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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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weiter Ferne an sein Ohr drangen.
    Als sich ein Paar kräftiger Arme unter seine Achseln
schoben, schrie der Abdecker vor Schmerzen laut auf. Und wies mit dem Kopf in
die Richtung, wo er den lädierten Körper seines Peinigers vermutete.
    Doch da war nichts. Weder an der fraglichen Stelle
noch sonst wo. Die Gasse lag in tiefem Dunkel, mit Ausnahme seines verkrümmten
Körpers, der im Schein von Gertruds Laterne wie der Torso eines tödlich
getroffenen Wolfes aussah.
    Der Mann jedoch, nach dem Eckehard Büttner mit
fassungslosem Staunen Ausschau hielt, war und blieb verschwunden.
     
    *
     
    Haus von
Berengars Schwager, zur gleichen Zeit
     
    Wenn etwas an Christopherus dem Bettler bemerkenswert
war, dann sein Appetit. Linsensuppe mit Nudeln und Speck, dazu reichlich
Fladenbrot. Sieglindes ganz besondere Spezialität. Das ließ an sich keine
Wünsche mehr offen. Nicht so bei Stoffel. Er verlangte nach mehr. Ein Paar
Rostbratwürste mussten her. Die waren zwar für den Hausherrn gedacht. Aber Nächstenliebe
war nun einmal erste Christenpflicht. Die Augen von Bruder Hilpert, Berengar,
Bruder Wilfried und Sieglinde wurden immer größer und machten uneingeschränkter
Hochachtung Platz, als Stoffel auch noch mehrere Scheiben Räucherschinken und
als Nachspeise eine Schüssel mit Krautsalat und Eiern verzehrte.
    Den übrigen Anwesenden, denen die Kunde von Gumperts
Ermordung noch immer in den Knochen steckte, war dagegen der Appetit vergangen.
Stoffel freilich nahm keinerlei Notiz davon. Oder tat zumindest so. Er saß am
Küchentisch, schmatzte, schleckte und schlürfte, was das Zeug hielt. Selbst
Sieglinde, stets um das leibliche Wohl ihrer Gäste besorgt, sah dem Bettler mit
gemischten Gefühlen zu.
    Als sich Stoffels Tafelfreuden dem Ende zuneigten,
machte sich gespannte Erwartung in der Küche breit. Noch ganz unter dem
Eindruck seiner Visite im Kloster, lehnte Berengar mit verschränkten Armen am
Türbalken und war mit den Gedanken ganz woanders. Bei wem, konnte sich Bruder
Hilpert natürlich denken, und der Anblick des Freundes, den das Schicksal von
Schwester Irmingardis vollkommen in Anspruch nahm, schmerzte ihn. Bruder
Wilfried ging es genauso, wenngleich auch er immer noch unter dem Eindruck
seiner eignen, nicht minder deprimierenden Erlebnisse stand.
    »Was tun?«, murmelte Bruder Wilfried vor sich hin, den
Ellbogen auf das Kaminsims gestützt. »Sieht so aus, als wäre uns der Mörder
immer einen Schritt voraus. Oder was meinst du?«
    »Mag sein«, erwiderte Bruder Hilpert, nicht minder
nachdenklich als er. »Obgleich dieser Schritt immer kürzer wird.«
    »Gott erhalte dir deinen Optimismus.«
    »Amen.«
    Bruder Wilfried stieß sich vom Sims ab und begann, vor
dem fächerförmigen Kaminschirm auf und ab zu gehen. »Und was macht dich so
zuversichtlich?«, fragte er im Vorübergehen, die Hände auf dem Rücken
verschränkt.
    »Die Tatsache, dass es jede Menge Indizien gibt. Das
Problem ist nur, die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen – und fertig
ist das Mosaik!«
    »Als da sind?«
    »Zum einen die Tatsache, dass mittlerweile zwei der
unter uns Weilenden die Stimme des mutmaßlichen Täters kennen – Berengar und
Stoffel. Beide haben unabhängig voneinander bekräftigt, dass es sich von der
Art und Weise, wie er sich auszudrücken pflegt, mit hoher Wahrscheinlichkeit um
einen Kleriker handeln könnte – und zwar einen gebildeten, hab ich recht?«
    Stoffel und Berengar nickten, der Letztere mit
gequältem Blick.
    »Dies würde recht gut zur Reaktion dieses Chorherrn
passen. Wie heißt er doch gleich, Berengar?«
    »Fredegar von Stetten.«
    »Von Stetten, genau!«, erwiderte Bruder Hilpert
erfreut, in der Absicht, Berengar auf andere Gedanken zu bringen. »Seinem
unfreiwilligen Versprecher zufolge muss ihn ein Mitglied des Domkapitels dazu
animiert haben, die Silberbüsten samt den Reliquiaren auf dem Hochaltar stehen und
nicht wieder zurück in die Krypta transportieren zu lassen. Gut möglich, dass
es sich dabei um den Täter handelt.«
    »Deine Kombinationsgabe in allen Ehren, Bruder –«,
warf Bruder Wilfried unvermittelt ein, »aber bist du nicht auch der Meinung,
dass eine derartige Perfidie – um nicht zu sagen Mordlust – nicht unbedingt zu
einem Diener Gottes passt?«
    »Mag sein. Kleriker oder nicht – dieser Mann ist weit
schlimmer als alles, was mir bislang an Skrupellosigkeit begegnet ist.«
    »Aber wer tut so etwas? Und warum? Doch wohl nur ein
Mensch, der nichts mehr zu verlieren

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