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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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natürlich«, nickte Nimrod. »Ich werde mich mit Edwiges, dem Wander-Dschinn, unterhalten. Es ist schön, sie wieder in der Dschinngesellschaft zu sehen.«
    Ayesha lachte verächtlich. »Es gibt keine Dschinngesellschaft«, sagte sie. »Sieh dich um, Philippa. Du hast hier ein lebendes Bild aus einzelnen Dschinn, guten wie bösen, und das Maß an Glück in der Welt hängt allein von der Bereitschaft eines jeden von uns ab, Verantwortung für alle zu übernehmen.«
    Nimrod lächelte höflich, als sei er nicht ganz dieser Meinung. Dann machte er sich auf die Suche nach Edwiges.
    »Warum wird sie Wander-Dschinn genannt?«, fragte Philippa Ayesha.
    »Edwiges? Weil sie durch die Welt zieht, und zwar in einem hoffnungslosen Versuch. Sie will den Irdischen helfen, die Spielkasinos abzuschaffen, die die Ifrit als Beitrag zum Unglück der Menschheit in die Welt gesetzt haben.«
    »Warum ist es hoffnungslos?«
    »Wenn es um Glücksspiel geht, wollen die Irdischen keine Hilfe. Daraus folgt, Glück wird nur dann als Glück erkannt, wenn auch die Möglichkeit von Unglück besteht. Das ist der Kitzel beim Glücksspiel. Aber ich habe dich nicht rufen lassen, um mit dir über die Philosophie des Glücksspiels zu sprechen. Lass dich ansehen, Kind.«
    Philippa sagte nichts, während der Blaue Dschinn sie betrachtete und dabei die gleiche kritische Aufmerksamkeit zeigte wie jemand, der ein neues Auto kauft.
    »Du bist ganz die Tochter deiner Mutter.«
    »Kennen Sie meine Mutter gut?«
    Ayesha lachte. »Gut genug, um zu beklagen, dass sie ihrer Bestimmung den Rücken gekehrt und ein Leben gewählt hat, das nicht das ihre ist. Das niemals das ihre sein kann.«
    »Was für ein Leben meinen Sie?«
    »Ein Leben als gewöhnlicher Mensch.« Ayesha schüttelte den Kopf. »Was für eine Vergeudung, dass ausgerechnet die Besten von uns sich als gewöhnliche Menschen ausgeben. Findest du nicht auch?«
    Philippa antwortete nicht. »Haben Sie deshalb mit ihr gestritten? Im Hotel Pierre?« Und bevor Ayesha das abstreiten konnte wie Mrs   Gaunt, sagte Philippa schnell: »Ich habe Sie und meine Mutter gesehen.«
    »Oh. Dann frag besser deine Mutter danach.«
    »Hab ich schon.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Nicht viel.«
    »Nun, das ist wohl ihre Sache.« Ayesha schniefte geräuschvoll und wischte sich mit einem Taschentuch die Nase. Dann wechselte sie das Thema. »Wie gefällt dir dein erstes Dschinnverso-Turnier?«
    »Sehr gut«, sagte Philippa. »Nur   … je besser ich bin, desto mehr erwarten alle von mir. Das Gefühl habe ich jedenfalls. Ganz komisch. Ich meine, niemand hat etwas gesagt. Aber es hängt irgendwie in der Luft, verstehen Sie?«
    Ayesha nickte. »Ja, ich kenne das Gefühl, Philippa. Am Anfang fand ich das immer unangenehm. Doch inzwischen liegen die Dinge anders, ich fühle mich nun jeder Aufgabe gewachsen, die getan werden muss. Auch wenn das, was getan werden muss, manchmal sehr schwer ist und durchaus nicht der eigenen Lust und Laune entspricht. Dinge von höherem Nutzen. Verstehst du?«
    »Ich denke schon«, sagte Philippa. Aber sie hatte kaum etwas verstanden.
    »Was ich sagen will: Es geht nicht um etwas Persönliches. Daran musst du immer denken.«
    Philippa nickte. Diesmal hatte sie wirklich absolut keine Ahnung, wovon Ayesha sprach. Sie schätzte sie dem Aussehen nach auf ungefähr achtzig Jahre, und das hieß, wenn man das langsamere Altern der Dschinn berücksichtigte, dass sie um die 250   Jahre alt sein musste. Vielleicht, dachte Philippa, hat sie in ihrem hohen Alter Probleme mit dem zusammenhängenden Denken. Ein Vorurteil alten Leuten gegenüber, zu demjunge Leute allzu schnell neigen – nicht nur Dschinn. Es kam Philippa kaum in den Sinn, dass Ayeshas Worte eine tiefere Bedeutung haben könnten; aber es sollte nicht lange dauern, bis ihr der Zusammenhang klar wurde.
    »Noch Fragen, Kind?«
    »Ja. Warum ist der Blaue Dschinn immer eine Frau?«
    »Weil es auf Erden ein allgemeines Gesetz gibt, das sowohl für Dschinn wie für Menschen zutrifft: Muss etwas gesagt werden, sucht man zuerst nach einem Mann. Muss aber etwas angepackt werden, sucht man zuerst nach einer Frau. Ist deine Frage damit beantwortet?«
    »Ja«, sagte Philippa lächelnd.
    »Wir Frauen müssen zusammenhalten, Philippa.«
    »Ja, Ayesha.«
    »Unsere kleine Unterhaltung hat mir sehr gefallen. Nun geh zu deinem nächsten Spiel. Und denk daran, was ich dir gesagt habe.«
    »Ja, Ayesha.«
     
    Mit einer Mischung aus Bewunderung und Angst

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