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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Närrin, Betschwester « , begann Marcia nun. » Wie konntest du als einstige Nonne glauben, Rom würde euer Treiben einfach hinnehmen und euch gewähren lassen? Leute wie du haben das Unheil über unser Land gebracht, denn jetzt wird nichts mehr so sein, wie es war. Aber noch närrischer warst du, dir Peyres nehmen zu lassen. Du könntest bereits dein eigenes Kind im Arm halten statt einer widerlichen Katze. «
    Adelind versteifte sich. Derartige Gespräche war sie mit ihren Patienten nicht gewöhnt.
    » Du warst es doch, die ihn mir wegnahm wie eine hinterhältige Hure! « , rief sie, obwohl sie dadurch endgültig aus ihrer Rolle als wohltätige Pflegerin von Kranken und Verletzten fiel.
    Wieder lachte Marcia auf. Diesmal wurde sie von keinem Blutstrom unterbrochen.
    » Ich habe es natürlich versucht. Er war todunglücklich, weil du nichts mehr von ihm wissen wolltest. Er betrank sich, dann ging er an jenen Ort, wo ihr euch immer getroffen habt, weil er hoffte, du würdest trotzdem kommen. Ich selbst wusste, dass du es tun würdest. So dumm warst nicht einmal du, ihn einfach aufzugeben. Deshalb folgte ich ihm. Es ist nicht schwer, einen betrunkenen Mann zu verführen, nur hast du von diesen Dingen keine Ahnung. Ich wollte, dass du uns erwischst. Der Plan ging auf, aber es nützte mir nichts. Danach konnte er mich nicht mehr leiden. «
    Adelind drückte den Stofffetzen in einer Faust zusammen. Sie wollte aufschreien, aber es wäre nicht recht gewesen, all diese kranken, stöhnenden Menschen durch ihren eigenen Schmerz zu stören.
    » Es war meine wunderschöne Schwester, die er wirklich wollte « , sagte sie leise. » Aber die wies ihn zurück. Deshalb tröstete er sich mit mir. «
    Nun wurde Marcias Lachanfall wieder von einem Blutstrom begleitet. Sie widersetzte sich nicht, als Adelind ihr Gesicht reinigte. Das Gespräch hatte sie sichtlich angestrengt, denn sie sog mühsam Luft ein, bevor sie ihre Rede flüsternd fortsetzte. Es lag kein Hohn mehr in ihrer Stimme, auch kein Zorn, als sei die Kraft für derartige Empfindungen bereits aus ihrem Körper gewichen.
    » Peyres sah, wie schön Hildegard war, und dachte, sie könnte dadurch der Truppe nützlich sein, denn sonst hatte sie keinerlei Talente. Aber er mochte sie nicht. Sie war ihm zu zimperlich und zu fromm. Du warst die Frau, die er sich immer wünschte, das habe ich von Anfang an gespürt. Glaub mir, er trat deiner Schwester niemals zu nahe. Ich habe sein Gespräch mit ihr damals belauscht. Er schrie sie an und nannte sie kaltherzig, mehr nicht. Das schwöre ich bei meiner Seele, die bald irgendwohin geht, aber wer weiß das schon so genau. «
    Marcias Gesicht drehte sich zur Seite. Sie ließ Adelinds Arm los, und ihre Augen fielen zu.
    » Geh jetzt. Lass mich in Frieden sterben. Und wage es nicht, für mein Seelenheil zu beten. Wenn solche frommen Narren wie du ins Paradies kommen, dann schmore ich lieber in der Hölle, als ständig euer dümmliches Gerede zu ertragen. «
    Adelind hob ratlos die Hand. Sie sollte jetzt die Worte des Consolament sprechen, doch war ihr klar, dass Marcia dies nicht wünschte. So versuchte sie nur, tröstend deren Wangen zu berühren, wurde aber mit einer Heftigkeit abgewehrt, die sie einer schwer verletzten Frau niemals zugetraut hätte.
    » Ich wünsche dir eine gute Nacht « , murmelte sie ratlos, bevor sie aufstand und vorsichtig über die Körper der teils schlafenden, teils hilflos wimmernden Verletzten trat. Die Erschöpfung ließ ihre Glieder schwer werden. Sie wollte nur noch in ihre Kammer, um endlich schlafen zu können. Doch in ebenjener Kammer lag Hildegard.
    » Das war es, was du mir damals sagen wolltest, nicht wahr? «
    Adelind hatte die Kerze in einen kleinen metallenen Halter auf dem Zimmertisch gesteckt und ihre Schwester erbarmungslos wach gerüttelt, um ihr Marcias Fassung der Ereignisse an den Kopf zu schleudern. Nun saß sie selbst heftig atmend am Rand des Bettes, das sie mit Hildegard würde teilen müssen, da es im ganzen Haus kein freies Lager mehr gab. Ihre Schwester rieb sich die Augen.
    » Es ist doch alles so lange her « , murmelte sie und versuchte, sich einfach nur herumzuwälzen, doch Adelind zerrte hartnäckig an ihrer Schulter.
    » Antworte mir! Hast du mich damals belogen oder nicht? «
    Hildegards Augenlider flackerten.
    » Ich… ich machte es wohl ein wenig schlimmer, als es gewesen war. Ich wollte dich vor diesem Kerl retten. Du warst völlig verblendet und wärest mit ihm

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