftrag des erzürnten Grafen, wie Arnaud Amaury, ein anderer päpstlicher Legat, behauptet. «
    » Und das « , fügte Cadichonas Vater nun hinzu, » wird Ärger geben. Der Papst kann es nicht einfach hinnehmen, das weiß jedes Kind. «
    » Wann ist das geschehen? « , flüsterte Adelind, deren Blick entsetzt zwischen dem Mann und Rosa hin und her glitt.
    » Zwei Wochen nach Neujahr « , antwortete Rosa. » Doch bisher wurden hier keine feindlichen Heere gesichtet. Nichts hat sich verändert, außer dass unsere alten Bekannten Diego, Bischof von Osma, und Dominique de Guzmán von ihrer Missionstätigkeit erlöst wurden. Der Papst holte sie zu sich nach Rom. Dort mögen sie meinetwegen auch bleiben. «
    Sie warf Adelind einen spöttischen Blick zu, der seltsam beruhigend wirkte. Was konnte der Papst weiter gegen den Comte de Tolosa unternehmen, als ihn zu exkommunizieren? Vielleicht würden jetzt weitere Exkommunizierungen von bedeutenden Adeligen des Landes folgen, doch für die sociae der domus war das kein Grund zur Beunruhigung.
    » Woher weißt du denn von dem Vorfall, Paire? « , fragte Cadichona. Der Mann stieß ein Lachen aus.
    » Kindchen, ich verkaufe Wein, Weizen und Vieh an durchziehende Händler. Von denen erfahre ich schnell, was sich in der Welt so tut. Sobald ich von diesem Vorfall gehört habe, fuhr ich los, um dich zu holen. Und geh endlich deine Sachen packen, damit wir noch bei Tageslicht zu Hause ankommen. «
    Cadichona warf Adelind einen ratlosen Blick zu. Ursanne lag in ihrer Kammer, da sie in letzter Zeit immer öfter kränkelte, und es schien Adelind nicht angebracht, die alte Perfacha wegen dieser Angelegenheit zu stören.
    » Wir glauben nicht, dass Cadichona in Carcassona irgendeine Gefahr droht « , wandte sie sich schließlich an deren Vater. » Aber wenn sie ihre kranke Mutter und den Rest ihrer Familie besuchen möchte, so steht ihr das natürlich zu. Wir wären froh, sie spätestens nach Ostern wieder bei uns aufnehmen zu können. «
    » Hofft besser, dass euer Haus hier nach Ostern noch steht « , gab der Mann sogleich zurück. Rosa schnaubte zornig, Cadichona legte eine Hand auf seinen Arm und lächelte Adelind entschuldigend an.
    » Bitte verzeiht, aber mein Vater meint es gut mit seinen Warnungen. Ich packe jetzt meine Habseligkeiten. «
    Sie kam bald schon wieder mit einem Beutel zurück, als habe sie Angst, ihren Vater noch länger mit den Perfachas allein zu lassen. Rosa entließ sie mit einem knappen Kopfnicken, Adelind schenkte ihr eine Umarmung. Sie spürte, wie mager der Körper dieses einst so robusten Mädchens geworden war, und hegte ernsthafte Zweifel, ob Cadichona nach einem Tag in ihrem Elternhaus noch bereit wäre, auf Speck, Schinken und Würste zu verzichten. Sie würde die Gegenwart dieser für ein enthaltsames Leben so ganz und gar nicht geschaffenen jungen Frau vermissen, deren Sünden von herzerfrischender Einfachheit gewesen waren.
    Cadichonas Vater gelang es, sich mit einem gewissen Maß an Respekt zu verabschieden, was wohl Rosas unerbittlichem Blick zu verdanken war. Dann fiel die Tür hinter den beiden zu.
    » Sie wäre ohnehin nicht lang geblieben « , meinte Rosa nur und zog dann los, um sich mit wichtigeren Aufgaben zu befassen.
    » Falls sie zurückkommt, dann wird sie sicher einen ganzen Vormittag brauchen, um uns ihre Sünden zu beichten, die sich anhören werden wie die Auflistung der Vorratskammer eines Fleischers « , kicherte Mabile, doch Adelind war nicht zum Lachen zumute. Der brüllende ungehobelte Vater hatte die längst vergessene Sehnsucht nach Familie in ihr geweckt, nach jemandem, der auch zu ihrer und Hildegards Rettung hereingepoltert käme, nur weil er sie in Gefahr wähnte.
    » Machen wir jetzt weiter mit der Auflistung nötiger Vorräte? « , riss Mabile sie aus ihren Gedanken. Adelind strich ihr mit der Hand über den dunklen Schleier, der nun auch ihr Haar ständig verbarg. Ihre Schwester und sie selbst waren nicht die Einzigen in der domus, die kein Zuhause außerhalb der ecclesia Dei hatten. Gemeinsam mit dem

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