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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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und ihr die Ferienhütte angeboten hatte, rechnete sie gerade aus, wie viele Schlaftabletten sie benötigte, um sich selbst und ihr Kind umzubringen.
    Priest liebte Menschen in Not, und er konnte mit ihnen umgehen. Man mußte ihnen nur bieten, was ihnen fehlte, und schon fraßen sie einem aus der Hand. Mit selbstbewußten Typen, die alles hatten, was sie brauchten, kam er dagegen nur selten zurecht; sie waren nicht so leicht zu kontrollieren.
    Sie erreichten die Blockhütte zur Abendbrotzeit. Melanie kochte ein Nudelgericht und machte einen Salat. Nach dem Essen brachte sie Dusty ins Bett. Als der Junge eingeschlafen war, verführte Priest sie auf dem Teppich. Melanie war geradezu toll vor Liebesgier. Alle Emotionen, die sich in ihr aufgestaut hatten, entluden sich im Sex. Sie vögelte, als wäre es das letzte Mal in ihrem Leben, zerkratzte ihm den Rücken, biß ihn in die Schultern und zog ihn so tief in sich hinein, als wolle sie ihn mit Haut und Haar verschlingen. Priest konnte sich nicht erinnern, jemals eine aufregendere Liebesnacht erlebt zu haben. Und nun stand der ihr angetraute eingebildete Professorenschönling vor ihr und mäkelte an ihr herum. »Das ist jetzt fünf Wochen her! Du kannst doch nicht einfach meinen Sohn nehmen und wochenlang verschwinden, ohne mich auch nur einmal anzurufen!«
    »Du hättest ja mich anrufen können.«
    »Ich hatte doch keine Ahnung, wo du dich rumtreibst!«
    »Ich habe ein Handy.«
    »Da hab‘ ich‘s versucht. Es hat nicht funktioniert.«
    »Kein Wunder. Es war ja auch abgeschaltet, weil du die Rechnung nicht bezahlt hast. Wir hatten uns eigentlich darauf geeinigt, daß du die Kosten übernimmst.«
    »Die habe ich bloß ein paar Tage zu spät bezahlt, das ist alles! Inzwischen muß es längst wieder angeschlossen sein.«
    »Na ja, dann hast du eben wahrscheinlich gerade dann angerufen, als es abgeschaltet war.«
    Dieser Ehekrach bringt uns der Diskette auch nicht näher… Ich muß uns diesen Michael für ein paar Minuten vom Hals schaffen, egal wie … Priest unterbrach den Wortwechsel: »Vielleicht sollten wir uns zu einem Täßchen Kaffee zusammensetzen?«
    Ob Michael sich in die Küche schicken läßt – zum Kaffeemachen?
    Michael deutete bloß mit dem Daumen über die Schulter und erklärte brüsk: »Bedient euch!«
    Fehlanzeige.
    Michael wandte sich wieder an Melanie. »Warum ich dich nicht erreichen konnte, spielt doch überhaupt keine Rolle. Es ging eben nicht. Deshalb wäre es deine Pflicht gewesen, mir Bescheid zu sagen, wenn du mit Dusty in Ferien fährst.«
    »Hör zu, Michael«, sagte Melanie, »da wäre noch etwas, was ich dir erzählen muß.«
    Michael sah sie verärgert an; dann seufzte er und sagte: »Na schön, dann setzt euch!« Er selbst ließ sich auf dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch nieder.
    Melanie ließ sich in eine Ecke der Couch sinken und zog die Beine unter sich. Das wirkte so natürlich, daß Priest es für Melanies gewohnte Sitzweise hielt. Er selbst hockte sich auf die Sofalehne, weil er nicht tiefer sitzen wollte als Michael. Keine Ahnung, welcher Apparat dieses komische Laufwerk sein soll. Komm schon, Melanie, sieh zu, daß du deinen verdammten Gatten loswirst!
    Michaels Ton verriet, daß ihm solche Szenen mit Melanie durchaus nichts Neues waren. »Okay, raus mit der Sprache«, sagte er müde. »Worum geht‘s diesmal?«
    »Ich geh‘ hier weg, und zwar für immer. Ich zieh‘ mit Priest und ein paar anderen Leuten zusammen.« »Wohin?«
    Priest antwortete an Melanies Statt. Er wollte nicht, daß Michael erfuhr, wo sie wohnten. »In den Bergen, oben im Del Norte County«, sagte er. Das lag im Gebiet der Redwood-Wälder im äußersten Norden Kaliforniens. In Wirklichkeit lebte die Kommune im Sierra County in den Vorbergen der Sierra Nevada, unweit der Ostgrenze des Staates. Beide Regionen lagen von Berkeley aus ziemlich weit entfernt.
    Michael geriet außer sich. »Du kannst doch Dusty nicht irgendwohin verschleppen, wo er Hunderte von Meilen von seinem Vater getrennt ist!«
    Melanie ließ sich davon nicht beeindrucken. »Es gibt einen Grund dafür«, sagte sie. »In den vergangenen vier Wochen hatte Dusty nicht eine einzige allergische Reaktion. In den Bergen ist er kerngesund, Michael.«
    »Liegt wahrscheinlich an der reinen Luft und dem sauberen Wasser«, ergänzte Priest. »Keine Umweltverschmutzung da oben.«
    Michael blieb skeptisch. »Normalerweise kommen Allergiker mit dem Klima in der Wüste besser zurecht als mit dem im

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