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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Seemannsgang.«
    »Es wackelt aber immer noch«, grummelte Groanin im Weitergehen unbehaglich.
    »Groanin hat recht«, sagte John. »Das Schaukeln wird immer schlimmer.« Er sah über den Rand nach unten und spürte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte. Als wirke die Schwerkraft so hoch über dem Boden stärker als sonst, überlegte er. Dabei konnte er den Boden nicht einmal sehen. Es war, als laufe man durch den Gang eines fliegenden Flugzeugs, von dem der Rest nicht mehr vorhanden war.
    »Diese Inka müssen Nerven aus Stahl gehabt haben«, meinte Groanin. »Entweder das, oder die Erbauer haben sich auf unsere Kosten einen Spaß erlaubt.«
    »Versucht, nicht im Gleichschritt zu laufen«, sagte Nimrod. »Dann müsste die Amplitude der Schwingung unterbrochen werden.«
    »Er meint, es hört auf zu wackeln, wenn wir in unterschiedlichem Rhythmus laufen«, sagte Philippa, die das, was Nimrod sagte, immer besser verstand als alle anderen.
    Nimrods Vorschlag schien das Wackelproblem zu beheben und langsam, aber sicher kamen sie auf der Seilbrücke voran.
    Jedes Mal, wenn Philippa die Hand auf das seidenglatte Seil des schwarzen Handlaufs legte, dachte sie an die zahllosen Indios, deren Haare man dafür verwendet hatte. Waren sie tot oder am Leben gewesen, als man ihnen die Haare abschnitt? Sie hatte von den Menschenopfern der Azteken gelesen. Man hatte ihnen oben auf den Pyramiden bei lebendigem Leib das Herz herausgeschnitten und andere schreckliche Dinge angetan. Waren Menschenopfer auch bei den Inka Brauch gewesen? Sie erwog, Nimrod zu fragen, entschied sich aber dagegen, weil sie nicht sicher war, ob sie die Antwort wirklich würde ertragen können.
    Nach einer Weile merkte sie, dass sie außer Atem war und der Weg über die Brücke schwieriger wurde. Es ging bergauf. Und es wurde kälter. Philippa drehte sich um, nickte Groanin zu und sah, dass der steinerne Ankerblock und das winzige U-Boot daneben im Nebel verschwunden waren. Mit nichts als Nebel vor und hinter sich war es fast so, als würde die Brücke von gar nichts gehalten, was Philippa mehr als nur irritierend fand.
    »Beeilen Sie sich, Groanin«, sagte sie. »Ich kann Sie kaum noch sehen.«
    »Ich tue mein Bestes, Miss«, sagte er mit hörbarem Schnaufen. »Ich weiß nicht, ob ich aus Anstrengung oder Angst so aus der Puste bin. Ich kann wirklich nicht behaupten, dass mir dieser Ort sonderlich gut gefällt. Falls es überhaupt ein Ort ist. Weder hier noch dort zu sein ist, als hänge man völlig in der Luft – zwischen Erde und Hölle sozusagen.«
    »Ein tröstlicher Gedanke«, sagte Philippa und zuckte zusammen, als sie die Erschütterung spürte, mit der etwas schwer auf eines der Handlaufseile schlug. Und gleich darauf noch einmal.
    »Haltet euch gut fest!«, rief Nimrod.
    »Warum? Was ist los?«, schrie Philippa.
    »Ich mag mich täuschen«, sagte Nimrod, »aber es fühlt sich an, als würde jemand versuchen, die Brücke mit einer Machete zu kappen – Macreeby wahrscheinlich. Damit ihnen niemand folgt.«
    »Mussten Sie das unbedingt sagen?«, stöhnte Groanin. »War das wirklich nötig? Mir geht es viel besser, wenn ich nichts weiß.«
    Während sich alle vier an den Handlauf klammerten, spürten sie erneut, wie etwas mit aller Kraft auf das Seil schlug. Und dann hörten die Erschütterungen ebenso plötzlich auf, wie sie eingesetzt hatten. Sekundenlang erwarteten alle, gleich abzustürzen. Doch die Brücke blieb an ihrem Platz.
    »Es hat aufgehört«, sagte John.
    »Gott sei Dank«, sagte Philippa.
    »Das nenne ich weiße Fingerknöchel«, sagte John und betrachtete seine Fäuste, die noch immer das Handlaufseil umklammerten. »Mir schlägt das Herz bis zum Hals.«
    »Ich habe das Gefühl, meins springt mir gleich zu den Ohren raus«, sagte Groanin. »Wenn ich es in die Finger kriege, erwürge ich es. Dann hat die Qual ein Ende.«
    »Ich frage mich, was diese Vibrationen zu bedeuten hatten«, sagte Nimrod.
    »Bitte nicht«, flehte Groanin. »Ich könnte es nicht ertragen. Wenn Sie uns jetzt erzählen, dass Macreeby fortgegangen ist, um sich eine schärfere Machete zu besorgen – dann springe ich von der Brücke und bringe die Sache hinter mich.«
    »Das ist gar kein schlechter Gedanke«, sagte Nimrod. »Wenn man Menschenhaar auf diese Weise zusammenbindet und flicht, ist es extrem fest. Wahrscheinlich braucht man wirklich eine ziemlich scharfe Machete, um es zu durchtrennen.«
    »Na, dann ist es ja gut«, sagte Groanin.
    Probehalber schlug Nimrod

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