Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Titel: Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Husmann , Sonja Schönemann
Vom Netzwerk:
fehlen nur noch die Hunde. Sie guckt mit mir Fußball, und ich guck mit ihr Vampirfilme, sie hilft beim Ölwechsel, und ich topf den Hibiskus mit um, sie trägt meine Oberhemden, und ich benutz ihre Nachtcreme. So was endet irgendwann in Swinger-Clubs, wo die Alte dann auch beim Fremdgehen noch mit dabei ist. Irgendwo muss aber mal Schluss sein!
    Und die EM wäre ein guter Anfang gewesen. Kein Public Viewing für alle, sondern schön getrennt: Men Viewing mit Grilling, Drinking, Rülpsing und Delling beim Bullshit talking. Ganz woanders: Women Viewing. Zum Beispiel bei Jana. War zu Hause aber nicht durchzukriegen.
    Stattdessen eben Halbfinale mit Finn und gegrilltem Gemüse auf dem Schoß! Ich kann nur hoffen, dass Finn zur WM die Masern hat. Oder ich muss mich demnächst für einen Sport begeistern, der bei Frauen nicht so ankommt. 50 Kilometer Gehen, zum Beispiel. Oder Frauenfußball.

Männer mögen Fußball, weil er ihnen das Gefühl gibt, sich endlich mal irgendwo auszukennen. Und zwar gründlich. Sie blicken durch. Sie haben Ahnung, und das mögen sie, weil das sonst im Leben nicht so oft vorkommt.
    Die Regeln beim Fußball sind etwas komplizierter als bei Mensch ärgere dich nicht, aber deutlich einfacher als innerhalb einer Beziehung.
    Wenn eine Frau zum Beispiel lächelt, kann das heißen, dass sie sich freut. Oder dass sie traurig, stinksauer oder am Boden zerstört ist und das ihrem Kerl aber nicht zeigen will. Unser Lächeln lässt so viele Interpretationen zu wie ein Dalì-Gemälde. Beides ist schwer zu deuten für den Mann, und das macht beides so anstrengend für ihn. Beim Fußball dagegen ist alles eindeutig: Ist der Ball im richtigen Tor – gut; ist er im falschen Tor – schlecht. Das einzuordnen kriegt er hin, der Mann. Da weiß er, wie er reagieren soll.
    Deswegen finde ich es sehr süß, wie Rainer aktuell versucht, Fußball zu einer Mischung aus Wissenschaft und Religion zu machen, mit der man sich sehr lange beschäftigen muss, um überhaupt ansatzweise mitreden zu können. Rainers subtiler Subtext heißt: Eigentlich ist das nix für Frauen. Also für mich.
    Wenn ich über Fußball rede, hat Rainer denselben Gesichtsausdruck, den er aufsetzt, wenn ein Chinese deutsch spricht: Irgendwie niedlich, aber eigentlich hoffnungslos, soll der heißen. Mit diesen Mitteln haben Männer Frauen auch sehr lange von technischen Berufen ferngehalten oder von der Politik. Das Ergebnis heißt heute Angela Merkel. Aber die war auch nicht von Anfang an Kanzlerin. Die hat sich ganz langsam und heimlich dahin geschlichen, und das ist auch meine Taktik.
    Mein Vorschlag zur Fußball-EM war darum, ein paar Spiele bei Jana zu gucken. Ich weiß, dass Rainer das auf die Palme bringt, aber: Hätte Angela sich nicht irgendwann mal gegen Helmut Kohl gestellt, wäre sie auch nicht weitergekommen.
    Der andere Grund, warum wir zu Jana hätte gehen sollen, war, dass die seit drei Jahren den Finn hatte und seit vier Jahren den Patrick. Beide waren von ihr nicht geplant gewesen, trotzdem hatte sie die jetzt an der Backe. Und Jana war wirklich Fußballfan, von daher hatte sie eine anständige EM verdient, mit Grillen, Brüllen, Bier und dem ganzen anderen Kram, den weder Patrick noch Finn ihr geben konnten. Rainer konnte das, aber den gehen Janas Hintergrundprivatprobleme natürlich nichts an, darum musste ich ihn anders davon überzeugen, dass Fußballgucken mit Frauen nicht dasselbe ist wie Vögeln mit einem kaputten Penis.
    Deswegen redete ich auch schon Monate vor dem ersten Anstoß begeistert über die körperlichen Vorzüge von Milan Baros, ohne dass der im Geringsten mein Typ wäre. Ohne Panini, Wikipedia und Jana wüsste ich nicht mal, wer das ist. Aber es zeigte Rainer, dass der Fußball ihm in diesem Jahr nicht exklusiv gehört. Meine anderen Freundinnen sahen das genauso, wir mussten alle vorbauen, sonst gucken unsere Kerle nämlich irgendwann nur noch alleine, und zwischen Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League, Europa League, EM, WM und der Bunten Liga der Thekenmannschaften bleibt am Ende verdammt wenig Zeit für uns.
    Wir Frauen würden dieses Mal mitgucken, komplett, wir würden eine Meinung haben und irgendwelche Jungs anschmachten, wenn sie irgendwelche Trikots ausziehen. Und wir würden dabei viel Spaß haben. Das trifft die Jungs am meisten: Wenn uns was Spaß macht, von dem wir ihrer Meinung nach nicht mal Ahnung haben. Und es ist nur fair. Wir schließen sie ja auch nicht beim Sex aus.

Warum ist hier

Weitere Kostenlose Bücher