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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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und
schüttelte den Kopf.
    Doch dann, in einem Anfall jähen Zorns, raffte er das
ganze Bündel Depeschen, Eilbriefe und Sendschreiben zusammen, stapelte sie
aufeinander und hielt sie ins Feuer. Doch was er bezweckt hatte, misslang. Die
Stundenkerze leuchtete kurz auf, flackerte und erlosch schließlich ganz.
    Und mit ihr der letzte Rest an Hoffnung, den Johann
von Brunn noch besessen hatte.
     
    Anno Domini 689
     
    »Seid unverzagt, Brüder, und fürchtet Euch nicht!«,
sprach der Mönch mit den blauen Augen im ansonsten blassen Gesicht. Einem
Gesicht, das man trotz der unauslöschlichen Spuren wochenlangen Fastens und
nicht enden wollender Bußübungen so leicht nicht vergaß. Von den aufrüttelnden
Predigten des jungen Mannes mit dem irischen Akzent nicht zu reden. Seine Worte
waren süßer als Honig, betörender als Rosenduft, einschmeichelnder als Musik.
Eine Begegnung mit ihm, und es war um einen geschehen.
    So, wie damals, als Kolonat und Totnan den Gefährten
zum ersten Mal trafen.
    Am heutigen Tage indes war alles anders. Totnan hatte
Angst, mehr noch als Kolonat, der Mühe hatte, richtig wach zu werden. Angst vor
den Schergen der Herzogin, die sich ihrer lieber heute als morgen entledigt
hätte, Angst vor den Häschern, die sich soeben an der Tür des Pferdestalles zu
schaffen machten, Angst vor dem Sterben.
    Und Angst davor, was nach ihrem Tod passieren würde.
    Von Angst, sofern er dieses Gefühl überhaupt kannte,
war bei Kilian jedoch nicht das Geringste zu spüren. Immer noch auf den Knien,
winkte er die Gefährten zu sich herüber und wandte sich dem unförmigen
Holzkreuz auf dem Strohballen zu.
    Der Docht der Öllampe, die sich unweit von ihm auf dem
Boden befand, war fast abgebrannt. Genau wie das Leben der drei Mönche, die
nebeneinander auf dem Boden des Pferdestalles knieten, einen Psalm auf den
Lippen, als ihre Mörder die Tür eintraten.

Fünfter Tag
     
    Noch zwei Tage bis Kiliani, Anno Domini 1416

10
     
    Mergentheim an
der Tauber, kurz nach Mitternacht
     
    »Ein Radau wie bei der Kirchweih – und das mitten in der Nacht! Komm ja schon, verdammt noch
mal!«
    Heiner, Nachtwächter und Torwärter in einer Person,
war ein Gemütsmensch. Es sei denn, man riss ihn aus dem Schlaf. So, wie in
diesem Moment.
    Eine Viertelstunde nach Mitternacht, und ein Lärm wie
beim Jüngsten Gericht!
    »Immer mit der Ruhe – komm ja schon!«, grummelte
Heiner vor sich hin, klein, untersetzt und mit ansehnlichem Schmerbauch
gesegnet. Dann nahm er seine Laterne vom Haken, öffnete das Guckloch und lugte
in den Regen hinaus.
    Und wich instinktiv zurück.
    Ein paar Augenblicke später, das Dröhnen des eisernen
Klopfrings im Ohr, hatte sich Heiner halbwegs von seinem Schrecken erholt und
riskierte einen zweiten, ungleich längeren Blick. Nur um festzustellen, dass
der Mann vor dem Tor immer noch der gleiche war.
    Heiner schluckte, und das Undenkbare geschah: Ihm
fehlten die Worte. Kein Wunder auch, denn einen leibhaftigen Kardinal bekam man
schließlich nicht jeden Tag zu sehen. Noch dazu in einem gottverlassenen Nest
wie diesem.
    »Im Namen des Heiligen Vaters – öffnet das Tor!«,
hallte es ihm durch das vergitterte Guckloch entgegen, und ein weiterer Blick
überzeugte ihn, dass mit dem hageren Mann im dunklen Kapuzenmantel, unter dem
eine scharlachrote Robe samt Brustkreuz hervorblitzten, nicht zu spaßen war.
Ebenso wenig wie mit seinem Gefolge, allesamt schwer bewaffnete Reiterknechte.
Heiner, Pfaffenhasser aus echtem Schrot und Korn, verzog missmutig das Gesicht.
    Dann gab er klein bei.
    Kardinal war nun einmal Kardinal. Und damit Schluss.
    »Im Namen des Heiligen …«
    »Stets zu Diensten, Hochwohlgeboren!«, rief Heiner
eilfertig aus, unsicher, wer genau mit ›Heiliger Vater‹ gemeint sein könnte.
Immerhin hatte es bis vor Kurzem drei Päpste gegeben. Da konnte man leicht den
Überblick verlieren.
    Als er das Tor aufsperrte, gab Heiner das Rätselraten
auf. Der Mann in der scharlachroten Robe, der kaum einen Blick für ihn übrig
hatte, wirkte wie die leibhaftige Autorität auf ihn. Welchem Herrn er diente,
war auf einmal belanglos geworden. »Der Weg zum Dominikanerkloster, aber rapido !«,
schnarrte der hagere, fast sechs Fuß große Mann mit dem unverkennbar
südeuropäischen Teint, während er seinen Mantel über die prächtige Robe zog.
    »Stets zu Diensten, Herr!«, katzbuckelte Heiner und
erkannte sich dabei selbst nicht wieder. »Wiewohl ich mir vorstellen könnte,
dass es sich die hohen

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