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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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uns beiden?»
    «Du bist eines schlechten Herren noch schlechterer Diener», antwortete Ludwig mit Verweis auf die Bibel. «Es steht geschrieben: ‹Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen!› So wahr ich hier sitze, so wahr wird das dein Schicksal sein, armer, dummer Otto.»
    Mit den niederträchtigen Beleidigungen sollte es nun ein für alle Mal vorbei sein. Otto giftete zurück.
    «Wessen Schande ist es, wenn der Schüler nichts taugt? Die des Schülers oder die des Lehrers?»
    «Genug», befahl Bruder Wolf. «Geh hinauf, mein Schwert ist bei den Wachen. Danach hol mein Pferd aus dem Stall. Es gibt viel zu tun. Zuvor Wein, reichlich. Ich bin durstig.»

[zur Inhaltsübersicht]
    32
    Zuerst hörte sie etwas, dann roch sie Verbranntes.
    Als Kathi die Augen öffnete, blickte sie in das Gesicht einer Hexe. Sie schreckte auf, nur ein wenig, bis sie der Schmerz aufs Bett zurückwarf. Ihre Seite, ihr Rücken brannten wie Feuer.
    Über ihr saß die Hexe, das Gesicht puderweiß, die dunklen Augen mit einem schwarzen Strich umrandet. Das schwarz gelockte Haar war unter einem roten Stirntuch gebändigt, die Nase gerade, die Lippen voll und mit roter Farbe bestrichen. Von den Ohren hingen reichverzierte Schmuckstücke herab, und an ihren Handgelenken klapperten zahlreiche Armreife, wenn sie mit einer Feder diesen grässlich stinkenden und in den Augen beißenden Rauch aus einer Schale herbeifächelte. Er hüllte Kathi vollkommen ein. Dazu murmelte die Hexe fremde Worte. Nie zuvor hatte sie Ähnliches gehört.
    «Wer seid Ihr?»
    Die Hexe antwortete nicht. Sie murmelte einfach weiter, ließ den Kopf in den Nacken fallen und hielt die Hände offen, als brachte sie ein Messopfer dar.
    Es war dunkel um sie herum. Nur der Schein einer Kerze spendete etwas Licht. Kathi erkannte an der Wand fürchterliche Fratzen von … ja, was war das eigentlich?
    Menschen und Tiere in einem. Menschentiere. Sie hatten die Hörner eines Ochsen, die Zähne eines Wolfs, Nasen wie Schläuche und Ohren wie eine Fledermaus.
    War das die Hölle?
    Zwei Worte wiederholte die Hexe immer wieder: Shakti men.
    Ein ums andere Mal. Shakti men. Beschwörend, eindringlich, als sei sie im Fieber.
    Erneut versuchte Kathi sich aufzurichten. Doch dieses Mal hielt sie nicht der Schmerz in ihrem Rücken davon ab, sondern eine Hand.
    «Bleib liegen», sagte Volkhardt leise. «Sounya ist noch nicht fertig.»
    Volkhardt? Sounya? Was zum Teufel war hier los?
    «Lass mich aufstehen, Volkhardt», sagte sie. «Ich …»
    Die Hexe starrte sie mit weitaufgerissenen Augen an. Zornig sprach sie ihren Zauber. «Ki aksha wu … Shakti men.»
    Danach schloss sie die Augen, atmete zwei-, dreimal in aller Ruhe ein und dann aus, bis sich ihre Gesichtszüge entspannten. Der Spuk schien vorüber. Friede kehrte ein. Sie wirkte ruhig und zufrieden.
    «Wie geht es dir, mein Kind?», fragte sie in scheinbarer Harmonie mit sich und den Menschentieren in ihrem Rücken.
    «Wer seid Ihr?»
    «Ich bin Sounya. Und du bist Kathi, wie mir dein Begleiter berichtet hat. Also, wie geht es dir?»
    Sie versuchte sich aufzurichten, doch dann erinnerte sie sich ihres schmerzenden Rückens und ließ es bleiben.
    «Schlecht, mein Rücken tut so weh.»
    Sounya stand auf. «Das würde mich nun wirklich überraschen.» Sie reichte ihr die Hand. «Komm.»
    «Ich kann nicht.»
    «Du kannst.»
    Sounya ließ keinen Zweifel zu. Ihr Blick verdunkelte sich, die Stimme streng und fordernd. «Steh auf.»
    Kathi seufzte. So ein Unsinn. Sie konnte nicht. Aber, wenn es unbedingt sein musste. Sie richtete sich vorsichtig auf, bereit, sich sofort wieder aufs Bett fallen zu lassen, wenn der Schmerz zu stark wurde.
    Doch da kam kein Schmerz. Selbst dann nicht, als sie auf dem Bett saß und die Füße auf den Boden stellte.
    Kathi wollte es nicht glauben. «Was ist passiert? Noch vor einer Minute brannte mir der Rücken, dass ich mich nicht bewegen konnte …»
    Sounya lächelte zufrieden, und Volkhardt staunte, als habe er die Auferstehung Jesu erlebt.
    «Wie hast du das gemacht?», fragte er Sounya.
    «Das wiederum ist mein Geheimnis. Ich bekomme einen Gulden von dir.» Sie hielt ihm ihre feingliedrige Hand hin, die mit seltsamen Zeichen und Schnörkeln bemalt war, Ornamenten gleich.
    Noch bevor Volkhardt ihr gestehen musste, dass er überhaupt kein Geld besaß, streifte er Kathi das Hemd am Rücken zurück. Dort, wo sie aufs Eis aufgeschlagen

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