Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
den Fährten von Tieren. Sie wichen nicht vom Weg ab, und mit zunehmender Erleichterung konnte er beobachten, dass sie sich dem Flussufer näherten und schließlich verschwanden, genau wie Jhered es vorhergesagt hatte.
    »Sie sind weg«, schnaufte Gorian.
    »Hast du etwa die ganze Zeit die Luft angehalten?«, fragte Jhered lächelnd.
    »Wahrscheinlich«, gab Gorian zu. Ihm war schwindlig vor Erleichterung, und beinahe hätte er gelacht. »Was jetzt?«
    »Du passt weiter hier auf, und ich wecke die anderen.«
    »Was nützt das jetzt noch? Sie sind doch weg.« Als Jhered den Kopf schüttelte, nahm Gorians Zorn noch zu. »Ich mag es nicht, wenn man mich von oben herab behandelt.«
    »Dann stelle keine dummen Fragen. Du hast noch viel zu lernen, junger Mann.« Jhered deutete in die Richtung, in der die Gestalten verschwunden waren. »Wir sind von dort gekommen. Wenn es Fährtenleser waren, werden sie unsere Spuren entdecken. Deshalb müssen alle bereit sein. Das ist alles.«
    »Oh«, sagte Gorian betreten. »Ich verstehe.«
    »Willst du sonst noch etwas überprüfen? Meine Schwerttechnik vielleicht?«
    Das hatte gesessen. Gorian schüttelte den Kopf und war froh, dass die anderen noch schliefen. Eines Tages würde er es Jhered heimzahlen. Er würde ihm schon zeigen, wer die wahre Macht besaß. Aber das konnte noch warten. Jhered war schon unterwegs und weckte die anderen, also tat Gorian, was der Schatzkanzler ihm aufgetragen hatte. Er benutzte den Zorn, um sich zu konzentrieren, und ließ keinen Raum für irgendwelche Befürchtungen, dass die Gestalten etwa zurückkehren könnten.
    Jhereds Stimme übertönte hin und wieder das Plätschern des Flusses. Dann rührten sich die anderen, die er aus dem Tiefschlaf gerissen hatte, und hörten besorgt, was er ihnen zu sagen hatte. Menas war sehr schnell bei Gorian, ihr Bogen war gespannt und der Pfeil eingelegt. Das Schwert legte sie neben sich auf den Boden.
    »Hast du noch etwas bemerkt?«, fragte sie.
    »Nein«, antwortete er.
    Trotz der nächtlichen Stunde war es nicht völlig dunkel. Der Himmel war voller Sterne, und die Augen Gottes standen wie bei jedem Wechsel von Solastro zu Dusas am Himmel. Wenn er die Energien in der Umgebung und in ihm selbst unterdrückte, konnte er etwa zehn Schritte weit sehen. Dahinter waren die Schatten zu tief.
    Eigentlich glaubte er Jhered nicht. Wenn die Leute, die zum Fluss gekommen waren, nur hatten Wasser holen wollen, warum sollten sie dann den Boden untersuchen? Es klang nicht einleuchtend. Bald würden sie alle wieder schlafen, und Jhered würde verlegen sein, weil er Mirron so erschreckt hatte. Und den armen schwachen Ossacer. Das durfte er nicht tun. Sie waren nicht so stark wie Gorian. Er schüttelte den Kopf.
    »Da ist etwas …«, sagte Menas leise.
    Sie spannte den Bogen. Er ließ die Energien wieder in sich einströmen und suchte in ihnen, wie er es schon die ganze Zeit hätte tun sollen. Einen Moment lang konnte er überhaupt nichts erkennen außer den trüben Resten der Energie in den Bäumen und im Gras, die sich halten würden, bis die Sonne sie wieder erwärmte. Aber keine Menschen, die sich näherten.
    »Du suchst zu hoch«, flüsterte Menas. Sie schnalzte leise mit der Zunge.
    Gorian starrte den Boden an, und im ersten Augenblick ließ die Angst die Energiebahnen in seinem Kopf flackern und zucken. Höchstens zwanzig Schritte entfernt waren sie, und sie kamen näher. Zwei gingen gebückt direkt am Fluss entlang. Die anderen krochen, fast unsichtbar, wie Eidechsen über den Boden. Ihre hellen Energien wurden vom langen Gras verdeckt.
    »Beschreibe es mir«, forderte Menas. »Leise.«
    Hinter sich spürte Gorian noch jemanden. Jhered.
    »Sie sind ausgeschwärmt«, berichtete er. »Sie kommen alle hierher. Sie kriechen.«
    »Gut, dann sind ihre Bogen noch nicht bereit«, sagte Jhered. »Menas, Ihr nehmt die rechte Flanke. Sie sollen uns nicht in den Rücken fallen.«
    Bald würden die Gegner einander sehen können. Gorian wollte aufstehen und weglaufen, doch es war, als hätte Jhered es gespürt. Er legte Gorian eine Hand auf die Schulter.
    »Geh zu deinen Freunden«, sagte er. »Baut auf meinen Befehl hin eine Barriere auf, die vom Fluss bis fünf Schritte vor euch reicht. Die Feinde haben uns entdeckt, macht euch bereit.«
    Gorian schlich zurück und schauderte bei der Vorstellung, unversehens könnte ihm eine Klinge in den Rücken gestoßen werden. Kovan hockte in der Nähe hinter einem Baum. Er hatte das Schwert gezogen

Weitere Kostenlose Bücher