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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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er soll die Botschaften persönlich überbringen. Nur ihr persönlich und unter vier Augen.« Er schrieb es auf, während er sprach. »Er muss ihr sagen, dass ich die Aufgestiegenen habe und beschützen werde, auch gegen feindselige Truppen der Konkordanz. Sie darf keinesfalls weitere Angriffe auf Westfallen erlauben. Wir werden zu Roberto fahren, und sie muss mir vertrauen, dass ich alles, was ich unternehme, für die Advokatur und die Konkordanz tue.«
    Er gab ihr das Blatt. »Ist das klar, Appros?«
    »Ja, Herr. Und Patonia?«
    »Die Cirandons Stolz fährt zur Insel Kester, um die Nachricht zu überbringen, dass man der atreskanischen Marine nicht mehr vertrauen kann. Danach soll sie in Westfallen melden, dass die Aufgestiegenen in Sicherheit sind. Ich spreche persönlich mit Patonia, aber Ihr müsst jetzt Harin losschicken. Die Zeit drängt.«
    Menas salutierte und verließ die Kabine. Jhered wandte sich wieder an die Aufgestiegenen und Kovan. Inzwischen wirkten sie nicht mehr misstrauisch und besorgt, Mirron lächelte sogar.
    »Es freut mich, dass ihr zugehört habt«, sagte er. »Und ihr habt eine Lektion gelernt. Jetzt muss ich euch noch über einige Dinge unterrichten und euch erklären, warum ihr euch vor allem vor den Augen des Ordens verstecken müsst. Ihr sollt jeden Tag, den ihr bei mir seid, so angestrengt wie nur irgend möglich üben, und ob ich oder meine Mannschaft denken, ihr wärt eine Kraft des Guten oder die reine Ketzerei, spielt jetzt überhaupt keine Rolle mehr.«
    Ossacer hob eine Hand und richtete die blicklosen Augen auf Jhered.
    »Ja, junger Mann?«
    »Werden die Leute uns jemals akzeptieren? Sie hassen uns sogar, wenn wir ihnen helfen.«
    »Tja«, sagte Jhered, und endlich gewann der Humor einen kleinen Moment lang die Oberhand. »Gewinnt für sie den Krieg, dann bleibt ihnen nichts anderes übrig.«

 
8

     
    848. Zyklus Gottes, 5. Tag des Solasab
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    D raußen über dem Meer frischte der Wind auf, und über Estorr sammelten sich die Wolken, als der Abend begann. Ein Sturm zog auf, die Menschen eilten in der erstickend schwülen Luft durch die Straßen, um möglichst schnell ihre Erledigungen zu beenden, ehe der Regen einsetzte. Gott würde wie immer für alles sorgen. Die Seen und Flüsse würden anschwellen und die Aquädukte füllen, der Regen würde den Dreck vom Pflaster durch die Abflüsse in die Erde spülen. Estorr würde erstrahlen, sobald die Wolken sich wieder teilten.
    Wieder einmal saß Herine Del Aglios in ihrem privaten Audienzzimmer und fragte sich, ob diejenigen, denen sie am meisten vertraute, nicht insgeheim gegen sie arbeiteten. Der Thron in dieser Kammer war ebenso unbequem wie jener in der Basilika, wo die Kriegführung koordiniert wurde. Sie war von dort herübergekommen, um Appros Harin eine private Audienz zu gewähren. Er saß jetzt vor ihr, nachdem er auf ihren Befehl hin Platz genommen hatte. Seine Schulter war dick verbunden, sein Gesicht war bleich vor Schmerzen, weil die Verletzung durch den Pfeil noch nicht verheilt war. Unten im Hafen wurde das beschädigte Schiff der Einnehmer bereits zur Reparatur ins Trockendock bugsiert.
    Mit wachsender Nervosität hatte sie die Papiere gelesen, die Harin ihr überreicht hatte. Wenn einmal etwas schiefging, dann kam gleich das nächste Unglück hinterher. Wenigstens hatte sich ihre Entscheidung, die Tsardonier nicht in Atreska anzugreifen, nachträglich als richtig erwiesen. Es war ein schwacher Trost. Was Jhereds Entscheidungen anging … nun, alles zu seiner Zeit.
    »Seid Ihr sicher, dass Yuran abtrünnig ist?«, fragte sie.
    »Er hat auf seiner Burg Tsardonier bewirtet, meine Advokatin«, erklärte Harin. »Ich sah es mit eigenen Augen. Während unserer Flucht wurden wir von tsardonischen und atreskanischen Kräften angegriffen.« Man sah ihm an, wie schmerzvoll die Erinnerungen waren.
    »Folgt ihm das ganze Land bei diesem Verrat?«
    »Das ist schwer einzuschätzen«, sagte Harin. »Wir müssen annehmen, dass größere Verbände aus Scintarit nach Atreska zurückgekehrt sind, wissen jedoch nicht, was sie beabsichtigen und wem sie dienen. Zweifellos wird es einige geben, vor allem beim Militär, die sich Yuran widersetzen. Sein Volk ist ihm allerdings treu ergeben. Selbst jene, die ihn während des Bürgerkriegs bekämpft haben, wollen sicher nicht, dass er aus dem Amt entfernt wird, sondern dass er ein unabhängiges Atreska regiert.«
    »Was für ein Durcheinander«, sagte

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